Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
Vom Netzwerk:
sollte ich Ihnen glauben?«, fragte Laurenz gereizt zurück. »Sie verschwinden spurlos für fünf Tage, Sie können plötzlich einen Hubschrauber fliegen, Ihr Bruder wird in der Stadt getötet, in der Sie sich zur gleichen Zeit aufhalten, und Sie überleben als Einziger ein Inferno, bei dem über vierhundert Menschen sterben – ich sollte Sie entweder auf der Stelle exorzieren oder töten.«
    »Papa, das reicht!«, rief Maria scharf dazwischen und wandte sich an Peter. »Wir brauchen deine Hilfe, Peter. Also, wirst du uns helfen?«
    »Wie?«, fragte Peter matt.
    »Sie müssen den Schatz der Templer finden, bevor Seth und Petrus II. ihn finden.«
    »Falls er überhaupt existiert«, wandte Peter ein.
    »Herrgott, wie können Sie denn noch zweifeln!?«, rief Laurenz und schlug mit der flachen Hand krachend auf den alten Couchtisch.
    Peter hob beruhigend die Hand. »Warum ausgerechnet ich?«
    Maria verschwand kurz im Nebenraum und kehrte mit einem alten Pergament zurück, das sie vorsichtig auf dem Tisch entrollte. Peter erkannte mittelalterliche Minuskeln in Latein.
    »Was ist das?«
    »Das Original der Prophezeiung des Malachias. Nikolas hat sie uns freundlicherweise überlassen.«
    »Wie bitte? Wann?«
    »Vor vier Tagen, kurz bevor er starb. Wie es aussieht, wollte er die Seiten wechseln und hat diesen Sinneswandel mit dem Leben bezahlt.«
    »Das glaube ich nicht! Das glaube ich einfach nicht!«
    »Schau dir das Pergament an«, drängte ihn Maria. »Den letzten Abschnitt. Ich kann ihn dir übersetzen.«
    Peter versuchte, den Gedanken an seinen ermordeten Bruder für einen Moment zu verdrängen und sich auf das Pergament zu konzentrieren. Es handelte sich um eine Art Liste mit Namen von Päpsten, denen sich ein kurzer Text mit einer Prophezeiung anschloss. Im Gegensatz zu der bekannten Liste des Malachias war diese jedoch weitaus ausführlicher.
    »Während der letzten, äußerst großen Verfolgung der heiligen Kirche wird Petrus, ein Römer, regieren. Er wird die Schafe unter vielen Bedrängnissen weiden und ihnen Hoffnung geben. Aber wehe, er wird falsch sein wie die Schlange, ein Diener der Hölle. Neun Siegel hält er in der Hand, um ihre Pforten zu öffnen. 306 ist seine Zahl. Ihm zur Rechten und zur Linken stehen zwei Brüder, Adam und Nikolas, beide einander gleich wie Romulus und Remus. Sie halten in Händen jeder die Hälfte einer Karte, die den Thron Satans in der Tiefe markiert. Die Brüder weisen Petrus dem Römer den Weg, den Thron Satans ans Licht der Welt zu bringen. Feuer wird auf die Menschen herabkommen, und ein furchtbares Übel wird alle Natur ergreifen. Dann wird die Siebenhügelstadt zerstört werden und alles, was auf Erden lebt, und der furchtbare Richter wird sein Volk richten. Ende.«
    »Haben Sie jetzt noch Zweifel, Peter?«, fragte Laurenz.
    Allerdings. An dir.
    Peter versuchte, sich zu erinnern, was in den letzten fünf Tagen passiert war. Aber zwischen dem Moment seiner Migräne auf Nakashimas Bohrinsel und seinem Erwachen im Kölner Dom gähnte ein Abgrund in seiner Erinnerung, der nichts wieder hergab. Für ein Trauma von diesem Ausmaß fand Peter nur eine Erklärung.
    Schuld. Schwere Schuld. Aber warum?
    Es ergab keinen Sinn. Peter dachte an seinen Bruder, der nun tot war. Seinen Bruder, den er ein Leben lang vermisst hatte, den er nun nie mehr richtig kennenlernen würde.
    Hass ist gut. Schmerz ist gut. Hass und Schmerz sind die ewigen Brüder. Das Licht hat uns gesandt, Schmerz zu säen. Wir sind Werkzeuge des Lichts.
    Irgendwo draußen fuhr ein Auto vorbei. Das Kreischen von kämpfenden Katzen war zu hören, eine Frau beschimpfte ihren Ehemann. Das Leben. So fern.
    »Warum ich?«, fragte Peter leise in die Stille, die sich über den Raum gelegt hatte. Und wieder: »Warum ich?«
    »Sag es ihm«, flüsterte Maria ihrem Vater zu.
    »Sag ihm was?«, fragte Peter misstrauisch.
    Laurenz zögerte. Dann: »Ich weiß, wer Ihre Eltern waren. Ihre leiblichen.«
    »Was?«
    »Ich habe Nachforschungen anstellen lassen, weil ich wissen musste, wer Sie wirklich sind. Ihre Eltern hießen Cornelia und Georg Kahn. Ihr Vater war promovierter Chemiker und arbeitete für einen internationalen Pharmakonzern, Ihre Mutter Lehrerin. Beide Jahrgang 1950, beide stammten aus Schleswig und lernten sich während des Studiums in Passau kennen. 1976 verschwanden sie spurlos. 1981 wurden ihre Leichen dann in Südfrankreich in einem ausgebrannten und völlig demolierten Wagen aufgefunden. Man ging von einem Unfall

Weitere Kostenlose Bücher