Collector’s Pack
Neptuntempels errichtet und den Hadrian vollendet hatte zum Ruhme von Sol invictus und den wichtigsten Göttern des römischen Pantheons.
Der Eingang des Tempels war üblicherweise nachts verschlossen, aber Corvus wunderte sich nicht einmal, dass sich die Pforte, die in der großen Tür eingelassen war, einfach aufdrücken ließ, als erwarte man ihn bereits.
Keuchend trat Marcus Corvus in den kreisrunden Saal ein, der den Göttern Roms geweiht war. Sieben Nischen waren in die massive Wand eingelassen, aus denen strenge marmorne Götterstatuen auf ihn herabstarrten. Vor der Statue des Sol invictus, des unsterblichen Sonnengottes, der in Rom als Hauptgott zunehmend populärer wurde, brannte ein schwaches Feuer in einer Schale und goss etwas Licht in den Saal. Marcus Corvus suchte fieberhaft nach dem spiralförmigen Zeichen. Über ihm spannte sich die größte freitragende Kuppel auf, die Menschen je geschaffen hatten. Durch die Öffnung in der Mitte strahlten die Gestirne des Nachthimmels auf ihn herab.
Durch das Opaion hörte Marcus Corvus von draußen zwei Stimmen miteinander flüstern. Die eine kannte er. Die Stimme seines Auftraggebers, des Hausverwalters. Marcus Corvus gab sich keinen Illusionen hin. Sie suchten ihn, weil er das kleine Kästchen hatte. Corvus vermutete, dass es dem Verwalter und seinen Hintermännern die ganze Zeit nur um das Kästchen gegangen war. Sie hatten einen weiteren Mörder losgeschickt, um auch ihn zu töten, denn der Mord an einer Vestalin durfte selbst in Rom nicht ungesühnt bleiben. Was lag also näher, die Schuld auf einen heruntergekommenen Legionär abzuwälzen. Da dieser Plan nicht aufgegangen war, suchten sie ihn nun.
Hastig suchte Corvus die Stelle, die Aemilia ihm beschrieben hatte. Das Versteck war klein und eng. Als er sich halbwegs in Sicherheit glaubte, kauerte er sich in dem Schacht zusammen und wartete ab. Er konnte das Echo von Schritten hören, die durch die Halle auf ihn zukamen.
»Du hast mich enttäuscht, Marcus Corvus!«, rief der Verwalter von irgendwo. »Sehr enttäuscht.«
Marcus Corvus hielt den Atem an und flehte zu Gott, er möge ihn unsichtbar machen. Einfach von dieser Welt verschwinden lassen. Aber mehr als zu hoffen, dass der Verwalter das Versteck nicht entdecken würde, blieb ihm nicht.
»Ich weiß, dass du hier bist, Corvus«, rief der Verwalter in das Dunkel. »Mach es nicht noch schlimmer. ER wird dich ja doch finden. ER kann dich riechen. Gib mir einfach, was die Vestalin dir gegeben hat. Vielleicht bitte ich IHN dann, dich zu verschonen.«
Marcus Corvus spürte die Anwesenheit des Verwalters jetzt ganz nah, sogar durch die Wand hindurch, hinter der er sich verbarg. Er spürte auch die Anwesenheit seines Begleiters, seinen hinkenden Gang, seinen röchelnden Atem, witternd wie ein Bluthund. Voller Grauen wurde Marcus Corvus klar, wer dieser Begleiter war. Zum letzten Mal in seinem missratenen Dasein, das Zehntausenden den Tod gebracht hatte, zog Marcus Pinarius Corvus sein Schwert, entschlossen, seinen neuen Gott mit seinem verdorbenen Leben zu verteidigen. Im gleichen Moment spürte er, wie die Hitze ihn traf.
XVI
9. Juli 2011, Rom
E s war schon ein heiliger Ort, bevor Hadrian seinen Tempel baute. Im Jahr 609 wurde der Tempel dann zur katholischen Kirche und ist seither der Heiligen Maria der Märtyrer geweiht. In der Renaissance wurde der Bau als Grabstätte berühmter Künstler und Könige beliebt. Du hast ja Raffaels Grab gesehen. Er wohnte übrigens nicht weit von hier in der Via Giulia.«
Nummer 85. Neben der kleinen Snackbar.
Peter hörte Marias munteren touristischen Erklärungen nur mit halbem Ohr zu. Seit ihrem kurzen Streit vorhin bemühte sie sich um Heiterkeit, als sei das ein Mittel gegen das Misstrauen.
»Sag mir lieber, wie wir da reinkommen.«
Maria zuckte mit den Schultern und bestellte ihren zweiten Cocktail. Sie wirkte völlig ungezwungen, nachdem sie vom Vesper-Gebet in einem nahe gelegenen Kloster zurückgekehrt war.
Der massive Rundbau vor ihnen, hell erleuchtet von Natriumstrahlern, beherrschte die Piazza della Rotonda. Sämtliche Plätze vor den Restaurants, Cafés und Bars rings um die Piazza waren belegt, um den Brunnen vor dem Pantheon lagerten Jugendliche, Kinder tobten auf dem Platz herum, die Souvenirverkäufer, Straßenmusiker und Taschendiebe hatten Hochsaison. Das Gewitter von Mopeds und Autos auf der verzweifelten Suche nach Parkplätzen wurde nur von dem Kofferverstärker eines Straßenmusikers
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