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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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übertönt, der mit seiner E-Gitarre alte Rock- und Popklassiker verstümmelte.
    »Kein guter Zeitpunkt für einen Einbruch«, sagte Maria und schlürfte an ihrem zweiten Imperator ,einem quietschbunten Mix aus billigem Rum und Sirup. Peter hörte kein Bedauern in ihrer Stimme. Er spielte nervös mit dem Papierschirmchen seines Imperators und starrte unablässig auf das Pantheon, das trutzig und verschlossen vor ihnen lag, zum Greifen nahe. Am Nachmittag hatten sie sich bereits kurz drinnen umgesehen, aber auf den ersten Blick nichts entdecken können, was irgendwie mit Peters Tätowierung zusammenhing. Sie hatten das Pantheon einige Male umrundet und zwei kleine Eisentüren auf der westlichen und östlichen Seite des Baus unterhalb des Straßenniveaus entdeckt, die jedoch verschlossen waren.
    Das Pantheonzählte zu den Hauptsehenswürdigkeiten Roms und war zu den Öffnungszeiten entsprechend voll mit Touristen, was eine unauffällige Suche erschwerte. Peter hatte daher beschlossen, in der Nacht dort irgendwie einzudringen und sich in Ruhe umzuschauen.
    Irgendwie. In Ruhe. Leicht gesagt.
    Er hatte Werkzeug besorgt, um notfalls mit Gewalt ein Türschloss knacken zu können. In einer Umhängetasche trug er einen schweren Hammer, ein Brecheisen und Schraubenzieher bei sich und kam sich vor wie das Klischee eines Einbrechers.
    »Erst Viertel nach zehn. Wir warten noch«, murmelte er.
    »Vergiss es«, sagte Maria leichthin. »Bis in einer Julinacht wie dieser hier Ruhe einkehrt, sind wir sturzbetrunken. Ich bin’s schon.«
    Peter wandte sich ihr zu. »Man könnte denken, du freust dich darüber.«
    Sie erwiderte seinen Blick. Spott lag darin und noch etwas anderes. Zärtlichkeit, Entschlossenheit und Trauer.
    »Ja, vielleicht genieße ich es einfach, mit dir hier zu sitzen, einfach so auf einem Platz in Rom in einer Sommernacht mit billigen Drinks. Als ob …«
    Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
    Ja, Maria, als ob.
    Peter nahm ihre Hand. Sofort schlossen sich ihre Finger um seine, als habe ihre Hand eine Ewigkeit darauf gewartet.
    »Ich weiß«, sagte Peter leise. »Wenn das hier vorbei ist, Maria, dann …«
    Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Nicht.«, sagte sie leise, als habe er eine stillschweigende Vereinbarung gebrochen. Sie schob ihren Imperator von sich und setzte sich aufrecht hin.
    »Lass es uns versuchen.«
    »Was, jetzt?«
    Sie griff in ihre Hosentasche und knallte einen Zwanzig-Euro-Schein auf den Tisch. »Bessere Idee?«
    »Und wie, bitte schön, kommen wir da rein?«
    Maria zog einen kleinen Schlüsselbund aus der Tasche und ließ ihn vor Peters Nase hin und her baumeln.
    »Was ist das denn?«
    Maria zuckte die Schultern. »Geklaut.«
    »Geklaut???«
    »Ich kenne die Gemeinde und wusste, wo der Schlüssel hängt.«
    »Und was, wenn...«
    »Niemand wird irgendwas merken, wenn wir uns beeilen.«
    »Deswegen warst du also vorhin kurz weg. Warum hast du nichts gesagt?«
    Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn. »Weil es so ein schöner Abend ist«, sagte sie und zog ihn mit sich.
    Sie warteten, bis eine Gruppe Niederländer vorbeigezogen war, dann kletterten sie über die kleine Mauer am Straßenrand und suchten die Tür auf der Ostseite des Pantheons. Aus einiger Entfernung wirkten sie wie ein Liebespaar, das sich ein romantisches Plätzchen abseits des Trubels suchte.
    Die kleine Tür auf der Ostseite wirkte wie zugeschweißt und ließ sich kaum bewegen.
    »Gib mal den Schlüss…«, sagte Peter. Doch ehe er weitersprechen konnte, drückte Maria ihn gegen die rostige Tür und küsste ihn. Peter war im ersten Augenblick zu überrascht, um zu reagieren, doch als er ihre Zunge spürte, erwiderte er den Kuss.
    »Und hör nicht auf, bis ich fertig bin«, flüsterte sie, als sie kurz Luft holte, und schlang einen Arm um seinen Hals, während sie mit der freien Hand den entwendeten Schlüssel ins Schloss fummelte.
    »Ich hör nicht auf«, flüsterte er zurück und zog sie enger an sich. Einige Jugendliche, die die beiden unten entdeckt hatten, grölten etwas Anzügliches, aber Peter beachtete sie nicht. Er spürte, wie sehr er sie vermisst hatte. Wie sehr er sich wünschte, noch ein Mal mit ihr zu schlafen, trotz der undeutlichen Warnung aus dem Nebel seiner Erinnerung. Der Schlüssel klemmte offenbar. Maria drängte sich noch enger an Peter und ruckelte weiter mit dem Schlüssel. Mit einem lauten Klonk! gab das Schloss endlich nach.
    Sie löste sich von ihm und sah sich um. Niemand oben auf

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