Collector’s Pack
hochgezogenen Linkskurve in den römischen Nachthimmel abdrehte.
Maria umarmte Peter erleichtert. Er konnte spüren, wie sie zitterte.
»Wir haben auf dich gewartet.«
»Ach ja? Sah eher so aus, als ob ihr nur auf den Bus gewartet habt.«
Sie sah ihn ernst an, offensichtlich verletzt von seinen Zweifeln. »Wir hätten dich auf keinen Fall zurückgelassen.«
Ihr Blick wanderte unwillkürlich zu seiner linken Hand.
»Du blutest. Das sieht schlimm aus.«
»Die Klinik ist ja nicht weit«, versuchte Peter zu scherzen.
»Geben Sie mir die Waffe«, sagte Laurenz, der neben Maria saß, und streckte die Hand aus. In der anderen Hand hielt er weiterhin den Koffer. Widerspruchslos gehorchte Peter. Laurenz reichte die Pistole an einen der vier Männer in den Combat-Outfits weiter, die unbeweglich vor ihnen saßen. Sie trugen Helme, die Gesichter mit Skimasken verdeckt.
Eine Spezialeinheit. Eine Kampfeinheit der Kirche.
»Erklären Sie mir, was das zu bedeuten hat, Laurenz?« »Später. Wir sind noch nicht in Sicherheit.«
»Und wo ist ›in Sicherheit‹?«
Laurenz wandte sich wortlos ab. Peter sah aus dem Fenster auf die brennenden Autowracks der Wagenkolonne. Der LKW war verschwunden.
»Wer waren die?«, fragte Peter.
»Träger des Lichts«, erwiderte Laurenz knapp. »Sie wussten offenbar die ganze Zeit, wo wir waren. Sie mussten nur noch an der geeigneten Stelle zuschlagen.«
»Und jetzt glauben Sie, dass ich Sie und Maria verraten habe?«
Laurenz wandte sich ihm jetzt direkt zu.
»Nein. Nicht mehr. Sie haben uns schließlich das Leben gerettet, Nikolas.«
»Das ist Peter!«, protestierte Maria
Laurenz sah Peter unverwandt an. »Wie auch immer. Im Augenblick zählt nur, dass dieser Koffer in Sicherheit gebracht wird.«
Der Scheißkoffer.
Peter lehnte sich zurück und schloss die Augen. Die Bisswunde an seiner linken Hand schmerzte pochend und erinnerte ihn daran, dass Laurenz womöglich Recht hatte. Er war nicht Peter. Nicht mehr.
Was ist mit mir passiert? Wann ist es passiert?
Der Helikopter ließ die Stadt hinter sich und flog in östliche Richtung. Nach einer halben Stunde setzten sie im Vorhof einer weitläufigen Klosteranlage inmitten von bewaldeten Bergen auf. Laurenz eilte mit dem Koffer umgehend ins Gebäude, während die bewaffneten Männer erneut das Gelände sicherten. Peter und Maria folgten dem Ex-Papst. Als sie den Gefahrenbereich der Rotorblätter verlassen hatten, hob der Hubschrauber sofort wieder ab und verschmolz mit der Dunkelheit.
Das Kloster war eine Benediktinerabtei, wie Peter am Habit der Mönche erkannte, die sie in Empfang nahmen. Einer der Mönche führte Maria und Peter zuerst zur Krankenstation, wo er die Bisswunde an Peters linker Hand desinfizierte und nähte.
»Sieht schlimmer aus, als es ist«, versuchte er, Peter zu beruhigen. Aber Peter starrte nur auf die verletzte Hand, die klaffende Wunde, das helle Blut. Keine bionische Hand. Maria bemerkte seinen Blick und berührte ihn zärtlich am Kopf.
»Es wird eine Erklärung dafür geben, Peter.«
»Die Frage ist nur, ob sie mir auch gefällt.« Er riss sich zusammen und mühte sich ein Lächeln ab. »Danke, dass ihr auf mich gewartet habt … Wo sind wir hier?«
»Im Benediktinerkloster von Subiaco, etwa achtzig Kilometer von Rom. Mehr weiß ich nicht. Ich … bin von all dem, was heute Nacht passiert ist, genauso schockiert wie du, glaub mir.«
»Das Kloster ist seit Jahrhunderten ein Rückzugsort des Ordens vom Heiligen Schwert«, sagte Laurenz, der plötzlich in der Tür stand.
Peter schüttelte fassungslos den Kopf. »Orden vom Heiligen Schwert, hochgerüstete Spezialeinheiten, Militärhubschrauber – wie passt das mit einer Kirche des Friedens zusammen?«
»Gar nicht«, sagte Laurenz. »Deswegen wurde der Orden auch jahrhundertelang totgeschwiegen. Es gab Päpste, die überhaupt keine Ahnung von der Existenz dieses Ordens hatten.«
»Sie aber doch.«
»Ich bin schon Mitglied dieses Ordens, seit ich zum Priester geweiht wurde. Ich musste in meinem Leben viele Geheimnisse bewahren und leider oft gegen das Neunte Gebot verstoßen.« Dabei sah er seine Tochter an, deren Existenz er als Priester, Bischof und Papst hatte verschweigen und leugnen müssen, solange sie lebte. »Es war eine unmenschliche Aufgabe, an der ich ohne meinen Glauben und die Hilfe deiner Mutter fast zerbrochen wäre.«
Trotz seines Misstrauens gegen Laurenz erwachte nun Peters journalistische Neugier. Irgendwann hatte er schließlich
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