Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
Vom Netzwerk:
griechische Buchstaben, ägyptische Hieroglyphen, henochische Zeichen und eine verschnörkelte Schrift, die ihm völlig unbekannt war. Einige Texte sahen aus wie Tabellen, andere waren illustriert mit Zeichen und Symbolen. Einige davon erkannte Peter wieder. Er sah auch eine Zeichnung des Amuletts mit dem Kupfersymbol. Bei einem der Blätter handelte es sich um eine mittelalterliche Weltkarte.
    Peter sah sich in dem Labor um, und sein Misstrauen erwachte wieder. »Hier ist alles vorbereitet. Warum fuhr der Konvoi mit der okkulten Bibliothek dann zur Gemelli-Klinik?«
    »Um die Bücher dort für alle Zeit zu vernichten. Bis auf das eine Buch, mit dem ich mich schon mein ganzes Leben beschäftige.«
    »Warum ist dieses Buch so wichtig?«
    »Ich hoffe, dass es uns mehr über das Wirken Satans verraten wird. Und über das größte Geheimnis der Menschheit.«
    »Und das wäre?«, fragte Peter und konnte den Spott nicht ganz unterdrücken. »Die Bundeslade? Der Heilige Gral? Das biblische Manna? Oder etwa der Stein der Weisen?«
    Laurenz sah Peter an wie ein Lehrer einen sehr dummen Schüler. »Es hat viele Namen. Ich hoffe, dass das Buch Dzyan uns einige Antworten liefert, bevor die ›Träger des Lichts‹ es in die Hände bekommen. Dieses Buch ist die letzte Chance der Menschheit.«
    Fast zärtlich und voller Ehrfurcht berührte er ein Blatt der Handschrift nach dem anderen. »Der zentrale Teil des Buches Dzyan wurde von Hermes Trismegistos alias Manetho um 200 vor Christus zusammengetragen. In einer Schrift, die wir bislang nicht dechiffrieren konnten.«
    »Diese Texte vollständig zu entschlüsseln, wird Jahre dauern«, sagte Peter.
    »Über die Hälfte der Texte haben wir schon geknackt«, erwiderte Yoko Tanaka. »Außerdem haben wir für den Rest jetzt endlich den passenden Schlüssel.«
    »Und der wäre?«
    Laurenz sah ihn an. »Sie, Peter. Sie sind der Schlüssel.«

XXIII

EINE WOCHE ZUVOR …
    3. Juli 2011, Zürich
    U rs Bühler war ein Meister der schlechten Laune. Ein unbeirrbarer Misanthrop, ein Prophet des Pessimismus, ein Diener des Grolls gegen den Rest der Welt. Mit wenigen Ausnahmen, ganz wenigen. Natürlich hasste der ehemalige Kommandant der Schweizergarde die Italiener noch immer von Herzen. Aber seit er in die Schweiz zurückgekehrt war, um dem Medienrummel zu entkommen und sich nur noch um seine behinderte Schwester zu kümmern, seit den Ereignissen des letzten Jahres also waren ein paar Dinge hinzugekommen, die den Italienern deutlich den Rang abliefen. Okkulte Logen zum Beispiel, die seine Schwester Leonie entführten und den Petersdom in die Luft sprengten. Medien, die nichts anderes mehr vermeldeten als Naturkatastrophen, Seuchen, Hungersnöte, Wirtschaftskrisen, Terroranschläge und Kriege, einzig unterbrochen von Werbung und der Durchhaltepropaganda von Castingshows. Urs Bühler wurde übel, wenn er den Fernseher einschaltete. Er ertrug das Programm nur wegen Leonie, die nichts mehr liebte, als mit ihm und einer Tüte Erdnussflips auf dem Sofa fernzusehen. Platz zwei der meistgehassten Dinge des Lebens war jedoch die Langeweile, die sich wie ein schmieriger Film über sein Leben gelegt hatte. Seit er aus der Schweizergarde ausgeschieden war und sich mit Leonie in ihr Elternhaus im Zürcher Vorort Oerlikon zurückgezogen hatte, gab es nicht viel zu tun für ihn. Nachdem der öffentliche Rummel um seine Person abgeflaut war, hatte er als freier Berater bei einer internationalen Sicherheitsfirma angeheuert und bildete Personenschützer aus. Auf diese Weise kam er immerhin an die frische Luft und hielt sich in Form. Das war aber auch schon alles, denn diese Arbeit langweilte ihn sogar noch mehr als die Zeit, die er während der vielen Monate in der Legion in versifften Camps totgeschlagen hatte. Die Langeweile brachte ihn fast um den Verstand. Er war jetzt fünfzig und fühlte sich noch immer fit. Bereit. Bloß für was?
    Wenn er nicht arbeitete, kümmerte sich der bullige Exkommandant liebevoll um Leonie, machte Ausflüge mit ihr, brachte ihr Fahrradfahren, die Bedienung des Computers und Telefonieren bei. Er hatte ihr eine Stelle in einem Vorzeigehotel organisiert, in dem ausschließlich Menschen mit Down-Syndrom arbeiteten. Die Arbeit an der Rezeption machte Leonie Spaß. Sie wirkte viel selbstständiger als früher. Bis nachts die Albträume kamen.
    Denn das war Platz eins auf Bühlers Liste der meistgehassten Dinge: Leonies Albträume. Jede Nacht erwachte sie schreiend, meistens gegen vier

Weitere Kostenlose Bücher