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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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Plutarch und ich
müssen sie stützen. Flavius' Fuß bleibt im Metallgitter über einer kreisrunden
Öffnung im Boden hängen, und als ich mir vorstelle, wozu ein Raum einen solchen
Abfluss braucht, zieht sich mir der Magen zusammen. Dort lässt man die Flecken
menschlichen Elends verschwinden, die man von den weißen Fliesen gespritzt hat
...
    In der Krankenstation suchen wir meine Mutter. Sie ist die
Einzige, der ich die Gefangenen anvertrauen mag. In dem Zustand erkennt meine
Mutter sie nicht gleich. Ich bemerke ihren konsternierten Blick, und ich weiß,
dass er nicht von dem Anblick misshandelter Körper herrührt - das war für sie
in Distrikt 12 Alltag -, sondern von der Erkenntnis, dass es solche Dinge auch
in Distrikt 13 gibt.
    In der Krankenstation hat man meine Mutter willkommen
geheißen, auch wenn man in ihr, trotz ihrer lebenslangen Erfahrung als
Heilerin, eher eine Krankenschwester sieht als eine Ärztin. Aber niemand mischt
sich ein, als sie das Trio in ein Behandlungszimmer führt, um die Wunden zu
untersuchen. Ich setze mich auf eine Bank im Flur vor dem Eingang zur Krankenstation
und warte auf ihre Diagnose. Meine Mutter besitzt die Fähigkeit, an einem
Körper die Qualen abzulesen, die er erlitten hat.
    Gale setzt sich neben mich und legt mir den Arm um die
Schultern. »Deine Mutter kriegt sie wieder hin.« Ich nicke und frage mich, ob
er wohl an seine eigene brutale Auspeitschung in Distrikt 12 zurückdenken muss.
    Plutarch und Fulvia setzen sich auf die Bank gegenüber, äußern
sich aber nicht zum Zustand meines Vorbereitungsteams. Offenbar wussten sie
nichts von der Bestrafung. Es muss ihnen peinlich sein, dass Präsidentin Coin
sie ohne ihr Wissen angeordnet hat. Ich beschließe, ihnen aus der Klemme zu
helfen.
    »Das dürfte ein dezenter Hinweis an uns alle sein«, sage
ich.
    »Was? Nein. Was willst du damit sagen?«, fragt Fulvia.
    »Dass die Bestrafung meines Vorbereitungsteams eine Warnung
ist«, erläutere ich. »Nicht nur für mich. Auch für euch. Um uns daran zu
erinnern, wer hier das Sagen hat und was mit denen passiert, die nicht
gehorchen. Und falls ihr euch der Illusion hingegeben habt, ihr hättet Macht,
dann solltet ihr euch jetzt davon verabschieden. Eure Herkunft aus dem Kapitol
schützt euch hier nicht. Vielleicht ist sie sogar eher hinderlich.«
    »Du willst doch nicht Plutarch, den Organisator beim Ausbruch
der Rebellen, mit diesen drei Kosmetikheinis vergleichen?«, sagt Fulvia eisig.
    Ich zucke die Achseln. »Wie du meinst. Aber was, wenn ihr
bei Coin in Ungnade fallt, Fulvia? Mein Vorbereitungsteam wurde gekidnappt, sie
haben wenigstens noch die Hoffnung, dass sie eines Tages ins Kapitol
zurückkehren. Gale und ich können im Wald leben. Aber du und Plutarch? Wohin
solltet ihr beide zurückgehen?«
    »Vielleicht sind wir doch ein bisschen wichtiger für den
Krieg, als du annimmst«, erwidert Plutarch zuversichtlich.
    »Natürlich seid ihr das. Aber die Tribute sind auch
wichtig für die Spiele gewesen. Bis sie es irgendwann nicht mehr waren«, sage
ich. »Und dann waren wir auf einmal sehr entbehrlich - stimmt's, Plutarch?«
    Damit ist das Gespräch beendet. Schweigend warten wir, bis
meine Mutter zu uns kommt. »Sie werden wieder auf die Beine kommen«, sagt sie.
»Keine bleibenden körperlichen Schäden.«
    »Gut. Wunderbar«, sagt Plutarch. »Wie lange wird es
dauern, bis sie wieder einsatzbereit sind?«
    »Warten wir bis morgen«, antwortet sie. »Nach allem, was
sie durchgemacht haben, müssen wir mit einer gewissen emotionalen Labilität
rechnen. Nach dem Leben, das sie im Kapitol führten, hat sie das alles hier
völlig unvorbereitet getroffen.«
    »Gilt das nicht für uns alle?«, sagt Plutarch.
    Weil mein Vorbereitungsteam außer Gefecht gesetzt ist,
entbindet Plutarch mich für den Rest des Tages von meinen Pflichten als
Spotttölpel. Vielleicht auch, weil ich so angespannt bin. Jedenfalls gehen Gale
und ich hinunter zum Mittagessen, wo uns heute ein Bohnen-Zwiebel-Eintopf, eine
dicke Scheibe Brot sowie eine Tasse Wasser serviert werden. Nach Venias Geschichte
bleibt mir das Brot allerdings im Hals stecken und ich schiebe den Rest auf Gales
Tablett rüber. Während des Essens reden wir nicht viel, doch als unsere
Schüsseln leer sind, krempelt Gale seinen Ärmel hoch und zeigt auf seinen
Tagesplan. »Ich hab als Nächstes Training.«
    Ich halte meinen Arm neben seinen. »Ich auch.« Im selben
Augenblick fällt mir ein, dass Training jetzt Jagen heißt.
    Der

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