Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
Vom Netzwerk:
in dem sie liegen. Doch als
ich die Tür öffne und in die Welt hinaustrete, ist da nur eine riesengroße
Leere. Meine Zukunft ein blassgraues Nichts.
    »Sollen sie dich betäuben, bis es vorbei ist?«, fragt
Haymitch. Das ist kein Scherz. Er hat jahrelang an der Flasche gehangen und
versucht, sich gegen die Verbrechen des Kapitols zu betäuben. Bestimmt hatte
der sechzehnjährige Junge, der einst das zweite Jubel-Jubiläum gewonnen hat,
Menschen, die er geliebt hat - Verwandte, Freunde, vielleicht eine Liebste -
und zu denen er zurückwollte. Wo sind sie jetzt? Wie kommt es, dass es, bis er
Peeta und mich am Bein hatte, niemanden in seinem Leben gab? Was hat Snow mit
ihnen gemacht?
    »Nein«, sage ich. »Ich will mit ins Kapitol. Ich will bei
der Rettungsmission dabei sein.«
    »Sie sind schon weg«, sagt Haymitch.
    »Wann sind sie aufgebrochen? Ich könnte sie einholen. Ich
könnte ...« Was? Was könnte ich tun?
    Haymitch schüttelt den Kopf. »Kommt nicht infrage. Du bist
zu wertvoll und zu angreifbar. Es stand zur Debatte, dich in einen anderen
Distrikt zu schicken, um das Kapital während der Rettungsaktion abzulenken.
Aber wir hatten alle das Gefühl, dass es dich überfordern würde.«
    »Bitte, Haymitch!« Jetzt flehe ich ihn an. »Ich muss
irgendwas machen. Ich kann nicht hier rumsitzen und abwarten, ob sie sterben.
Es muss doch irgendwas geben, was ich tun kann!«
    »Na gut. Ich rede mit Plutarch. Du rührst dich nicht vom
Fleck.« Aber das ist unmöglich. Haymitchs Stimme hallt noch im Flur, als ich
durch den Spalt im Vorhang zum Nachbarbett schlüpfe. Finnick liegt ausgestreckt
auf dem Bauch, die Hände ins Kopfkissen vergraben. Obwohl es feige ist und auch
grausam, ihn aus dem schemenhaften, gedämpften Land der Drogen in die harte
Wirklichkeit zu holen, wecke ich ihn, weil ich es allein nicht ertragen kann.
    Als ich ihm unsere Situation erkläre, legt sich seine
anfängliche Aufregung seltsamerweise. »Verstehst du nicht, Katniss? Jetzt wird
sich alles entscheiden. So oder so. Heute Abend sind sie entweder tot oder bei
uns. Das ist... das ist mehr, als wir uns erhoffen konnten!«
    Das ist wirklich eine entspannte Sicht auf die Lage. Und
doch liegt etwas Beruhigendes in dem Gedanken, dass diese Qual bald ein Ende
haben könnte.
    Der Vorhang wird zur Seite gerissen. Haymitch. Wenn wir
uns zusammenreißen, hat er eine Aufgabe für uns. Es wird immer noch
Bildmaterial von Distrikt 13 nach der Bombardierung gebraucht. »Wenn wir das
in den nächsten Stunden kriegen, kann Beetee es während der Rettungsaktion
ausstrahlen und das Kapital damit möglicherweise ablenken.«
    »Ja, ein Ablenkungsmanöver«, sagt Finnick.
    »Wir brauchen etwas, das die Leute so fesselt, dass selbst
Präsident Snow sich nicht losreißen kann. Hättet ihr da was auf Lager?«, fragt
Haymitch.
    Jetzt, mit einer Aufgabe, die für die Rettungsaktion
vielleicht wichtig ist, kann ich mich wieder konzentrieren. Während ich mein
Frühstück herunterschlinge und zurechtgemacht werde, überlege ich, was ich
sagen könnte. Präsident Snow fragt sich bestimmt, wie der blutbespritzte
Fußboden und seine Rosen auf mich gewirkt haben. Wenn er mich kaputt haben
will, muss ich eben heil sein. Aber es wird bestimmt nicht genügen, ein paar
trotzige Phrasen in die Kamera zu brüllen. Außerdem würde die
Rettungsmannschaft dadurch keine Zeit gewinnen. Ausbrüche sind schnell vorbei.
Geschichten dagegen brauchen ihre Zeit.
    Ich weiß nicht, ob es funktionieren wird, aber als das
Fernsehteam oben versammelt ist, bitte ich Cressida, mich nach Peeta zu
fragen. Ich setze mich auf die umgestürzte Marmorsäule, wo ich meinen
Zusammenbruch hatte, und warte auf das rote Licht und Cressidas Frage.
    »Wie hast du Peeta kennengelernt?«, fragt sie.
    Und dann mache ich das, was Haymitch sich schon bei meinem
ersten Interview gewünscht hat, ich öffne mich. »Als ich Peeta kennenlernte,
war ich elf Jahre alt und halb tot.« Ich erzähle von dem schrecklichen Tag,
als ich versuchte, im Regen Babysachen zu verkaufen, wie Peetas Mutter mich vom
Eingang der Bäckerei verjagt hat und wie er Prügel dafür bezog, dass er mir
die Brote besorgte, die meiner Familie und mir das Leben retteten. »Wir haben
kein Wort miteinander gewechselt. Das erste Mal habe ich mit Peeta gesprochen,
als wir zusammen im Zug zu den Spielen saßen.«
    »Aber da war er schon in dich verliebt«, sagt Cressida.
    »Kann gut sein.« Ich gestatte mir ein kleines Lächeln.
    »Wie kommst du mit der

Weitere Kostenlose Bücher