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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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Menschen dort, genau wie ich jetzt, gespannt darauf,
was es über den Präsidenten zu erzählen gibt.
    »Und jetzt zu unserem guten Präsidenten Coriolanus Snow«,
sagt Finnick. »So ein junger Mann, als er an die Macht kam. Und so schlau, an
der Macht zu bleiben. Gewiss fragen Sie sich, wie er das geschafft hat? Ein
Wort. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen. Gift.« Finnick
ruft den Zuschauern Snows politischen Aufstieg in Erinnerung, von dem ich
nichts weiß, wie er sich zum Präsidenten hochgearbeitet hat und wie seine
politischen Gegner und, schlimmer noch, seine Verbündeten, sobald sie zur
Bedrohung wurden, einer nach dem anderen auf mysteriöse Weise ums Leben kamen.
Wie Menschen auf einem Fest plötzlich tot umfielen oder langsam und
unerklärlich über Monate hinweg zum Schatten ihrer selbst wurden. Man schob es
auf verdorbene Schalentiere, schwer nachweisbare Viren oder eine unentdeckte
Schwäche der Hauptschlagader. Wie Snow selbst aus der vergifteten Tasse trank,
um den Verdacht zu zerstreuen. Aber ein Gegengift wirkt nicht immer. Man sagt,
dass er deshalb die parfümierten Rosen trägt. Sie sollen den Blutgeruch
übertünchen, der von den offenen Wunden in seinem Mund herrührt. Man sagt, man
sagt, man sagt ... Snow habe eine Liste, und niemand weiß, wer als Nächstes
dran ist.
    Gift. Die perfekte Waffe für eine Schlange.
    Ich habe eine so niedrige Meinung vom Kapitol und seinem
feinen Präsidenten, dass mich Finnicks Anschuldigungen nicht sonderlich
schockieren. Auf die vertriebenen Rebellen aus dem Kapitol, auf mein Team und
Fulvia scheinen sie einen weitaus größeren Effekt zu haben - selbst Plutarch
wirkt hin und wieder überrascht, vielleicht fragt er sich, wie ihm die eine
oder andere Pikanterie entgehen konnte. Als Finnick fertig ist, lassen sie die
Kameras einfach laufen, bis er schließlich selbst sagen muss: »Schnitt!«
    Das Team verschwindet schnell, um das Material zu schneiden,
und Plutarch nimmt Finnick für ein kleines Gespräch beiseite. Vermutlich will
er herauskriegen, ob er noch mehr Geschichten auf Lager hat. Ich bleibe mit
Haymitch in den Trümmern zurück und frage mich, ob ich eines Tages das gleiche
Schicksal erlitten hätte wie Finnick. Warum nicht? Für das Mädchen, das in
Flammen stand, hätte Snow einen guten Preis erzielen können.
    »Hast du das auch durchmachen müssen?«, frage ich Haymitch.
    »Nein. Meine Mutter und mein kleiner Bruder. Mein Mädchen.
Zwei Wochen nachdem ich zum Sieger gekrönt wurde, waren sie alle tot. Wegen
meiner waghalsigen Aktion mit dem Kraftfeld«, sagt er. »Es gab niemanden mehr,
den Snow gegen mich hätte einsetzen können.«
    »Erstaunlich, dass er dich nicht einfach umgebracht hat«,
bemerke ich.
    »Oh nein. Ich war das abschreckende Beispiel. Mich konnte
man den jungen Finnicks und Johannas und Cashmeres vorhalten. Damit sie sahen,
was mit einem Sieger passiert, der Probleme macht«, sagt Haymitch. »Aber er
hatte nichts, womit er mich unter Druck setzen konnte.«
    »Bis Peeta und ich ins Spiel kamen«, sage ich leise. Er
zuckt noch nicht mal mit den Schultern.
    Nachdem Finnick und ich unseren Auftrag erledigt haben,
können wir nur noch warten. Wir versuchen uns die zähen Minuten in der
Waffenabteilung zu vertreiben. Knoten unsere Seile. Schieben unser Mittagessen
in den Schalen hin und her. Ballern auf dem Schießplatz alles weg. Von der
Rettungsmannschaft gibt es wegen der Entdeckungsgefahr keinerlei Nachricht. Um
15 Uhr, zur festgelegten Zeit, stehen wir angespannt und stumm hinten in einem
Raum voller Bildschirme und Computer und schauen zu, wie Beetee versucht, die
Herrschaft über den Äther zu gewinnen. Seine zappelige Art ist einer
Entschlossenheit gewichen, wie ich sie bei ihm noch nie erlebt habe. Der
größte Teil meines Interviews kommt nicht rüber, aber jedenfalls sieht man,
dass ich lebe und nach wie vor kämpferisch bin. Finnicks obszöner und
blutrünstiger Bericht ist die Nachricht des Tages. Wird Beetee immer
geschickter? Oder sind seine Gegenspieler im Kapitol so fasziniert, dass sie
Finnick gar nicht abschalten wollen? Während der folgenden sechzig Minuten
wechselt das Programm des Kapitols zwischen den üblichen Nachrichten am
Nachmittag, Finnicks Insiderbericht und Versuchen, alles abzuschalten. Aber
die Techniker der Rebellen wehren sogar das ab und schaffen es in einem
regelrechten Coup, fast die gesamte Passage über Präsident Snow auszustrahlen.
    »Schluss jetzt!«, sagt Beetee, hebt die Hände

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