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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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auf Tisch und Fußboden verstreut. An
den Pinnwänden und auf den Computerbildschirmen sind weitere Zeichnungen. Eine
erkenne ich als Rohskizze von Gales Schwippgalgenfalle. »Was ist das denn?«,
frage ich heiser, und sie schauen von dem Blatt auf.
    »Ah, Katniss, jetzt bist du uns auf die Schliche
gekommen«, sagt Beetee fröhlich.
    »Wieso? Ist das ein Geheimnis?« Ich weiß, dass Gale hier
oft mit Beetee arbeitet, aber ich dachte immer, sie wären mit Bogen und
Pistolen zugange.
    »Eigentlich nicht. Aber ich hatte schon ein schlechtes
Gewissen. Weil ich dir Gale andauernd entführe«, sagt Beetee.
    Da ich die meiste Zeit in Distrikt 13 entweder
desorientiert, besorgt oder wütend war und mich hauptsächlich zurechtmachen
oder in der Krankenstation behandeln lassen musste, kann ich nicht sagen, dass
ich Gale sonderlich vermisst hätte. Unser Verhältnis war ja auch nicht gerade
harmonisch. Aber ich lasse Beetee in dem Glauben, er wäre mir etwas schuldig.
»Ich hoffe, du hast seine Zeit gut genutzt.«
    »Komm und sieh es dir an«, sagt er und winkt mich zu einem
Computerbildschirm herüber.
    Jetzt sehe ich, was sie machen. Sie nutzen die Ideen, die
in Gales Fallen stecken, und bauen daraus Waffen, die man gegen Menschen
einsetzen kann. Vor allem Bomben. Es geht weniger um die Mechanik der Fallen
als um die Psychologie dahinter. Einen Sprengsatz an einem Ort zu verstecken,
der für den Gegner etwas Lebenswichtiges bereithält. Wasser oder Nahrung. Die
Opfer so zu erschrecken, dass sie fliehen und sich selbst ins Verderben
stürzen. Sprösslinge in Gefahr zu bringen, um an das eigentliche Ziel des
Angriffs, die Eltern, heranzukommen. Das Opfer in einen vermeintlich sicheren
Hafen zu locken - wo der Tod wartet. Irgendwann haben Gale und Beetee sich von
der Wildnis verabschiedet und sich auf menschliche Impulse konzentriert. Wie
zum Beispiel Mitleid. Eine Bombe geht hoch. Man lässt den Menschen Zeit, den
Verwundeten zu Hilfe zu eilen. Und dann werden sie von einer zweiten, noch
stärkeren Bombe getötet.
    »Dass ihr damit eine gewisse Grenze überschreitet, wisst
ihr, oder?«, sage ich. »Dann ist jetzt also alles erlaubt?« Die beiden starren
mich an - Beetee zweifelnd, Gale feindselig. »Offenbar gibt es keine
Vorschriften dafür, was man einem anderen Menschen auf keinen Fall antun
darf.«
    »Natürlich gibt es die. Beetee und ich halten uns an
dieselben Vorschriften wie Präsident Snow, als er Peeta eingewebt hat«, erklärt
Gale.
    So hart es ist, es stimmt. Ohne ein weiteres Wort mache
ich auf dem Absatz kehrt. Ich muss sofort hier raus, sonst raste ich aus, aber
ich bin immer noch in der Waffenabteilung, als Haymitch mich abfängt. »Komm
mit«, sagt er. »Wir brauchen dich oben in der Krankenstation.«
    »Wofür?«, frage ich.
    »Sie wollen bei Peeta was ausprobieren«, sagt er. »Wollen
ihm die harmloseste Person aus Distrikt 12 schicken, die sie auftreiben können.
Jemanden, mit dem Peeta möglicherweise Kindheitserinnerungen teilt, der jedoch
nicht zu eng mit dir in Verbindung steht. Sie gehen jetzt die einzelnen Leute
durch.«
    Das dürfte gar nicht so einfach sein, denn wer Peetas Kindheitserinnerungen
teilt, kommt sehr wahrscheinlich aus der Stadt, und fast niemand dort hat die
Flammen überlebt. Doch sie haben jemanden gefunden. Sie sitzt in dem Raum, der
in ein Arbeitszimmer für Peetas Genesungsteam verwandelt wurde, und plaudert
mit Plutarch. Delly Cartwright. Wie immer lächelt sie mich an, als wäre ich
ihre allerbeste Freundin. So lächelt sie jeden an. »Katniss!«, ruft sie.
    »Hi, Delly«, sage ich. Ich hatte schon gehört, dass sie
und ihr jüngerer Bruder überlebt haben. Ihre Eltern, die das Schuhgeschäft in
der Stadt besaßen, haben es nicht geschafft. Sie sieht älter aus, sie hat die
eintönigen Klamotten aus Distrikt 13 an, die niemandem stehen, und die langen
blonden Locken trägt sie nicht offen, sondern in einem praktischen Zopf. Sie
ist etwas dünner, als ich sie in Erinnerung hatte. Sie war eine der wenigen in
Distrikt 12, die ganz gut genährt waren. Das Essen hier, der Stress, die Trauer
um ihre Eltern, all das hat seine Spuren hinterlassen. »Wie geht es dir?«,
frage ich sie.
    »Ach, das waren ein bisschen zu viele Veränderungen auf
einmal.« Ihre Augen füllen sich mit Tränen. »Aber hier in 13 sind alle
wirklich nett, findest du nicht auch?«
    Delly meint es ernst. Sie ist ein richtiger
Menschenfreund. Sie mag alle Menschen, nicht nur ein paar Auserwählte, für die
man

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