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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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sich nach jahrelanger Überlegung entschieden hat.
    »Sie geben sich Mühe, damit wir uns willkommen fühlen«,
sage ich. Ich glaube, so kann man das ausdrücken, ohne sich zu weit aus dem
Fenster zu lehnen. »Haben sie dich ausgesucht, damit du Peeta triffst?«
    »Ich glaub schon. Armer Peeta. Und du Arme. Ich werde das
Kapitol nie verstehen«, sagt sie.
    »Vielleicht auch besser so«, sage ich.
    »Delly kennt Peeta schon lange«, sagt Plutarch.
    »Oh ja!« Dellys Gesicht leuchtet auf. »Wir haben von klein
auf zusammen gespielt. Ich hab immer allen erzählt, er wäre mein Bruder.«
    »Was meinst du?«, fragt Haymitch mich. »Gibt es da irgendwas,
das Erinnerungen an dich wachrufen könnte?«
    »Wir sind alle in dieselbe Klasse gegangen. Aber wir
hatten nicht besonders viel miteinander zu tun«, erkläre ich.
    »Katniss war immer so toll. Nicht im Traum dachte ich,
dass sie mich bemerken würde«, sagt Delly. »Wie sie jagte und auf den Hob ging
und so. Alle haben sie bewundert.«
    Haymitch und ich schauen sie skeptisch an. Soll das ein
Witz sein? Delly stellt es so dar, als hätte ich nur deshalb kaum Freunde
gehabt, weil ich so außergewöhnlich war und die anderen damit eingeschüchtert
habe. Stimmt aber nicht. Es lag daran, dass ich unfreundlich war. Aber soll
Delly mich doch in den Himmel heben, wenn sie will.
    »Delly denkt immer nur das Beste von den Menschen«, erkläre
ich. »Ich glaube nicht, dass Peeta im Zusammenhang mit ihr irgendwelche
negativen Erinnerungen haben kann.« Da fällt mir etwas ein. »Moment mal. Im
Kapitol. Als ich geleugnet habe, das rothaarige Avox-Mädchen zu kennen. Da ist
Peeta mir zur Seite gesprungen und hat gesagt, sie sähe Delly ähnlich.«
    »Ja, ich erinnere mich«, sagt Haymitch. »Aber es stimmte
ja nicht und Delly war nicht dabei. Ich glaube nicht, dass das gegen
jahrelange Kindheitserinnerungen ankommt.«
    »Schon gar nicht mit einer so netten Spielkameradin wie
Delly«, fügt Plutarch hinzu. »Los, wir wagen mal einen Versuch.«
    Plutarch, Haymitch und ich gehen in den Beobachtungsraum
neben dem Zimmer, in dem Peeta eingesperrt ist. Darin sitzen schon zehn
Mitglieder seines Genesungsteams, alle mit Klemmbrett und Stift bewaffnet.
Durch den Einwegspiegel können wir Peeta unbemerkt beobachten, und ein Mikrofon
überträgt alles, was gesprochen wird. Er liegt auf dem Bett, seine Arme sind
angeschnallt. Zwar versucht er nicht, sich zu befreien, doch seine Hände sind
die ganze Zeit in Bewegung. Sein Gesichtsausdruck ist nicht mehr so wirr wie
in dem Moment, als er mich angegriffen hat, aber er ist immer noch fremd.
    Als die Tür leise aufgeht, weiten sich seine Augen vor
Schreck, dann sieht er verstört aus. Delly geht auf ihn zu, zögernd zunächst,
doch als sie bei ihm ist, lächelt sie ganz selbstverständlich. »Peeta? Ich
bin's, Delly, von zu Hause.«
    »Delly?« Der Nebel scheint sich ein wenig zu lichten.
»Delly. Du bist es.«
    »Ja«, sagt sie, offensichtlich erleichtert. »Wie geht es
dir?«
    »Miserabel. Wo sind wir? Was ist passiert?«, fragt Peeta.
»Jetzt kommt's«, sagt Haymitch.
    »Ich habe ihr gesagt, sie soll auf keinen Fall Katniss
oder das Kapitol erwähnen«, sagt Plutarch. »Wir wollen nur sehen, wie viele
Erinnerungen an die Heimat sie wachrufen kann.«
    »Tja ... wir sind in Distrikt 13. Hier leben wir jetzt«,
sagt Delly.
    »Das haben die Leute auch gesagt. Aber ich verstehe das
nicht. Wieso sind wir nicht zu Hause?«, fragt Peeta.
    Delly beißt sich auf die Lippe. »Es gab ... einen Unfall.
Ich habe auch großes Heimweh. Gerade musste ich daran denken, wie wir immer mit
Kreide auf die Steine gemalt haben. Du konntest so toll zeichnen. Weißt du
noch, als du in jeden Pflasterstein ein anderes Tier gemalt hast?«
    »Ja. Schweine und Katzen und so«, sagt Peeta. »Du hast was
... von einem Unfall gesagt?«
    Ich sehe Schweiß auf Dellys Stirn glänzen, sie versucht
die Frage zu umgehen. »Das war schlimm. Keiner ... konnte dableiben«, sagt sie
stockend.
    »Halte durch, Mädchen«, sagt Haymitch.
    »Aber hier wird es dir bestimmt gefallen, Peeta. Alle sind
so freundlich zu uns. Es gibt immer was zu essen und saubere Kleider und in der
Schule ist es viel interessanter als zu Hause«, sagt Delly.
    »Warum hat meine Familie mich noch nicht besucht?«, fragt
Peeta.
    »Das geht nicht.« Jetzt ist Delly wieder den Tränen nahe.
»Viele haben es nicht geschafft, aus 12 rauszukommen. Wir müssen uns hier jetzt
ein neues Leben aufbauen. Einen guten Bäcker

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