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Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
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Lyme ist mir seit
meiner Ankunft schon ein paarmal kurz begegnet, und jedes Mal hatte ich das
Gefühl, sie von früher zu kennen. Jedenfalls ist sie ein Mensch, den man nicht
so leicht vergisst, über einen Meter achtzig groß und sehr muskulös. Aber erst,
als ich einen Filmausschnitt von ihr an der Front sehe, wie sie einen Angriff
auf den Hauptzugang zur Nuss anführt, erkenne ich sie wieder. Lyme, Tribut aus
Distrikt 2, vor über einer Generation Siegerin der Hungerspiele. Zur Vorbereitung
auf das Jubel-Jubiläum hatte Effie uns, neben anderen, auch ihr Video
geschickt. Wahrscheinlich habe ich sie irgendwann sogar mal bei den Spielen
gesehen, aber sie hat sich wohl im Hintergrund gehalten. Nachdem ich erfahren
habe, wie Haymitch und Finnick behandelt worden sind, frage ich mich
automatisch: Was hat das Kapitol ihr nach dem Sieg angetan?
    Als Lyme mit der Präsentation fertig ist, sind die
Experten mit ihren Fragen dran. Viele Stunden lang, unterbrochen nur durch das
Mittagessen, versuchen sie einen realistischen Plan auszutüfteln, wie man die
Nuss erobern könnte. Beetee meint, er könne sich in die Computersysteme
einhacken, und es wird darüber beratschlagt, ob man die Handvoll Spione
einsetzen sollte, die zur Verfügung stehen, doch keiner hat eine zündende Idee.
Irgendwann kehrt das Gespräch zurück zu einer Strategie, die schon des Öfteren
ausprobiert wurde - die Eingänge zu stürmen. Lyme wirkt immer frustrierter,
denn dieser Plan ist in so vielen Varianten bereits gescheitert und sie hat
schon so viele Soldaten dabei verloren. Schließlich platzt sie heraus: »Der
Nächste, der vorschlägt, die Eingänge zu stürmen, sollte besser auch eine
geniale Idee liefern, wie, denn er darf die Mission dann selbst anführen!«
    Gale, der zu unruhig ist, um stundenlang am Tisch zu
sitzen, läuft entweder herum, oder er sitzt bei mir auf dem Fensterbrett. Er
hat Lymes Behauptung, die Eingänge könnten nicht gestürmt werden, sofort
akzeptiert und sich aus der Diskussion völlig ausgeklinkt. Seit einer Stunde
sitzt er schweigend und mit gerunzelter Stirn da und starrt durchs Fenster zu
der Nuss. In der Stille, die auf Lymes Drohung folgt, meldet er sich zu Wort.
»Ist es eigentlich zwingend notwendig, dass wir die Nuss erobern? Oder würde es
auch genügen, sie zu blockieren?«
    »Das könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein«,
sagt Beetee. »Worauf willst du hinaus?«
    »Stellen wir uns vor, das Ding wäre ein Bau mit wilden Hunden«,
fährt Gale fort. »Dann würden wir ja nicht versuchen, dort einzudringen. Wir
hätten zwei Möglichkeiten. Die Hunde da drin einzusperren oder sie
hinauszuscheuchen.«
    »Wir haben versucht, die Eingänge zu bombardieren«, sagt
Lyme. »Doch sie sind so tief in den Fels gehauen, dass sie kaum nachgeben.«
    »Daran habe ich auch nicht gedacht«, sagt Gale. »Ich
dachte daran, dass wir uns den Berg zunutze machen.« Beetee steht auf und geht
zu Gale ans Fenster, angestrengt schaut er durch seine schlecht sitzende
Brille. »Verstehst du? Die Wände zum Abrutschen bringen.«
    »Lawinenzüge«, sagt Beetee leise. »Das wäre aber kompliziert.
Wir müssten die Abfolge der Detonationen ganz genau planen. Wenn sie einmal in
Gang gesetzt sind, können wir nicht mehr eingreifen.«
    »Wir brauchen nicht einzugreifen, wenn wir uns von der Vorstellung
verabschieden, wir müssten die Nuss besitzen«, sagt Gale. »Wir machen sie
einfach dicht.«
    »Du schlägst also vor, dass wir Steinlawinen auslösen und
die Zugänge blockieren?«, fragt Lyme.
    »Genau«, sagt Gale. »Den Feind einsperren und von der Versorgung
abschneiden. Sodass sie ihr Hovercraft nicht aussenden können.«
    Während alle über den Plan nachdenken, blättert Boggs
stirnrunzelnd einen Stapel mit Skizzen von der Nuss durch. »Damit riskierst du
aber, dass alle da drin umkommen. Schau dir das Belüftungssystem an. Das ist
bestenfalls in Ansätzen vorhanden. Nichts im Vergleich zu unserem in 13. Es ist
vollständig davon abhängig, dass von den Bergwänden Luft hereingepumpt wird.
Sind die Lüftungsschächte blockiert, ersticken alle, die in der Falle sitzen.«
    »Sie könnten durch den Eisenbahntunnel zum Platz flüchten«,
sagt Beetee.
    »Nicht, wenn wir ihn sprengen«, sagt Gale schroff. Jetzt
wird seine Absicht deutlich. Gale hat kein Interesse daran, dass diejenigen,
die in der Nuss sind, überleben. Kein Interesse daran, die Beute für späteren
Gebrauch gefangen zu nehmen.
    Das ist eine seiner

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