Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Collins, Suzanne

Collins, Suzanne

Titel: Collins, Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammender Zorn (Die Tribute von Panem Bd 3)
Vom Netzwerk:
bisschen besser geht. Der einzige vage Hoffnungsschimmer kommt von meiner
Schwester. »Prim hatte die Idee, das Einweben rückgängig zu machen«, erzählt
Haymitch. »Die verzerrten Erinnerungen an dich heraufzubeschwören und ihm dann
eine hohe Dosis Beruhigungsmittel zu verabreichen, Morfix oder so was. Wir
haben es erst an einer Erinnerung ausprobiert. Die Aufnahme von euch beiden in
der Höhle, als du ihm erzählt hast, wie Prim die Ziege bekam.«
    »Irgendeine Verbesserung?«, frage ich.
    »Na ja, wenn extreme Verwirrung gegenüber extremer Panik
eine Verbesserung darstellt, dann schon«, sagt Haymitch. »Aber ich bin mir
nicht so sicher. Er konnte mehrere Stunden lang nicht mehr sprechen. Ist in
eine Art Starre verfallen. Als sie sich legte, war das Einzige, wonach er
fragte, die Ziege.«
    »Aha«, sage ich.
    »Wie läuft es bei dir?«, fragt er.
    »Bis jetzt geht es nicht vorwärts«, sage ich.
    »Wir schicken für den Berg eine Mannschaft zu Hilfe,
Beetee und ein paar von den anderen«, sagt er. »Du weißt schon, die Experten.«
    Es wundert mich nicht, dass Gale darunter ist. Ich dachte
mir schon, dass Beetee ihn mitnehmen würde, nicht wegen seines technologischen
Fachwissens, sondern in der Hoffnung, ihm würde etwas einfallen, wie man einem
Berg eine Falle stellt. Gale hatte ursprünglich angeboten, mich nach Distrikt 2
zu begleiten, aber ich wollte ihn nicht aus seiner Arbeit mit Beetee
herausreißen. Ich sagte ihm, er solle sich gedulden und dort bleiben, wo er am
dringendsten gebraucht wurde. Was ich nicht sagte, war, dass es mir in seiner
Gegenwart noch schwerer gefallen wäre, um Peeta zu trauern.
    Wir treffen uns an einem Spätnachmittag direkt nach ihrer
Ankunft. Am Rand des Dorfes, in dem ich gerade wohne, sitze ich auf einem
Holzklotz und rupfe eine Gans. Zu meinen Füßen liegen ungefähr ein Dutzend
weiterer Gänse. Große Schwärme sind seit meiner Ankunft hier durchgezogen und
sie sind leicht zu erlegen. Wortlos lässt Gale sich neben mir nieder und nimmt
sich auch eine Gans. Wir sind fast fertig, als er fragt: »Kriegen wir was davon
ab?«
    »Ja. Die meisten gehen in die Feldküche, aber ein paar
muss ich den Leuten abgeben, bei denen ich heute übernachte«, sage ich. »Zum
Dank.«
    »Ist die Ehre nicht genug?«, fragt er.
    »Sollte man meinen. Aber es hat sich herumgesprochen, dass
Spotttölpel gesundheitsschädlich sein können.«
    Eine Weile rupfen wir schweigend weiter. Dann sagt er:
»Gestern hab ich Peeta gesehen. Durch die Glasscheibe.«
    »Und?«, frage ich.
    »Ich hatte einen egoistischen Gedanken«, sagt Gale.
    »Dass du jetzt nicht mehr eifersüchtig auf ihn sein
musst?« Ich mache eine heftige Handbewegung und die Federn fliegen in einer
Wolke um uns herum.
    »Nein. Genau das Gegenteil.« Gale pflückt eine Feder aus
meinem Haar. »Ich dachte ... dass ich dagegen niemals ankommen werde. Und wenn
ich noch so leide.« Er dreht die Feder zwischen Daumen und Zeigefinger. »Wenn
er nicht wieder gesund wird, habe ich keine Chance. Du wirst ihn nie loslassen
können. Es würde dir immer verkehrt vorkommen, mit mir zusammen zu sein.«
    »Genau so, wie es sich immer verkehrt angefühlt hat, ihn
zu küssen, weil es dich gibt«, sage ich.
    Gale schaut mir fest in die Augen. »Wenn das wahr wäre,
könnte ich das andere fast ertragen.«
    »Es ist wahr«, sage ich. »Aber ebenso wahr ist das, was du
über Peeta gesagt hast.«
    Gale stößt einen Laut der Verzweiflung aus. Doch als wir
mit den Gänsen fertig sind und in den Wald gehen wollen, um Reisig für das
Abendfeuer zu sammeln, finde ich mich in seiner Umarmung wieder. Seine Lippen
streifen die verblassten Blutergüsse an meinem Hals, wandern hoch zu meinem
Mund. Trotz meiner Gefühle für Peeta akzeptiere ich in diesem Moment tief im
Innern, dass er nie zu mir zurückkommen wird. Und dass ich nie zu ihm
zurückkehren werde. Ich bleibe hier, bis wir Distrikt 2 erobert haben, dann
gehe ich ins Kapitol, töte Snow und das war es dann mit mir. Peeta wird geistig
verwirrt und voller Hass auf mich sterben. Und so schließe ich im Zwielicht
die Augen und küsse Gale, um alle Küsse wiedergutzumachen, die ich ihm
vorenthalten habe, und weil es keine Rolle mehr spielt und weil ich so
unerträglich einsam bin.
    Gales Berührungen, sein Geschmack und seine Wärme erinnern
mich daran, dass wenigstens mein Körper noch lebendig ist, und für den
Augenblick ist das ein willkommenes Gefühl. Ich denke nichts mehr und lasse die
Empfindung durch

Weitere Kostenlose Bücher