Colombian Powder
Namen.«
»Doch, natürlich! Der grauhaarige Typ an unserem Nebentisch im Restaurant!« Nina richtete sich auf. »Ich habe dich mit ihm zusammen gesehen.«
»Meinst du etwa Klaus?«
»Ja. Soviel ich weiß, heißt er Klaus Eggerth.«
»Er hat mir nur seinen Vornamen verraten, und er war mein Tennispartner auf dem Schiff.«
»Dein Tennispartner?« Nina war ehrlich verblüfft.
»Warum bist du so verwundert? Er ist ein genialer Spieler. Wir haben fast täglich ein Match ausgetragen.«
»Du hast also lieber Tennis gespielt, als mit mir gemeinsam zu Abend zu essen.«
»Auch wenn es für dich so aussehen mag, aber so war es nicht.« Marco wusste sofort, wovon sie sprach. »Mir ist es selbst nicht leicht gefallen, dich sitzen zu lassen. Ich wusste, dass dich das verletzen würde.«
Nina schnaubte nur.
»Betrachte es als das letzte Aufbäumen gegen meine Gefühle. Ich habe Tennis gespielt, um wenigstens einmal an etwas anderes zu denken als an dich.«
Sanft zeichnete er die Linien ihres Gesichtes nach.
»Nina«, murmelte er »du ahnst gar nicht, was für eine Schlacht ich mit mir selbst ausfechten musste, bevor ich kapituliert habe. Mindestens eine so große wie du.« Seine Brust hob sich in einem tiefen Atemzug. »Und ich bereue keine Sekunde mit dir.«
Bei diesen Worten konnte Nina nicht mehr anders, als ihn zu küssen. Es war ihr erster Kuss seit dem Ende der Reise, und Nina schien es, als würde ein wahres Feuerwerk in ihr explodieren. Trotz des Risikos, dass jemand vom Wachpersonal den Raum betrat, zog Marco sie näher an sich. Dabei streifte er die Muschel auf ihrer Brust.
»Unglaublich. Ist das alles wirklich erst drei Tage her?« Beinahe ehrfürchtig berührte er die glatte rosa Oberfläche. »Wie in einem anderen Leben.«
»Ich frage mich, wie viele Leben ich noch beginnen muss, bevor ich endlich meinen Frieden finde«, erwiderte Nina bitter.
»Du sprichst von deiner Vergangenheit?« Marcos Augen begannen zu funkeln. »Erzählst du mir davon?«
Nina zog die Augenbrauen hoch. »Ich dachte, du weißt schon alles über mich?«
»Ich weiß nicht mehr als dein Postbote, Nina. Vorhin habe ich geblufft.«
»Na, dann wette ich, dass ich mit meiner Geschichte gehörigen Eindruck bei dir schinden werde«, sagte sie voller Ironie.
»Du bist adeliger Herkunft, nicht wahr?« Marco ließ sich von ihrem scharfen Tonfall nicht irritieren.
»So ist es. Mein Vater ist ein waschechter Graf.«
Marco neigte anerkennend den Kopf. »Was bist du dann? Eine Gräfin?«
»Bis zum 19. Jahrhundert hätte man mich als Comtesse bezeichnet. Danach wurde dieser alberne Titel zum Glück abgeschafft.«
»Deswegen hast du mich also so oft Prinzessin genannt …« Nina ging ein Licht auf.
»Comtesse Christina von Sonnenberg-Sardingen«, murmelte Marco und streichelte über die zart schimmernden Blutgefäße an ihren Handgelenken. »Sieh an, in deinen Adern fließt ja tatsächlich blaues Blut.«
Nina sah erstaunt zu ihm auf. Trotz allem hätte sie nicht gedacht, dass er ihren vollen Namen kannte. Wie oft würde Marco sie heute noch verblüffen?
»Verrätst du mir, wie eine Frau mit solcher Herkunft an einen Drogenbaron gerät?«
Es war ja klar, dass diese Frage irgendwann kommen musste. Und wenn sie ehrlich war, hatte Marco ein Recht darauf, sie zu stellen.
»Seine eigene Tochter zu verheiraten!« Marco konnte sein Entsetzen kaum verbergen, als Nina geendet hatte. »Was für ein Tyrann!«
»Von mir aus kann er sein, was er will. Nach Hochweden gehe ich sowieso nie wieder zurück.«
»Du meinst … falls du bestraft wirst?«
Der Gedanke glich einem Faustschlag in ihren Magen. Sie und vorbestraft? Sie hörte schon die Stimme des Richters im Gerichtssaal hallen. Christina Sonnenberg, ich verurteile Sie zu …
»Hast du Angst davor?«, unterbrach Marco diese düstere Vorstellung.
»Wer hätte das nicht?« Nina spürte plötzlich einen Kloß im Hals. »Was meinst du, welche Strafe droht mir?«
»Ich bin Kripo-Beamter, kein Jurist. Aber ich werde dafür sorgen, dass du den besten Verteidiger von ganz Berlin bekommst«, fügte er nach kurzem Nachdenken hinzu.
Kurz nach acht verstummten die letzten Geräusche im Gebäudekomplex des LKA.
Marco und Nina saßen noch immer einträchtig im Aufenthaltsraum. Man ließ sie in Ruhe. Vor ihnen standen zwei Energydrinks aus dem Automaten in der Ecke.
»Hast du wirklich geglaubt, dass ich dir den Koffer mit den Drogen unterschiebe?«, flüsterte Nina.
Marcos Antwort kam wie aus der
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