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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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Pistole geschossen. »Nicht eine Sekunde.«
    »Aber als ich dir den Koffer gegeben habe …«
    »… war mir sofort klar, dass es sich um einen anderen handelt. Als du gegangen bist, habe ich den Koffer untersucht, und es gab keine Spur von Schrauben oder Kerben. Nichts von alldem, das Beate erwähnt hat, als sie den Koffer präparierte.«
    Nina konnte sich noch immer nicht an den Gedanken gewöhnen, dass Marco jedes ihrer Gespräche in der Kabine mitverfolgt hatte.
    »Und was hast du gedacht, dass ich mit dem Drogenkoffer anstelle?«
    »Ich war sicher, du würdest ihn selbst mitnehmen. Das hat mich halb wahnsinnig gemacht vor Sorge.« Er schnaubte und schüttelte den Kopf. »Glaub mir Nina, das Zeug in Miami zu lassen, war das Beste, was du tun konntest.«
    »Wie habt ihr das nur so schnell herausgefunden?«
    Marco lachte leise. »Was glaubst du, welches Heer von Beamten jeden deiner Schritte beobachtet hat? Von der Einreise am Hafen bis zum Besteigen des Flugzeuges. Meine Güte, Leo konnte nur mit Mühe und Not verhindern, dass dich die DEA auf der Stelle kassiert, als du den Koffer am Flughafen deponiert hast.«
    »Wow.« Nina konnte einfach nicht begreifen, was für ein enges Netz sich um sie herum gesponnen hatte. Und sie selbst hatte nicht das Geringste davon mitbekommen.
    »Nachdem er Beate bis zum Airport in Caracas gefolgt war, ist er nach Miami geflogen, um dort das Ende der Reise abzuwarten. Ein Glück für uns, denn so konnte Leo gleich auf meine Mitteilung reagieren, dass ich den falschen Koffer habe.« Gedankenverloren betrachtete er eine Weile seine Hände. »Verrate mir noch eines. Was wolltest du hier in Berlin tun, ohne das Kokain?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Nina meinte das so aufrichtig, wie sie es sagte. »Wahrscheinlich hätte ich Ramon den Schlüssel für das Schließfach in die Hand gedrückt und auf ein Wunder gehofft.« Sie sah ihm eindringlich in die Augen. »Alles war besser, als dich in Gefahr zu bringen.«

    Marco griff träge nach seiner Getränkedose und trank den letzten Schluck aus.
    »Ich fürchte, es wird langsam Zeit zu gehen.« Man sah ihm an, dass er die Vorstellung von ihr in einer Gefängniszelle unerträglich fand.
    Nina schluckte und befeuchtete ihre trockenen Lippen. Nach den langen Stunden der Geständnisse gab es nur noch eine einzige Frage.
    »Was ist los?« Wie immer bemerkte Marco jede Veränderung an ihr. »Du siehst aus, als stecke dir ein Frosch im Hals.«
    »Ist ja reizend«, krächzte Nina. Trotzdem, sie musste Klarheit haben.
    »Marco, gibt es in deinem Leben eine andere Frau?«
    Er seufzte tief und nickte ergeben. »Ja. Es gibt Elvira.«
    »Oh.« Ninas Herz setzte für einen Schlag aus. Elvira also. Sie hatte es geahnt.
    »Wenn sie dir in meiner Wohnung über den Weg läuft, denk bitte daran, dass sie als Raumhostess bezeichnet werden will.« Er drehte ihren Kopf und erstickte eine Antwort mit seinen Lippen.

    »Was geschieht von nun an mit mir?«, fragte Nina unsicher, als sie aufstanden. Auf einmal überfiel sie wieder diese lähmende Angst vor dem, was ihr bevorstand.
    »Morgen früh gibt es noch einmal eine große Vernehmung. Danach wirst du ins Amtsgericht gebracht und dort dem Haftrichter vorgeführt. Der wird dann die Untersuchungshaft verhängen.«
    »Und dann?« Ihre Stimme klang vor Angst ganz piepsig.
    Marco blieb stehen und legte die Arme um sie.
    »Dann müssen wir warten, bis das Gericht einen Termin bekannt gibt.«
    Sie klammerte sich eng an ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter.
    »Wie lange wird das dauern?«
    »Das kommt auf die Beweislast an. Aber ich glaube, in deinem Fall wird es nicht mehr als ein, zwei Monate dauern.«
    Nina zuckte zusammen. »Einen ganzen Monat in Untersuchungshaft? Oh bitte, nein …« Schon wieder kamen ihr die Tränen.
    Marco tätschelte aufmunternd ihren Rücken, aber sie wusste, dass er ihr diesmal nicht helfen konnte. Und er wusste, dass es wesentlich länger dauern würde als einen Monat.

    »Christina Sonnenberg?« Ein älterer Herr im grauen Anzug trat durch die Zellentür im Halbgesperre. Er nickte dem Vollzugsbeamten zu und ließ sich mit Nina in der Sprechzelle einschließen. »Mein Name ist Richard Brandt. Ich bin Ihr Verteidiger – wenn Sie einverstanden sind.«
    Nina hatte mit keinem Besuch gerechnet und sich am Morgen auch nicht die Mühe gemacht ihre Haare zu waschen. Jetzt zupfte sie verlegen an den Strähnen herum, denn sie hatte keine zwei Minuten Zeit gehabt, sich zu kämmen.
    Seit Wochen

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