Colombian Powder
nur entfernte Ähnlichkeiten aufwiesen.
»Koch eine Würfelboullion!«, befahl er.
»Seit wann isst du Brühwürfel?«
»Ich habe nichts vom Essen gesagt, lediglich, dass du eine kochen sollst!«
Beate machte sich etwas ratlos ans Werk, mit der Zubereitung einer Fertigsuppe war ihr hausfrauliches Talent ohnehin ausgereizt. Ramon hingegen hatte wesentlich spezifischere Talente. Er legte einen der Pässe auf den Küchentisch, öffnete ihn so, dass die Seite mit dem Foto sichtbar war, und beschwerte ihn. Dann schnitt er in ein 120grammiges Papier eine Öffnung, die exakt so groß wie das Foto war. Nun strich er jenen Teil des Fotos, auf dem der Prägestempel zu sehen war, vorsichtig mit Öl ein. Dann zerbrach er die Blattschuss-Single, ohne sie auch nur ein einziges Mal gehört zu haben. Ein kleines Stück der Schallplatte legte er auf das Siegel und herrschte Beate an: »Wo bleibt die Suppe! Ich brauche ein Bügeleisen, rápido!«
Beates Verwunderung stieg im selben Ausmaß, wie Ramons Ungeduld wuchs. Schließlich standen die gewünschten Dinge dem Meister zur Verfügung. Er stellte die Temperatur am Bügeleisen auf Seide ein und beschwerte damit das abgebrochene Stück der Single. Das neue Foto von Beate bestrich er zart mit der lauwarmen Rinderbrühe.
»So mein Schätzchen, jetzt öffne den Kühlschrank, dort habe ich einen Roederer Cristall kaltgestellt!«
Beate tänzelte mit Flasche und Gläsern beladen in Richtung Schlafzimmer voraus. Sie wusste inzwischen, zu welcher Tageszeit es Ramon nach körperlicher Ertüchtigung war. Außerdem schmachtete sie nach seinem exzellenten Stoff, den er beim Verlassen des Hotels in die Jacke gesteckt hatte.
Wie selbstverständlich warf er das Briefchen auf Beates Nachttisch und überließ es ihr, das weiße Pulver darin zum Einsatz zu bringen. Aus der Hälfte formte sie rasch eine Linie und zog sie genießerisch durch die Nase. Der Rest war Ramon vorbehalten, der es sich auf ihrem Wasserbett bequem gemacht hatte. Mit wissendem Lächeln öffnete sie seine Hose. Für Beate war es pure Verschwendung, aber Ramon stand darauf. Das Kokain auf seiner seidigen Haut verschmolz mit Beates Speichel. Es zischte auf ihrer Zunge wie Wasser auf glühenden Steinen. Ramon war in der Tat kochend heiß, und sein Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass er augenblicklich beabsichtigte, den Jordan zu überschreiten, während sie ihn mit ihrem Mund verwöhnte.
Beate hatte ganze Arbeit geleistet, und es dauerte, bis Ramon wieder ans Werk gehen konnte. In der Zwischenzeit hatte das warme Bügeleisen die Schallplatte exakt auf das Passfoto gedrückt, und Ramon besaß nun ein Negativ des Prägesiegels. Auch Beates Foto wurde kurz unter das noch warme Bügeleisen gelegt.
»Wozu ist denn das gut?«, wollte Beate wissen, die nur mit Unterwäsche bekleidet über dem Tisch lehnte und ihrem Gönner interessiert zusah.
»Damit das Foto nicht so brandneu aussieht, klar?«
Sie nickte anerkennend – Ramon schien die Passbearbeitung tatsächlich aus dem Effeff zu beherrschen. Nun legte er das Negativ des Prägesiegels auf das Bild und drückte die Vertiefungen mit einem leergeschriebenen Kugelschreiber in das Fotopapier. Beinahe eine Stunde brachte er damit zu, das alte Bild, Lage für Lage, mit einer Pinzette abzuheben.
»Jetzt kommt die Hochzeit«, erklärte er grinsend und fügte Pass und Bild zusammen. Für die Klarsichtfolie, samt Siegel und Sicherheitszeichen, setzte er einen speziellen Klebstoff aus der Sprühdose ein.
Beate betrachtete die Arbeit kritisch von allen Seiten, doch sie konnte nichts finden, was die Manipulation des Dokuments verriet. »So einfach ist es also, einen Pass zu fälschen!«
Ramon lachte wiehernd. »Mi Querida! Es gibt keine gefälschten Pässe, sondern brauchbare und unbrauchbare. Und ich nehme an, der hier ist brauchbar.«
Kommissar Winter hatte gerade das Licht in seinem Büro gelöscht. Schaudernd nahm er das Trommeln der Regentropfen auf der Fensterscheibe wahr und konnte kaum erwarten, nach Hause zu kommen und den Kamin zu befeuern. Als er den Autoschlüssel aus der Tasche zog, meldete sich sein Mobiltelefon. Hauptkommissar Kümmler bestellte ihn unverzüglich in sein Büro.
Außer Kümmler waren sein Kollege Steffens sowie ein Kriminaltechniker anwesend.
»Setzen Sie sich«, empfing ihn der Hauptkommissar und wartete, bis alle drei ihre Sessel zurechtgerückt hatten.
»Haben Sie Neuigkeiten?«, gespannt sah Winter in die Runde.
»Allerdings. Der heilige
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