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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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Michael scheint es gut mit uns zu meinen.« Liebevoll tätschelte Kümmler die Bronzefigur auf seinem Schreibtisch, die den Schutzpatron der Polizei verkörperte.
    »Heute Morgen wurde ein interessantes Gespräch von Beate Schuberts Handy aufgezeichnet«, erklärte der Kollege von der Kriminaltechnik. »Die Verdächtige erzählte ihrer Mutter von der geplanten Reise. Sie hat tatsächlich eine Kreuzfahrt durch die Karibik geplant.”
    »Eine Kreuzfahrt«, sagte Kommissar Winter nachdenklich. »Dieser Schmuggelweg ist mir neu. Hat sie gesagt, in welchem Hafen das Schiff ablegt?«
    »Mehr noch. Sie erzählte, dass die Reise am 21. Dezember in Miami, Florida, auf einem Kreuzfahrtschiff namens Diamond Dolphin beginnt. Außerdem war die Rede von einer Freundin, die sie begleiten wird. Offensichtlich eine Komplizin oder auch nur zur Tarnung. Das steht noch nicht fest. Es könnte natürlich auch sein, dass diese Freundin unwissenderweise mit dem heißen Köfferchen durch den Zoll marschieren soll – wie gesagt, alles in Schwebe.«
    Kommissar Winter nickte anerkennend. Seine anfängliche Skepsis war verschwunden. Er wandte sich wieder an den Hauptkommissar.
    »Ist Staatsanwalt Müller schon über den Fall informiert?«
    »Selbstverständlich. Wir haben grünes Licht. Die Amis sind im Bilde.«
    Darüber konnte Winter nur verächtlich schnauben. Er war nicht im geringsten überrascht über die schnelle Entscheidung, denn der Staatsanwalt übte in letzter Zeit zunehmend Druck auf das Drogendezernat aus. Obwohl sie gute Aufklärungsraten lieferten, konnten sie mit der steigenden Drogenkriminalität in der Hauptstadt kaum Schritt halten.
    »Und was sagt der DEA dazu?« Winter wusste aus Erfahrung, dass es nicht immer einfach war, mit den US-Behörden zusammenzuarbeiten, gerade wenn es um die Observation eines Drogentransportes ging. Doch da das Rauschgift in die USA eingeführt werden sollte, führte kein Weg an deren Zustimmung vorbei.
    »Alles schon genehmigt«, sagte Kümmler mit unübersehbarer Genugtuung.
    »Ich nehme an, Sie übertragen mir hiermit die Leitung dieser Ermittlung?«, brachte Winter es auf den Punkt. Der Hauptkommissar schien heute mit der Sprache nicht herauszuwollen.
    »Richtig. Allerdings auf andere Art, als Sie denken.« Kümmler stützte die Arme auf den Schreibtisch und legte die Fingerspitzen aneinander. »Ihr Arbeitsplatz wird für genau vierzehn Tage dieses Kreuzfahrtschiff sein. Wir haben Glück, dass trotz der Hauptsaison noch Kabinen frei sind. Finden Sie heraus, was diese beiden Früchtchen vorhaben, beschatten Sie sie und liefern Sie mir die Informationen. Ich will alles wissen. Alles!«
    Winter sah ihn verblüfft an. Im Büro war es plötzlich so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Kommissar Steffens und der Kollege vom technischen Dienst sahen gespannt von einem zu anderen.
    »Sie sind genau der richtige Mann dafür, Winter! Und ich weiß auch schon, welche Identität wir Ihnen verpassen werden«, erwiderte der Hauptkommissar und schenkte sich in aller Ruhe eine frische Tasse Kaffee ein.

    Es war schon dunkel, als Kommissar Winter seine Wohnung betrat. Er zog die regennasse Jacke aus, schüttelte sie über der Abtropftasse im Flur aus und stellte die Schuhe an ihren Platz. Er war unter all seinen anderen Eigenschaften auch ein Pedant. Wie jeden Abend schenkte er sich als Erstes an der Bar im Wohnzimmer einen Drink ein. Er schnaubte verärgert, weil nur noch ein kleines Stück Eis im Kühlbehälter war. Aus Gewohnheit wanderte er anschließend mit dem Glas in der Hand langsam durch die Räume. Auf dem Sims im Flur bemerkte er einen Strauß frischer Blumen. Den konnte nur Elvira, seine Putzfrau, dort hingestellt haben. Diese weiblichen Akzente lockerten seine sonst eher maskulin gehaltene Wohnung auf. Er betrat das Schlafzimmer, schaltete jedoch kein Licht ein. Sein allabendliches Ritual – es gab in seinem Leben keine Überraschungen. Die Dunkelheit dämpfte seine Sinne, und er konnte den Tag in Ruhe vorbeiziehen lassen. Winter trat ans Fenster und starrte auf die regennasse Straße hinunter. Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust, denn das heutige Gespräch mit dem Hauptkommissar hatte ihn ziemlich aufgewühlt.
    Nachdem seine beiden Kollegen das Büro verlassen hatten, waren Kümmler und er eine Weile schweigend sitzen geblieben.
    »Bei allem Respekt Johann, aber dass Sie ausgerechnet mir diesen Auftrag erteilen, kann nur ein Scherz sein«, hatte er schließlich

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