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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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zu kommen.
    Eine Leiter wurde platschend zu Wasser gelassen, während einer der Animateure Taucherbrillen und Schnorchel verteilte. In der Ferne war die schäumende Brandungslinie eines Korallenriffs zu erkennen, und Nina überlegte einen Moment lang, ebenfalls schnorcheln zu gehen. Ein Blick in das tiefe, dunkelgrüne Wasser brachte sie jedoch davon ab.
    Als sich der Rummel auf dem Schiff gelegt hatte und die meisten Gäste zu dem Riff hinausschwammen, stand Nina auf und schlenderte zum Heck.
    Dort waren die Angestellten damit beschäftigt, ein Barbecue aufzubauen. Zum wiederholten Mal fragte sie sich, was normale Passagiere für eine solche Luxusreise berappen mussten.
    Vom Land her erscholl ein Ruf. Gespannt beobachtete Nina, wie auf dem schmalen Küstenstreifen zwei Männer auftauchten und behände wie Kletteraffen die hohen Kokospalmen erklommen, die sich dort in den Himmel streckten. Dabei hatten sie Macheten zwischen die Zähne geklemmt, mit denen sie in den Kronen dutzende Kokosnüsse abhackten, die mit dumpfem Aufschlag im Sand unterhalb landeten. Geschmeidig ließen sich die Insulaner am Stamm wieder herabgleiten und warfen die Nüsse mit einer Geste des Grußes ins Wasser. Die Strömung trug sie direkt zum Schiff, wo sie die Bediensteten nur noch herausfischen mussten.

    Langsam belebte sich das Deck wieder, denn der Duft von Gebratenem lockte die Badenden aus dem Wasser.
    »Möchten Sie eine frische Kokosnuss probieren?« Einer der Kellner hielt ihr auffordernd eine der großen, grünen Kugeln hin. Nina zögerte. Sie kannte zwar Kokosnüsse aus dem Supermarkt, doch die waren hart und dunkelbraun. Sie wollte sich nicht blamieren, weil sie nicht wusste, wie man so eine Nuss öffnete.
    »Greifen Sie zu! Ich wette, dass Sie so schnell keine frische Kokosnuss mehr bekommen.« Nina erkannte die Stimme hinter sich und hätte zu gern genervt aufgestöhnt. Klaus Eggerth setzte sich, klatschnass, wie er war, neben sie und verteilte absichtlich Wassertropfen auf ihrer Seite. Er deutete dem Kellner mit zwei erhobenen Fingern, worauf dieser zwei der Früchte wie Frühstückseier kappte und in die Öffnungen lange Strohhalme steckte.
    Nina spürte Eggerths Blick auf sich, als sie zögerlich einen ersten Schluck davon nahm.
    »Sagen Sie bloß, Sie haben noch nie Kokosmilch getrunken?« Sein Entsetzen klang beinahe echt, doch Nina wollte sich nicht schon wieder provozieren lassen und schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf.
    »Das schmeckt ja seltsam. Weder nach Milch noch nach Kokos«, bemerkte sie verwundert.

    Eggerths Augen blitzten. »Sehr richtig! Kokosmilch ist geschmacklos. Dafür kann man die wunderlichsten Sachen damit anstellen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Bis die Nuss geöffnet wird, ist das Wasser darin steril. Man kann damit Wunden behandeln oder es sogar als Infusionslösung verwenden, wenn es keine andere Möglichkeit gibt.«
    Um seinen Mund bildete sich wieder dieser überhebliche Zug, wie er Oberlehrern zu eigen ist, der Nina das Gefühl gab, ein unbedarftes Mädchen zu sein.
    Wäre es Eggerth nicht so ein Genuss gewesen, sie zu übertrumpfen, hätte Nina seine Anekdoten durchaus interessant gefunden. Es gab so vieles, was sie auf dieser Reise zum ersten Mal hörte. Zwar konnte sie sich nicht vorstellen, im Dschungel jemals eine Infusion zu benötigen, aber sie sah die verblüfften Gesichter in Ferdinands Kneipe vor sich, wenn sie davon erzählen würde – falls sie jemals wieder dort aufkreuzen würde. Einerseits freute sie sich auf die Berichte nach ihrer Rückkehr, doch die Vorstellung der neugierigen Fragen beunruhigte sie auch. Die paar Leute, die sie in Berlin kennengelernt hatte, waren alle in dem Glauben geblieben, dass Beate und sie diese Reise bei einem Preisausschreiben gewonnen hatten. Deshalb musste sich Nina nach ihrer Heimkehr vorsehen, um sich nicht durch eine unüberlegte Äußerung zu verraten.
    »Sie scheinen sich ja gut auszukennen. Sind Sie etwa Biologie-Lehrer?«
    Er wiegte den Kopf. »Nicht ganz. Aber wenn Sie eine Frage zu den Bienchen und Blümchen haben, kann ich Ihnen weiterhelfen«, fügte er mit einem anzüglichen Grinsen hinzu. »Und Sie?«
    »Ich bevorzuge mehr die Geschichte vom Storch.«
    »Was Sie nicht sagen!« Er zog die Augenbrauen bis zum Haaransatz hinauf. »Ich meinte jedoch, wie Sie sich diese Reise verdient haben.«
    Das würdest du niemals erraten, dachte Nina belustigt. Doch sie war so klug, sich dumm zu stellen und eine fragende Miene aufzusetzen.
    »Ihr Beruf«,

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