Colombian Powder
Hand.
»Heute Abend findet ein Salsa-Tanzkurs im Theatersaal statt. Sie beide würden ein hübsches Paar abgeben«, erklärte sie und sah Nina und Marco dabei erwartungsvoll an.
»Tut mir leid, ich bin heute bereits verabredet.« Marco reichte ihr den Flyer zurück. »Mit einer wirklich interessanten Frau.«
»Oh! Ich verstehe.« Die Stewardess erwiderte sein Lächeln augenzwinkernd.
Nina atmete bei seinen Worten hörbar aus. Dieser Schuft! Seelenruhig verbrachte er mit ihr den ganzen Tag, um sich dann am Abend mit einer anderen zu treffen.
Brav steckte Nina das Flugblatt in die Tasche und ging erhobenen Hauptes weiter. Sollte er deswegen eine Reaktion von ihr erwarten, hatte er sich getäuscht.
Beim Lift mussten sie auf eine Kabine warten. Nina schüttelte schwungvoll ihr Haar zurück versuchte nach Kräften, weiterhin entspannt zu wirken.
»Der Tag hat mir sehr gut gefallen. Dein Freund ist ein wunderbarer Mensch«, sagte sie und sah dabei angestrengt an Marco vorbei.
»Ich glaube, Manolo war auch beeindruckt von dir.«
Weil er dachte, dass wir beide ein Paar sind, lag es Nina auf der Zunge.
Endlich öffneten sich die Schiebetüren, und Nina drückte den Knopf für das D-Deck.
»Morgen musst du mir unbedingt ein paar Salsa-Tanzschritte beibringen«, schlug Marco vor, als sie sich im Aufzug gegenüberstanden.
»Wer sagt, dass ich zu dem Kurs gehe? Tanzen ist nicht gerade meine Stärke.«
Das stimmte zwar ganz und gar nicht, und unter anderen Umständen hätte Nina auch bestimmt Gefallen an einer solchen Veranstaltung gefunden.
»In der Disco hat das aber anders ausgesehen.«
Nina zuckte nur lässig mit den Schultern. Zum Glück würde er nie erfahren, wie zugedröhnt sie an dem Abend gewesen war. Marco räusperte sich und sah aus, als ob er noch etwas hinzufügen wollte. Ein kalter Schreck durchzuckte Nina. Würde er jetzt die Szene im Whirlpool ansprechen, die noch immer zwischen ihnen stand?
Glücklicherweise kündigte in diesem Moment der leise Gong das erreichte Stockwerk an.
»Vielleicht sehen wir uns heute Abend noch«, rief Marco ihr nach, als sie grußlos davoneilte.
Ganz bestimmt nicht, dachte Nina grimmig. Sie hatte nicht vor, Marco beim Flirten mit einer anderen Tussi zuzusehen. Auch wenn es sie brennend interessierte, mit wem er sich traf. Sie musste sich an der Wand abstützen, so sehr war ihr Blut in Aufruhr. Was war denn nur los mit ihr? Hatte sie heute etwa zu viel Sonne abbekommen? Ein Blick in den Spiegel zeigte ihr tatsächlich ein hochrotes Gesicht, doch nach einem Sonnenbrand sah es nicht aus.
Sorgfältig herausgeputzt erschien Nina in Beates langem, türkisfarbenem Wickelkleid zum Abendessen. Es war ungewohnt und unangenehm, alleine das Restaurant zu betreten.
Zu allem Übel sah sie von Weitem, dass ihr Tisch an der Panoramascheibe nicht eingedeckt war. Klaus Eggerth schmauste bereits und begrüßte sie mit argwöhnischer Miene.
»Vorhin war ein Kellner hier und hat Ihren Tisch abgedeckt«, äußerte er sich zu Ninas ratlosem Gesicht. »Was ist los? Haben Sie am Buffet in die Suppe gespuckt?«
Nina bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick und sah sich nach einem der Kellner um. Offensichtlich hatte man die falsche Information weitergegeben, dass nicht nur Beate abgereist war. Bevor sie sich bemerkbar machen konnte, steuerte der Oberkellner schon auf sie zu.
»Entschuldigen Sie bitte, Madame Kaiser. Wir haben uns erlaubt, Ihren Platz heute Abend zu dem Herrn dort hinten zu verlegen. Auf dessen ausdrücklichen Wunsch natürlich. Sie sind hoffentlich damit einverstanden?«
Ninas Blick folgte seinem ausgestreckten Arm, und sie erkannte den Mann, der weiter hinten im Restaurant alleine an einem Tisch saß. Lächelnd hob er sein Weinglas zum Gruß.
Gegen ihren Willen musste Nina ebenfalls lächeln und ließ sich widerstandslos zu Marcos Tisch geleiten.
»Hat dich deine Verabredung etwa versetzt?« Nina blieb mit verschränkten Armen vor ihm stehen und betrachtete ihn mit scheelem Blick.
»Warum? Sie steht doch direkt vor mir.« Marcos Augen blitzten, als er zu ihr aufsah.
Er war also gar nicht verabredet gewesen. Er hatte nur ihre Reaktion testen wollen. Und sie hatte ihm genau das Verhalten geliefert, das er sehen wollte. Nina hätte Lust gehabt, ihn auf der Stelle zu ohrfeigen. Schließlich folgte sie aber doch seiner einladenden Geste und nahm ihm gegenüber Platz.
»Es wäre doch schade, wenn sich jeder alleine an seinem Tisch langweilt.« Marco griff nach einer
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