Colombian Powder
Anspannung ließ ihre Glieder schwer werden.
Anstatt aufzustehen und die Klimaanlage einzuschalten, streifte sie ihr einziges Kleidungsstück, ein ausgeleiertes T-Shirt, ab. Dabei berührte sie eine ihrer Brustspitzen und stellte verwundert fest, dass sie trotz der Hitze hart war. Mit einem Mal spürte sie auch die verräterische Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen. Was hatte sie geträumt? Sie erinnerte sich an das feindselige Gesicht von Ramon, an eine Waffe … aber davor? Sie war in Marcos Armen gelegen und hatte seinen Körper eng an ihrem eigenen gespürt.
Mit einem Lächeln auf den Lippen sank sie in die Kissen zurück. Ein leichter Schweißgeruch lag in der Luft, wie er entstand, wenn sich zwei Menschen liebten. Er reizte ihren Geruchssinn und stachelte ihre Fantasie an. Plötzlich waren es nicht mehr ihre eigenen, sondern Marcos Hände, die über ihren Körper glitten. Seine Finger, die ihre Brüste streichelten und sich langsam den Weg zu ihrer lockigen Körpermitte bahnten. Ihr Haut prickelte und ein süßes, ziehendes Gefühl breitete sich zwischen ihren Beinen aus, als sie dort seine fordernden Finger spürte.
»Marco«, stöhnte sie auf und wand sich unter diesen sinnlichen Berührungen, alles um sich herum vergessend.
Das Aufnahmegerät auf dem Schreibtisch gab ein vorwurfsvolles Quietschen von sich, als Kommissar Winter auf die Stopptaste schlug. Seine Finger zuckten zurück, als wäre sie glühend heiß. Der Lautsprecher verstummte, und die beiden Tonbandspulen kamen augenblicklich zum Stillstand. Langsam setzte Winter den Kopfhörer ab. Er würde sich bestimmt nicht so weit versteigen, um solch intimen Momenten zu lauschen. Ganz egal, ob Kümmler eine lückenlose Überwachung forderte.
Winter starrte in den Spiegel, vor dem er saß, und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, vor dem Schlafengehen die Aufnahmen des Tages von Kabine 418 abzuhören. Nachdem er von seinem Vorgesetzten erfahren hatte, um wen es sich bei Nina Kaiser tatsächlich handelte, konnte er nicht anders, als seiner Zielperson immer auch noch eine Weile live zuzuhören. Der Kommissar war sich allerdings nicht ganz im Klaren, auf was genau er wartete. Rechnete er damit, dass sie, die Adelige, Selbstgespräche mit einem fiktiven Hofstaat führte? Diese Vorstellung entlockte ihm ein kleines Lächeln. Dennoch, er hatte kaum seinen Ohren trauen wollen, als er Nina Sonnenbergs wahre Identität erfahren hatte.
Winter stand auf und griff zu seinem Whiskeyglas. Trotz der beengten Verhältnisse in der Kabine hielt er an seiner Gewohnheit fest, mit einem Drink in der Hand im Raum herumzuwandern. Vor dem Bullauge blieb er schließlich stehen, obwohl es draußen vollkommen dunkel war. Er bedauerte, dass er trotz der fortgeschrittenen Stunde keine Müdigkeit verspürte. Das Wachsein zwang ihn dazu, immer wieder über das Gleiche nachzudenken. War seine Strategie die Richtige? Würde sie Kümmlers Vorstellungen entsprechen? Der Alte schien vollkommen davon überzeugt, dass Winter ihm den Fahndungserfolg auf einem Silbertablett präsentierte. Aber warum sollte Kümmler auch zweifeln? Es war doch genau diese Tatsache gewesen, die Winter zu seiner steilen Karriere verholfen hatte. Bisher konnte er jeden Fall, der ihm übertragen wurde, erfolgreich abschließen. Von allen Seiten wurden ihm herausragende kriminalistische Fähigkeiten attestiert, und er musste nur den Kopf neigen, um sich die vielen Lorbeerkränze umhängen zu lassen. Winter nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas und genoss, wie der Whiskey in seiner Kehle brannte. Er durfte nicht zulassen, dass ausgerechnet dieser simple Fall zum Waterloo seiner Erfolgswelle wurde.
Lange stand er so am Fenster und starrte in die Nacht hinaus, bevor er wieder zum Tonbandgerät hinüberging. Inzwischen war fast eine halbe Stunde vergangen. Laut den Naturgesetzen müsste es in der überwachten Kabine nun ruhig geworden sein. Trotzdem zögerte er, bevor er die Aufnahmetaste drückte. Die Spulen begannen sich wieder zu drehen und über den Kopfhörer vernahm er Ninas ruhiges Atmen, die nackt und glücklich eingeschlafen war.
Piraten!
Barbados. Nun lag die Diamond Dolphin eingekeilt zwischen zwei weitern Ozeanriesen an der Pier und spuckte die ersten Passagiere an Land.
Nina hatte es nicht eilig. Nach einer unruhigen Nacht war sie im Morgengrauen aufgestanden, um erneut ihr E-Mail-Postfach zu kontrollieren. Die erlösende Nachricht von Beate war
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