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Colombian Powder

Colombian Powder

Titel: Colombian Powder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone A. Siegler
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durch und straffte die Schultern. Kurz entschlossen ging sie zur Rezeption.
    »Können Sie mir sagen, bei welchen Ausflügen noch Plätze frei sind?«
    Die Dame nickte. »Einen Moment bitte. Sie sind leider spät dran.« Sie tippte auf der Tastatur herum. »Haben Sie Lust auf einen Bootsausflug? Auf der Segeljacht ist noch ein einzelner Platz frei. Der Törn führt einmal um die ganze Insel herum.«

    Auf der Pier im Schatten des Schiffes scharten sich zwei Dutzend Passagiere um einen Animateur, der gleichmütig ein Kartonschild mit der Aufschrift Segeltörn hochhielt.
    Nina überflog automatisch die Menge auf der Suche nach Marco, konnte ihn jedoch nicht entdecken. Stattdessen erkannte sie Eggerth in der Gruppe. Da hatte sie mit ihrer Wahl einmal mehr eine Niete gezogen. Jetzt hatte sie den ganzen Tag diesen Idioten am Hals. Als alle Teilnehmer vollzählig waren, führte sie der Animateur zum Jachthafen. An einem der Landungsstege lag zwischen teuren, weißen Jachten ein Dreimaster mit dem klingenden Namen Trip to Paradise.
    Über eine wackelige Holzplanke gelangten die Passagiere an Bord. Nina suchte sich einen Platz auf den weichen Matten, die im Bug herumlagen. Ein Sonnensegel spendete Schatten, und sogar ein Whirlpool wartete auf Gäste. Es war also erträglich, wenn man von der Luftfeuchtigkeit absah.
    Sie zog ihre Flip Flops aus und ließ die Beine über die Bordwand baumeln. Die aufspritzende Gischt fühlte sich kühl an, als sich das Boot in Bewegung setzte. Im Heck des Schiffes, in dem sich die meisten Passagiere aufhielten, wurde Partymusik laut. Jemand brachte einen Toast aus und erntete begeisterten Applaus.
    »Möchten Sie einen Becher Planters Punsch?« Ein Kellner machte mit Eimer und Schöpfkelle bewaffnet eine Runde über das Deck. Nina nahm das Getränk entgegen und widmete sich wieder der Aussicht und ihren Tagträumen. Sie versuchte, dem Verlauf der Küste zu folgen, die langsam vorüberzog, und konnte doch nicht verhindern, dass ein einziges Gesicht ihren Horizont beherrschte. Wie gerne würde sie diesen Tag gegen den vorigen eintauschen. Sie hatte sogar eine Zeit lang völlig vergessen, warum sie überhaupt auf dieser Reise war. Marco … schmerzlich wurde ihr bewusst, wie sehr sie seine Gegenwart vermisste. Und sie musste sich eingestehen, dass sie nicht in der Lage war, sich aus seinem Bann zu befreien. All ihren Vorsätzen zum Trotz. Sie durfte sich vor allen Dingen nicht länger selbst damit belügen, dass sie keine tieferen Gefühle für Marco hegte. Ihr Herz stand in Flammen, und genauso fühlte es sich auch an.
    Sie schüttete den Drink in sich hinein und war versucht aufzustehen, um sich der feiernden Gesellschaft im Heck anzuschließen. Alles wäre klüger gewesen, als einsam sitzen zu bleiben. Giftigen Blasen gleich stiegen einmal mehr düstere Vorahnungen in ihr auf, wenn sie an das Ende der Reise dachte. Hinter ihrer Stirn entstand wie schon so oft in den letzten Tagen das Bild der Zollkontrolle am Port of Miami. Sie konnte sehen, wie sorgfältig die Gepäckstücke der Karibikrückkehrer kontrolliert wurden. Polizisten mit Spürhunden hatten sich am Fließband postiert. Plötzlich schlug einer der Hunde an, ein Gemenge entstand. Handschellen klickten, und Nina blickte geradewegs in Marcos Gesicht mit den schreckgeweiteten Augen, die nicht begriffen, was vor sich ging.
    Nina schlug sich die Hände vor das Gesicht, um diesen Horrorfilm in ihrem Kopfkino zu stoppen. Plötzlich stand ihr eine Böschung an der Autobahn vor Augen, welkes Gras und staubiges Gestrüpp, aus dem zwei jeansbekleidete Beine hervorragten. Kriminalbeamte kletterten über die Leitplanke, bogen die Zweige zurück. Zum Vorschein kam ihre eigene, übel zugerichtete Leiche, bei dessen Anblick selbst hartgesottene Polizisten nach Luft schnappten.

    Durch den veränderten Stand der Sonne war der Schatten allmählich von Ninas Liegeplatz gewichen. Sie reckte das Gesicht den warmen Strahlen entgegen und konzentrierte sich ganz auf dieses wohlige Gefühl auf der Haut. Gleichzeitig zwang sie sich, nur noch auf das sanfte Auf und Ab des Bootes zu achten, und nicht mehr an kolumbianische Foltermethoden oder vermaledeite Koffer zu denken.
    Sie hatten etwa die Hälfte der Insel umrundet, als der Dreimaster die Fahrt verlangsamte und vor einer Bucht beidrehte. Das sanfte Schaukeln hatte Nina irgendwann in einen gnädigen, zum Glück traumfreien, Halbschlaf versetzt, und nun brauchte sie einige Augenblicke, um wieder ganz zu sich

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