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Colorado Kid

Colorado Kid

Titel: Colorado Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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genützt, niemand meldete sich bei uns, der ihn gekannt haben wollte, und später fanden wir heraus, dass es dafür einen sehr einleuchtenden Grund gab.
    In der Zwischenzeit fuhr Cathcart natürlich mit der Autopsie fort, und da die beiden Trottel aus Augusta wieder da waren, wo sie hingehörten, hatte er keine Einwände gegen meine Anwesenheit, solange ich nicht öffentlich davon sprach. Ich versicherte ihm, dass ich es niemandem erzählen würde, und hielt mich natürlich an mein Versprechen.
    Er ging von oben nach unten vor. Zuerst kam natürlich das Stück Steak an die Reihe, das Doc Robinson schon erspäht hatte. ›Da haben wir auch schon die Todesursache‹, sagte Cathcart. Die zerebrale Embolie (die er viel später entdeckte, als ich längst auf der Fähre nach Moosie war) änderte seine Meinung nicht. Er meinte, wenn jemand da gewesen wäre, der den Heimlich-Griff beherrscht hätte – oder wenn er ihn selbst gekonnt hätte –, wäre der Mann nie auf dem Edelstahltisch mit den Abflussrinnen gelandet.
    Dann kam Mageninhalt Nummer eins, das ist das, was ganz oben liegt, der Mitternachtsimbiss, der kaum verdaut war, als unser Mann starb. Es war nur das Steak. Vielleicht sechs oder sieben Bissen, gut durchgekaut. Cathcart schätzte es insgesamt auf hundertzwanzig Gramm.
    Dann Mageninhalt Nummer zwei, damit meine ich das Abendessen. Das war alles schon ziemlich – nun, ich will hier nicht ins Detail gehen; sagen wir einfach, der Verdauungsprozess war schon so weit fortgeschritten, dass Dr. Cathcart ohne weitere Tests mit Sicherheit sagen konnte, dass der Mann irgendetwas Fischiges gegessen hatte, wahrscheinlich mit Salat und Pommes frites, so sechs bis sieben Stunden vor seinem Tod.
    ›Ich bin ja nicht Sherlock Holmes, Doc‹, warf ich ein, ›aber ich könnte das noch ein wenig präzisieren.‹
    ›Ach ja?‹, fragte er skeptisch.
    ›Ah jo‹, erwiderte ich. ›Ich denke, dass er entweder auf dem Festland bei Curly oder Jan’s Wharfside oder bei Yanko auf Moose-Look zu Abend gegessen hat.‹
    ›Warum gerade da, wenn es im Umkreis von dreißig Kilometern mindestens fünfzig Restaurants gibt, wo man Fisch essen kann, auch schon im April?‹, wollte er wissen. ›Warum nicht zum Beispiel im Grey Gull?‹
    ›Weil das Grey Gull sich nicht dazu herablassen würde, Fish and Chips zu servieren‹, erklärte ich, ›und das hat er gegessen.‹
    Also, Steffi, bis dahin hatte ich mich gut gehalten, aber allmählich wurde mir übel. ›In den drei Läden bekommt man Fish and Chips‹, erklärte ich, ›und ich hab den dazugehörigen Essig gerochen, kaum dass Sie den Bauch aufgeschnitten hatten.‹ Dann rannte ich auf das kleine Klo und übergab mich.
    Aber ich hatte Recht. Noch am selben Abend entwickelte ich meine Fotos und zeigte sie direkt am nächsten Tag bei den Restaurants herum, die Fish and Chips verkaufen. Bei Yanko hatte ihn keiner gesehen, aber die Bedienung von Jan’s Wharfside erkannte ihn sofort. Sie meinte, sie hätte ihm einen Tag, bevor er gefunden wurde, eine Portion Fish and Chips und dazu eine Cola oder Cola light verkauft, das wusste sie nicht mehr ganz genau. Er hätte sich damit an einen Tisch gesetzt und aufs Wasser geschaut. Ich fragte, ob er etwas gesagt hätte, und sie meinte, eigentlich nicht, nur ›bitte‹ und ›danke‹. Ich wollte wissen, ob sie mitbekommen hätte, wo er anschließend hingegangen sei – so gegen halb sechs –, aber sie verneinte.«
    Vince sah Stephanie an. »Ich schätze, er lief hinunter zum Anleger, um die Fähre um sechs Uhr nach Moosie zu nehmen. Das wäre von der Zeit her ungefähr hingekommen.«
    »Ah jo, der Meinung war ich auch immer«, meinte Dave. Stephanie setzte sich auf. Ihr war etwas eingefallen.
    »Das war im April. Mitte April an der Küste von Maine, und der Typ hatte keine Jacke an, als man ihn fand. Trug er eine Jacke, als er bei Jan bedient wurde?«
    Die beiden Alten grinsten sie an, als hätte sie gerade eine komplizierte Gleichung gelöst. Bloß wusste Stephanie, dass die Aufgabe der Journalisten weniger darin bestand, Probleme zu lösen, als zu beschreiben, was gelöst werden musste – auch auf der bescheidenen Ebene des Weekly Islander.
    »Eine gute Frage«, sagte Vince.
    »Eine herrliche Frage«, bestätigte Dave.
    »Den Teil habe ich mir eigentlich aufgehoben«, sagte Vince, »aber da es ja gar keine richtige Geschichte ist, nützt es nichts, die guten Stellen aufzusparen … und wenn du Antworten suchst, mein Mädchen, der Zug ist

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