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Colorado Kid

Colorado Kid

Titel: Colorado Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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plauderte nicht aus dem Nähkästchen, gar nichts, er sagte nur, er lerne nicht so viel, wie er gehofft habe, und angesichts der Aufgabe, die er zu erledigen hatte, während Cathcart die In-situ-Untersuchung durchführte, musste ich ja nur eins und eins zusammenzählen.
    Als wir zurückkamen, war die Untersuchung natürlich schon vorbei. Die Leiche war bereits im Leichensack. Das hielt einen dieser Beamten – den großen, fleischigen, der O’Shanny hieß – nicht davon ab, Devane dumm anzumachen. ›Was hat das so lange gedauert, wir frieren uns hier draußen schon den Arsch ab‹ und so weiter und so fort.
    Devane nahm das einfach so hin – keine Klagen, keine Ausreden, war ziemlich gut erzogen, der Junge –, deshalb schaltete ich mich ein und sagte, wir wären so schnell wie möglich gewesen. ›Sie wollen doch nicht, dass wir die Geschwindigkeitsbeschränkungen übertreten, oder?‹, fragte ich. Ich wollte die Situation ein bisschen auflockern, die Leute zum Lachen bringen, du weißt schon. Funktionierte aber nicht. Der andere Beamte, er hieß Morrison, sagte: ›Wer hat denn Sie gefragt, Sie Schreiberling? Gibt es keinen Ramschverkauf, über den Sie berichten müssen oder so was Ähnliches?‹ Sein Kollege musste immerhin darüber lachen, doch der junge Mann, der eigentlich Rechtsmedizin lernen sollte und stattdessen eingebläut bekam, dass O’Shanny den Kaffee mit Milch und Morrison ihn schwarz trank, bekam einen knallroten Kopf. 
    Sicher, Steffi, man kommt nicht in das Alter, in dem ich damals war, ohne öfter mal einen Arschtritt von Trotteln zu bekommen, die ein bisschen Autorität haben, dennoch tat mir dieser Devane Leid. Er schämte sich nicht nur für sich selbst, sondern auch für mich. Ich merkte, dass er versuchte, sich bei mir zu entschuldigen, aber bevor er das konnte (oder ehe ich ihm sagen konnte, dass das nicht nötig sei, da er nichts Falsches getan habe), nahm O’Shanny ihm das Tablett mit dem Kaffee ab und reichte es an Morrison weiter, dann riss er mir die beiden Tüten mit Gebäck aus den Händen. Danach sagte er Devane, er solle sich unter dem Band hindurchducken und die Tasche mit den persönlichen Dingen des Toten an sich nehmen.
    ›Unterschreiben Sie das Sicherstellungsprotokoll!‹, befahl er, als spreche er mit einem Fünfjährigen, ›und sorgen Sie dafür, dass niemand in die Nähe der Tasche kommt, bis ich sie mir wiederhole. Und Sie selbst stecken nicht die Nase hinein, haben Sie mich verstanden?‹
    Jawohl, Sir, sagte Devane und lächelte mich zurückhaltend an. Ich beobachtete, wie er von Dr. Cathcarts Assistenten die Tasche mit den Beweismitteln entgegennahm. Sie hatte Ähnlichkeit mit so einer Sammelmappe, wie sie im Büro benutzt wird. Ich sah zu, wie er das Protokoll aus dem durchsichtigen Umschlag zog und … weißt du, wofür der Zettel gut ist, Steffi?«
    »Ich glaube schon«, sagte sie. »Geht es nicht darum, dass der Staat im Fall einer Strafverfolgung lückenlos dokumentieren kann, in wessen Besitz sich die am Tatort gefundenen Gegenstände jeweils befanden, und zwar vom Moment des Auffindens bis zu dem Punkt, wenn sie irgendwann als Beweisstucke im Gerichtssaal auftauchen?«
    »Schön ausgedrückt«, sagte Vince. »Du solltest Schriftstellerin werden.«
    »Sehr lustig«, gab Stephanie zurück.
    »Doch, doch, so ist unser Vincent, ein richtiger Oscar Wilde«, 
    sagte Dave. »Wenn er nicht gerade Oskar aus der Mülltonne ist. Egal, jedenfalls beobachtete ich, wie der junge Devane seine Unterschrift unter das Sicherstellungsprotokoll setzte und es wieder in den Umschlag auf der Tasche mit den Beweismitteln schob. Dann drehte er sich um und schaute zu, wie die Packer vom Beerdigungsinstitut den Toten hinten in den Leichenwagen luden.Vince war mittlerweile in die Redaktion zurückgekehrt, um den Artikel zu schreiben, und ich fuhr ebenfalls los. Den Leuten, die mir Fragen stellten – und das waren so einige, angezogen von dem dämlichen gelben Flatterband wie Ameisen von Zucker –, sagte ich, sie könnten das alles für nur einen Vierteldollar lesen. Damals kostete der Islander nämlich nicht mehr.
    Jedenfalls sah ich Paul Devane damals zum letzten Mal. Er stand da und sah den beiden Gorillas dabei zu, wie sie den Toten in den Leichenwagen schoben. Doch zufällig weiß ich, dass Devane O’Shannys Anweisung missachtete, nicht in die Tasche mit den Beweismitteln zu sehen, denn ungefähr sechzehn Monate später rief er mich in der Redaktion des Islander an. Damals

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