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Colorado Kid

Colorado Kid

Titel: Colorado Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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leider abgefahren. Die Bedienung bei Jan wusste es nicht mehr mit Sicherheit und ansonsten konnte sich niemand an ihn erinnern. Wahrscheinlich können wir schon von Glück sagen: Wäre es Mitte Juli gewesen, wenn Tausende von Gästen in die Restaurants einfallen und Fish and Chips, Hummerbrötchen oder Eisbecher bestellen, dann hätte sie sich gar nicht an ihn erinnert, es sei denn, er hätte die Hose heruntergelassen und ihr seinen blanken Hintern gezeigt.«
    »Vielleicht nicht mal dann«, sinnierte Stephanie.
    »Stimmt. Jedenfalls konnte sie sich an ihn erinnern, wusste aber nicht mehr, ob er eine Jacke getragen hatte. Ich habe sie auch nicht zu stark unter Druck gesetzt, weil mir klar war, dass ihr dann vielleicht etwas einfallen würde, nur um mir einen Gefallen zu tun oder um mich loszuwerden. Sie sagte: ›Ich meine mich zu erinnern, dass er eine hellgrüne Jacke trug, Mr Teague, aber ich könnte mich auch irren.‹ Und vielleicht irrte sie sich tatsächlich, aber wer weiß … Ich neige zu der Annahme, dass sie Recht hatte. Dass er tatsächlich so eine Jacke trug.«
    »Aber wo ist sie geblieben?«, fragte Stephanie. »Ist denn jemals so eine Jacke aufgetaucht?«
    »Nein«, entgegnete Dave. »Vielleicht gab’s ja doch keine … aber was er ohne Jacke in einer rauen Aprilnacht draußen an der Küste wollte, das übersteigt absolut meine Vorstellungskraft.«
    Stephanie schaute Vince an, und plötzlich hatte sie tausend
    Fragen auf der Zunge, alle dringend, keine ausformuliert. 
    »Warum lächelst du, Kleine?«, fragte Vince.
    »Weiß nicht.« Sie überlegte. »Doch, ich weiß es wohl. Ich habe so verdammt viele Fragen im Kopf, dass ich nicht weiß, welche ich zuerst stellen soll.«
    Beide Männer mussten lachen. Dave zog sogar ein großes Taschentuch aus der Gesäßtasche und trocknete sich damit die Augen. »Du bist eine Marke!«, rief er aus.
    »Alle Achtung! Ich sag dir was, Steffi: Warum machst du’s nicht so, als wärst du auf der Tupperwareparty vom Wohltätigkeitsbasar? Einfach die Augen schließen und zugreifen!«
    »Gut«, sagte sie und folgte seinem Rat. »Was ist mit den Fingerabdrücken des Toten? Und seinen zahnärztlichen Unterlagen? Ich dachte, wenn man Tote identifizieren will, sind diese Sachen so gut wie unfehlbar.«
    »Das denken die meisten, und wahrscheinlich stimmt es auch«, sagte Vince, »aber du darfst nicht vergessen, dass das
    1980 war, Steffi.« Er lächelte noch immer, doch seine Augen blickten ernst. »Vor der digitalen Revolution und lange vor dem Internet, diesem wunderbaren Werkzeug, das junge Leute wie du inzwischen für selbstverständlich halten. 1980 konnte man Fingerabdrücke und zahnärztliche Unterlagen von Menschen, die bei der Polizei als ›unbekannte Personen‹ oder ›unbekannte Leiche‹ liefen, mit denen des Menschen vergleichen, den man für den Unbekannten hielt. Aber es hätte Jahre gedauert, sie mit den Daten aller gesuchten Verbrecher abzugleichen, die in den Dienststellen aktenkundig waren, beziehungsweise mit den Daten aller, die jedes Jahr in Amerika vermisst gemeldet werden. Selbst wenn man die Suche auf Männer zwischen dreißig und vierzig beschränkt hätte, wäre das nicht möglich gewesen, mein Mädchen.«
    »Aber ich dachte, bei den Streitkräften gab es damals schon Daten in digitalisierter Form …« 
    »Das glaube ich nicht«, sagte Vince. »Und selbst wenn, glaube ich nicht, dass die Fingerabdrücke von Colorado Kid jemals dorthin geschickt wurden.«
    »Jedenfalls erfolgte die Identifizierung weder durch Fingerabdrücke noch durch Röntgenbilder des Zahnarztes«, sagte Dave. Er verschränkte die Finger über der breiten Brust und schien sich im späten Sonnenschein zu rekeln. Die Sonne stand schon tief, wärmte aber noch immer. »Ich glaube, was wir jetzt machen, nennt man ›auf den Punkt kommen‹.«
    »Wie hat man ihn denn dann identifiziert?«
    »Nun kehren wir zurück zu Paul Devane«, sagte Vince. »Und ich komme gerne auf ihn zurück, weil es bei ihm, wie gesagt, eine Geschichte zu erzählen gibt, und das ist nun mal mein Metier. Mein Ding, hätte man früher gesagt. Devane hatte ein bisschen was von Horatio Alger – klein, aber genügsam: Ohne Fleiß kein Preis; jeder ist seines Glückes Schmied.«
    »Arbeit ist aller Ärger Anfang«, ergänzte Dave.
    »Wenn du meinst«, sagte Vince ungerührt. »Ah jo, sicher, wenn du meinst. Devane verschwand mit diesen beiden bescheuerten Bullen, O’Shanny und Morrison, sobald Cathcart ihnen

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