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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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sagte: »Dort ist die Grenze von Nebraska. Da endet der Besitz des Earls.«
    »Wieviel insgesamt?«
    »Einhundertachtzig Meilen Ost-West, fünfzig Meilen Nord-Süd.«
    »Das wären ja neuntausend Quadratmeilen!« Ich zögerte. »Ist das denn möglich?«
    »Weit über fünf Millionen Morgen«, bestätigte er.
    Ich starrte fassungslos auf diese unvorstellbare Ausdehnung von Land, diese leere, einsame Wüste; wahrscheinlich war es schon damals nicht viel wert gewesen, sicherlich ebensowenig wie heute. »Einhundertachtzig Meilen in einer Richtung«, sagte er, während wir zurückflogen. »Der Vormann inspizierte in seinem Buggy ungefähr zehn Meilen pro Tag. Achtzehn Tage, um nur das Mittelstück zu kontrollieren, die Nord- und Südteile nicht gerechnet. So ist unser Boden hier, Professor Vernor. Für eine Kuh-Kalb-Einheit braucht man mindestens sechzig Morgen.«
    »Miß Endermann sagte mir, daß Sie einen Teil davon gekauft haben.«
    »Aber nur einhundertdreiunddreißigtausend Morgen. Allerdings vom besten Boden.« Er bat den Piloten, nördlich am Schloß Venneford vorbeizufliegen, wo er mir ein zerklüftetes Terrain mit kahlen Ebenen, Vorbergen und ein paar hübschen, niedrigen Kuppen zeigte. »Eine echte Herausforderung«, meinte Garrett. »Wenn Sie zurückkommen, müssen Sie es sich ansehen.«
    »Gern«, antwortete ich.
    »Mit wieviel Morgen pro Rinder-Einheit rechnet man im Osten?« fragte er, als wir uns Centennial näherten. »Mein Onkel in Virginia braucht nur einen Morgen für das, was Sie als Einheit bezeichnen - Schwemmland am Fluß.«
    »Da sehen Sie den Unterschied zwischen Virginia und Colorado. Bei Ihnen ein Morgen pro Einheit, bei uns sechzig. Das bedeutet, daß Ihr Boden sechzigmal besser ist als unserer. Aber wir arbeiten siebzigmal so schwer wie Sie, deswegen sind wir Ihnen immer ein bißchen voraus.«
    Er fuhr mich zum Hotel zurück, wo ich ihn fragte, ob ich ihn zu einem Drink einladen dürfe. »Tagsüber nie«, antwortete er und war verschwunden, bevor ich noch eine weitere Frage stellen konnte.
    Was Prärie, Berge und Fluß betraf, hatte ich mich schon recht gut auf Centennial eingestimmt, deswegen widmete ich mich während meines restlichen Aufenthaltes der Stadt selbst. Das Grundstück der Garretts an der Ecke Ninth und Ninth war düster, mit einem Holzhaus aus dem neunzehnten Jahrhundert, das eine Gruppe verkrüppelter Bäume überragte. Die Villa Morgan Wendells dagegen, einen Häuserblock weiter südlich, lag, in freundlichem Ranchstil erbaut, inmitten eines weiten, herrlich angelegten Parks. Aber es war das Gebiet im Osten der Stadt, das mich am stärksten interessierte, denn was sich dort abspielte, war mir, einem Bewohner von Georgia, völlig neu. Der Beaver Creek schützte die Stadt vor der herandrängenden Prärie. Im Westen des Creek lag Schwemmland, weitgehend moorig und ein Paradies für die verschiedensten Vögel; im Osten des Creek standen die beiden wichtigsten Industrieunternehmen von Centennial.
    Nördlich des Highways lag die kaum zu übersehende Zuckerfabrik Central Beet. Ihr scharfer, beißender Geruch durchzog die Luft Centennials sogar im Frühling mit einem sauberen, erdhaften Aroma. Mir, einem Mann, der in einem typischen Zuckerrohrgebiet aufgewachsen war, erschien es fast wie ein Sakrileg, daß man aus Rüben Zucker machte. Hier aber kannte man nichts anderes.
    Südlich des Highways bot sich mir dann ein Anblick, wie ich ihn noch niemals erlebt hatte: weite Corrals, von Holzzäunen umhegt, die nicht einen einzigen Grashalm, nicht eine einzige Grünpflanze enthielten, sondern nur Aberhunderte von schwarzweißen Rindern, alle von derselben Größe, alle für die Schlachthäuser von Omaha und Kansas City gemästet. Nie zuvor hatte ich so viele Rinder auf einmal gesehen, und ich versuchte, ihre Zahl zu schätzen. Als ich allein in einem Corral bis zweihundert gekommen war und mir klarmachte, daß es zwei Dutzend Corrals gab, allesamt ebenso dicht besetzt, mußte ich einsehen, daß meine ursprüngliche Schätzung mit zehn zu multiplizieren war.
    Hier funktionierte alles wie in einer Fabrik: »Brumbauch - Großmästerei« stand auf dem Schild. Förderbänder führten den Corrals hoch über unseren Köpfen das Futter zu, der Dung wurde durch Klappen entfernt, überall verliefen Wasserrohre, und alles lag in bequemer Entfernung sowohl von der Zuckerfabrik, von der die Pulpe, die ausgepreßten Rüben zur Fütterung der Rinder, kam, als auch von der Bahnstrecke, auf der die Züge

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