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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Oregon.«
    Und sie wanderten weiter, dem Westen zu.
    Mehrere Wochen lang dachte McKeag über diese sonderbare Neuigkeit nach:    ein    großes    Treffen,
    Männer aus Oregon, Schotten vielleicht. Er überlegte, ob er sich dem Treck anschließen sollte, um seine Neugier zu befriedigen. Aber die Entscheidung wurde ihm abgenommen.
    Als er von einer erfolglosen Gabelbockjagd nach Hause stapfte, sah er von Osten her eine noch nie dagewesene Anzahl von Männern kommen. Sie waren beritten und wirbelten so viel Staub auf, daß er ihre Zahl nicht genau schätzen konnte. Es mußten mindestens zwei Dutzend sein und bestimmt keine Indianer. Als sie näher kamen, erkannte er, daß es noch sehr viel mehr sein mußten, als er geschätzt hatte: »Mindestens fünfzig!« rief er in den Wind. »Aber was schleppen die da?«
    Tatsächlich handelte es sich um dreiundsechzig Weiße, allesamt aus Saint Louis, die auf dem Weg zum großen Treffen waren. Sie führten siebenunddreißig mit Tauschwaren beladene Pferde mit, und das merkwürdige Ding, das er gesehen hatte, war eine schwere Bronzekanone, mit der man vier Pfund schwere Eisenkugeln abschießen konnte. Sie ruhte auf einem stabilen zweirädrigen Karren und wurde von zwei häßlichen Mulis gezogen.
    »Was habt ihr mit der Kanone vor?« fragte er.
    »Komm mit zum Treffpunkt, dann wirst du's sehen«, lautete die Antwort. Dann stimmten sie ein Soldatenlied an, marschierten in einer riesigen Staubwolke dem Sonnenuntergang zu und nahmen einen Teil seiner Phantasie mit fort.
    »Ich gehe auch!« sagte er noch am selben Abend. Bei Morgengrauen war er marschbereit. Er wanderte nordwärts bis zum North Platte, dessen Südufer entlang er weiter nach Westen zog, um dann in weitem Bogen südwärts einer Paßstraße zu folgen. So gelangte er auf den westlichen Hang der kontinentalen Wasserscheide und befand sich nunmehr in einem Gebiet, das zum größten Teil unter der Herrschaft des englischen Hauptquartiers in Oregon, zum anderen Teil unter von Kalifornien aus betriebener mexikanischer Kontrolle stand. Es war ein wunderschönes Land, offen, häufig von Winden heimgesucht, mit noch ausgedehnteren Prärien als östlich der Rockies. Alle Flüsse waren reißende Ströme: Sweetwater, Green, Snake, Yellowstone. Die Berglandschaft jedoch erstreckte sich in sanften Wellen und war bei weitem nicht so rauh wie die Rocky Mountains. Es war beinahe eine liebliche Landschaft, und McKeag fühlte sich unendlich leicht, als er sie durchquerte.
    Da er allein reiste, kam er schnell vorwärts und holte eine Gruppe von vier Bergtrappern ein, die am Westabhang der Rockies nördlich von Santa Fe gearbeitet hatten. Sie waren laute, hitzköpfige Männer, dem Alkohol zugetan und überheblich, was ihre Bergerfahrungen betraf. »Wie lange bist du jetzt schon hier, Jake?« wandte sich einer an den anderen. »Drei Jahre«, antwortete der Mann. »Und du?« fragten sie alle vier McKeag.
    Seine Miene wurde ausdruckslos. Seit wie vielen Jahren lebte er in der Prärie? Dreißig. Oder waren es einunddreißig? Sehr lange jedenfalls, sehr, sehr lange. Aber er wollte diese vergnügten Männer nicht beschämen, also antwortete er lieber nicht.
    »Ich habe dich was gefragt, Robert. Oder bist du etwa ein Greenhorn?«
    »In den Bergen?« fragte McKeag.
    »Wo sonst? Natürlich in den Bergen.«
    »In den Bergen bin ich noch nie gewesen«, erklärte er. Aber er wirkte so erfahren und seine Kleidung so indianisch, daß sie das einfach nicht glauben wollten. Einer von den jüngeren, ziemlich betrunken vom Sommerwhisky, packte ihn wütend vorn beim Hemd und drohte ihm: »Mach dich nur ja nicht über uns lustig, Scotty. Sonst brechen wir dir das Genick. Wie lange lebst du schon in den Bergen?«
    »Ich bin noch nie zuvor hier gewesen.«
    »Wie lange dann in der Prärie?« schrie der Mann aufgebracht. »Wie lange jagst du Biber?«
    »Seit dreißig Jahren«, antwortete McKeag.
    »Seit dreißig Jahren!« rief einer von ihnen voller Bewunderung. »Dann mußt du ja Pasquinel gekannt haben!«
    McKeag hielt erschrocken den Atem an. Irgend etwas an der Art, wie sich der Mann ausgedrückt hatte, schien darauf hinzudeuten, daß Pasquinel tot war, und in diesem schmerzlichen Augenblick mußte McKeag sich eingestehen, daß es für seine Reise zu diesem Treffen nur einen einzigen Grund gab: Er wollte Pasquinel wiedersehen. »Geht es ihm gut?« fragte er beinahe flüsternd.
    »Gut?« Einer der Männer schob seinen linken Ärmel hoch und zeigte ihm

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