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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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weit und breit nichts zu sehen war. McKeag kam erst einige Zeit später den Fluß herab -mager, reizbar und mit nur einem einzigen Ballen. Als er die Felle in Bockweiß' Büro auf den Fußboden warf, richtete ihm der Vorarbeiter aus: »Mr. Bockweiß möchte Sie sprechen.« Da er den Deutschen vorläufig nicht sehen wollte, scherte er sich nicht darum und ging. Bockweiß jedoch spürte ihn in seiner elenden Hütte am Flußufer auf.
    »Könnte ich Sie bitte sprechen, McKeag?« Der Schotte knurrte nur. »Von Mann zu Mann?« Wieder ein Knurren.
    Bockweiß setzte sich auf eine Kiste, räusperte sich und begann mit einem Thema, das ganz eindeutig nicht der Grund für sein Kommen war: »Haben meine Leute Ihnen das Geld für die Felle ausgezahlt? Gut. Brauchen Sie Vorschuß?«
    »Ich habe selber Geld - auf der Bank.«
    »Ich spreche jetzt zu Ihnen als Vater.« Bockweiß senkte seine Stimme. »McKeag, hat Pasquinel in New Orleans eine Frau?«
    »Fragen Sie ihn doch selbst.«
    »Ich frage Sie. Ich bitte Sie, mir zu helfen. Als Vater!«
    »Ich bin nie in New Orleans gewesen«, antwortete McKeag.
    »Hat er Ihnen jemals etwas erzählt... ? Sie kennen ihn doch besser als jeder andere.«
    Mit ruhigem, emotionslosem Ton antwortete McKeag: »Ich habe ihn mehrmals sagen hören... verschiedentlich... eine Frau in Montreal, in Detroit, in New Orleans. Quebec auch, glaube ich. Das war natürlich alles Scherz.«
    Bockweiß stand auf, die Hand an die Stirn gepreßt. Dann setzte er sich wieder und sagte: »Sie waren 1816 in Fort Osage, als er mit dem Messer auf diesen Mann losgegangen ist.« Da diese Nachricht bis nach Saint Louis gelangt sein mußte, nickte McKeag.
    »Hatte er eine Indianerfrau bei sich? Zwei Söhne?« McKeag dachte eine Weile nach und kam dann zu dem Schluß, er sei nicht verpflichtet, über die indianische Familie seines Partners Auskunft zu geben. Wortlos erhob er sich und wollte hinaus. Bockweiß aber packte ihn am Arm. »Bitte, ich bin ein Vater, der seine Tochter schützen möchte.« McKeag machte sich los, aber Bockweiß verstellte ihm den Weg. »Ich bin nach New Orleans gefahren«, erklärte er gebrochen. »Ich habe die Frau kennengelernt. Sie waren wirklich verheiratet... Sie hatte Papiere... Kinder...«
    Mit ungewohnter Brutalität stieß McKeag den Deutschen zur Seite. Er konnte es nicht ertragen, schmutzige Geschichten über Pasquinel zu hören -weder darüber, was dieser in New Orleans getan hatte, noch darüber, was in Fort Osage geschehen war. Der Franzose hatte ihn in mancher Hinsicht schlecht behandelt, und sein Verhalten Tönerner Schale und Lise gegenüber war erbärmlich. Doch Pasquinel war der einzige echte Freund, den McKeag jemals gehabt hatte, deswegen dachte er nicht daran, sich Klatschgeschichten über ihn anzuhören, auch jetzt nicht, da ihre Partnerschaft nicht mehr bestand. Mit langen Schritten eilte er zum Flußufer, kletterte in sein Kanu und verschwand.
    Er wurde ein sehr einsamer Mann, der ruhelos durch die Prärie streifte. Er baute sich seine Kanus selbst und sorgte dafür, daß seine Fallen stets gut geölt waren. Wo andere nicht einen einzigen Ballen Felle zusammenbrachten, war er erfolgreich, so daß man schließlich von ihm sagte: »Er riecht Castoreum früher als jeder Biber.«
    Aber er war allein, abgeschnitten von den wenigen Menschen, die ihm etwas bedeuteten. In manchen Jahren machte er sich nicht einmal die Mühe, nach Saint Louis zu fahren. Er sammelte möglichst viele Felle, baute sich eine eigene Presse, betätigte sie allein mit seinem eigenen Gewicht, und wenn zufällig ein Trapper vorbeikam, verkaufte er ihm seine Ballen zu einem Bagatellpreis und überließ es dem Fremden, sie zu einem enormen Profit in Saint Louis loszuschlagen.
    Mehrmals versuchte die englische Fur Company, ihm das Handwerk zu legen, aber die Indianer vertrauten ihm und gaben sich nicht dazu her, ihm gegen Geld Schaden zuzufügen. Kein Trapper war zu jener Zeit bei den Pawnee, den Ute, den Arapaho und den Cheyenne besser gelitten als der rotbärtige Schotte. Er gab ihnen gute Ratschläge und half ihnen bei ihrem Handelsverkehr mit den Amerikanern. Im Jahre 1825 tauchte er als Dolmetsch der Ute in Santa Fe auf, meistens aber blieb er in dem Gebiet zwischen den beiden Plattes, wo er entweder am Laramie oder an den Rattlesnake Buttes überwinterte.
    Während des schweren Winters 1827, als der Schnee fünf Meter hoch in den Pässen lag, verbrachte er drei ganze Wochen in seiner Hütte tief unter einer

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