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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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lang entbehrten Freund zugelaufen und schloß ihn freudig in die Arme. »Hast du Tabak?«
    »Ich habe keinen Tabak«, antwortete McKeag fest.
    »Ja, ja! Wo ist dein Tipi?«
    »Ich habe kein Tipi«, protestierte McKeag.
    »Du schläfst in meinem Tipi«, entschied Große Gans unter abermaligen Umarmungen.
    »Hast du getrunken?« fragte McKeag.
    »Ja, ja! Alle getrunken!« Er deutete nach Osten, wo einer der Santa-Fe-Trapper Flaschen mit Taos Lightning verkaufte. Dieses brutalste Alkoholgebräu der Welt wurde aus Karamel, ein paar Kampferkugeln, reichlich Wasser, Pfeffer und einem zerpflückten Tabakpriem zusammengemixt. Für zwanzig Cent konnte man eine Gallone davon herstellen und sie für Felle im Wert von einhundert Dollar losschlagen. Die Indianer, die dieses Zeug tranken, starben zwar nicht daran, wünschten sich aber zumeist, tot zu sein.
    Die Hudson's Bay Company, eine im Pelzhandel lang erfahrene kanadische Firma, gestattete ihren Vertretern nicht, den Indianern Alkohol zu verkaufen, aber es gab keine Regel, die den Kanadiern verbot, die Indianer auf andere Weise übers Ohr zu hauen. Die Firma förderte einen Brauch, nach welchem ein Indianer, der ein Gewehr erwerben wollte, mit einem Stapel Biberfelle dafür bezahlen mußte, der so hoch war wie der Gewehrlauf lang; also produzierten die Kanadier eine Waffe, deren Lauf um dreißig
    Zentimeter länger war als normal, und verbreiteten dann das Gerücht, diese Sonderlänge mache das Gewehr um so tödlicher.
    Ein Kanadier mit dem schottischen Namen McClintock hatte an der Südspitze des Bear Lake ein Zelt errichtet, in dem er den Indianern ihre Biberfelle so schnell abkaufte, wie diese sie nur heranschaffen konnten, und McKeag schlenderte hinüber, weil er glaubte, Neuigkeiten aus Schottland hören zu können. Nachdem er eine Zeitlang darauf gewartet hatte, daß sich die Menge der Indianer rings um das Zelt ein wenig lichtete, drängte er sich zu einem großen, bärtigen Mann in schmutziger Indianerkleidung und verfilzten Haaren durch, der sich fließend in einer nördlichen Indianersprache unterhielt. Als der Kanadier McKeag entdeckte, hielt er in seiner Tirade inne, schob die Indianer einfach beiseite und kam herüber.
    »McClintock mein Name. Wollen Sie Biber verkaufen?«
    »McKeag. Ich verkaufe in Saint Louis.«
    »Bei mir würden Sie besser fahren. Woher sind Sie?« »Wester ross.«    McKeag nannte mit    Absicht diesen
    abgelegenen,    wenig bekannten    schottischen
    Landesteil. McClintock hatte noch nie davon gehört. »Sind Sie aus Schottland?« fragte McKeag.
    »Nie gesehen. Mein Großvater vielleicht. Lebte in Nova Scotia.« McKeag wollte wieder gehen, als ihn der Kanadier am Arm packte. »McKeag sagten Sie? Sind Sie der ehemalige Partner von Pasquinel?« McKeag nickte bestätigend.
    »Pasquinel!« brüllte der Kanadier, und aus dem Innenraum des Zeltes tauchte die vertraute, untersetzte Gestalt des Franzosen auf. Er war inzwischen siebenundfünfzig, sein    Körper war
    schwerer, das    Haar war ergraut,    und mehrere
    Vorderzähne fehlten ihm. Sein Kinn zierte eine frische Narbe. Seine Kleidung war noch immer die gleiche: ein
    Indianeranzug, den Tönerne Schale für ihn gemacht hatte, nur weitaus reicher verziert als früher, und auf dem Kopf die rote Wollmütze. Die eine Zeltklappe in der linken Hand, kam er ins Sonnenlicht und starrte den Mann an, der vor ihm stand.
    Zuerst erkannte er McKeag nicht, denn er war ziemlich stark betrunken. Den Schotten bekümmerte das. Aus einer natürlichen Scheu heraus wollte er sich schon zurückziehen, als McClintock lauthals rief: »Pasquinel! Das ist McKeag, dein alter Partner!«
    Der Schleier der Trunkenheit hob sich von Pasquinels Augen. Sein Blick wurde klarer. Vor ihm, im Raum verschwimmend, stand sein Partner aus alten Zeiten. »McKeag«, flüsterte er leise, »du kommst zu einem fremden Zelt, um mich zu finden.« Beide Hände weit ausgestreckt, machte er einen unsicheren Schritt vorwärts. Er stolperte, aber McKeag hielt ihn fest. »Merci«, sagte der Franzose ernst. »Il y a longtemps.«
    Bevor McKeag auf diese aus tiefstem Herzen kommende Begrüßung reagieren konnte, entstand Unruhe in der Nähe, und zwei Gestalten kamen auf das Zelt zugerannt. »Vater!« rief die erste Gestalt. Es war Marcel Pasquinel, inzwischen sechzehn, auf dem Fuße gefolgt von Jacques. Sie liefen auf ihren Vater zu und hatten ihm, ehe er protestieren konnte, die beiden Messer abgenommen, von denen nun jeder

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