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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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ihnen kam von ihrem ernsten Gehaben, das sie sich in fernen Canyons, weitab vom weißen Mann, anerzogen hatten.
    Den Platte herauf zogen die Cheyenne, die von allen Stämmen den höchsten Wuchs und die vornehmste Art hatten. Sie waren hervorragende Reiter, saßen zu Pferd wie Götzenbilder, die rechte Hand an die Hüfte gelegt, und beeindruckten die Versammlung mit der Schönheit ihres Kopfschmucks und der Pracht ihrer Gewänder. Sie waren die Aristokraten der Ebenen, selbstsicher und arrogant. Zweihundert Jahre lang hatten sie sich gegen jedes Bündnis gewehrt, und jetzt kamen sie angeritten, als gehörte die Prärie ihnen. Im Kampf waren sie von unvergleichlicher Tapferkeit; kein anderer Stamm in der Platte-Region hatte so viel getan, um die Ebenen vor völliger Verwüstung zu bewahren. Ihre sechs obersten Häuptlinge, Krummdaumen, Bärenfeder, Weiße Antilope, Kleiner Häuptling, Reitet-auf-Wolke und Hagerer Bär, erschienen gleichsam als eine Verkörperung der Würde ihres Volkes, groß, schlank, im prächtigsten Kopfschmuck aus Adlerfedern auf Goldgewebe, mit Federkielen verziert. Es war ein eindrucksvolles Bild, als diese sechs im schräg einfallenden Abendlicht, das die bronzefarbenen Gesichter abwechselnd in Licht und Schatten tauchte, angeritten kamen. Hinter ihnen folgten die jüngeren Häuptlinge, in strenger militärischer Formation, einige fast nackt, andere wieder in Gewändern, die denen der Ältesten an Prunk kaum nachstanden: dahinter dann die Frauen mit den Kindern und den Tipis.
    Aus dem Norden kamen die Fremden, die Mandan, die Hidatsa und die Ankara, und sie kamen nur deshalb, weil Vater De Smet sie aufgefordert und ihnen Zusagen gemacht hatte. So weit im Süden fühlten sie sich etwas verloren, aber sie erhofften sich Schutz vor den Siedlern, die jetzt auch ihre Gebiete durchzogen. Sie waren in mancher Hinsicht erfahrener im Umgang mit Weißen, denn sie kannten sie schon seit den Tagen von Lewis und Clark.
    Aus dem Westen kam die merkwürdigste aller dieser Gruppen, einhundertdreiundachtzig dunkelhäutige Shoshone, vorsichtig näher kommend, jeder mit einer geladenen Flinte quer über dem Sattel. Ihre Ankunft rief einen Sturm der Erregung hervor, und Joe Strunk rief den Soldaten zu: »Paßt auf, jetzt könnte es Ärger geben.«
    Nachdem die Shoshone ihr Lager im westlichen Wyoming abgebrochen hatten, hatten sich alle vierzehnhundert auf den Weg gemacht. Ihr Dolmetsch war Jim Bridger, einer der tapfersten Siedler aus den Bergen, zugleich einer der Schlauesten. Ihr Häuptling war Washakie. Unter der Führung dieser beiden Männer hatten sie sich so sicher gefühlt, daß sie sich für eine Weile einem von Weißen geführten Armeetrain angeschlossen hatten, aber nachdem sie sich von diesem getrennt und nach Osten gewandt hatten, kam von Norden her eine Gruppe von Kriegern der Cheyenne über sie und tötete einen Shoshone-Häuptling und seinen Sohn.
    Bridger war empört über diesen Bruch des vereinbarten Waffenstillstands, und Häuptling Washakie verkündete, er würde keinen Schritt weiter nach Osten tun, wenn die Cheyenne nicht bereit seien, den alten Zwist zwischen den beiden Stämmen zu begraben. Man einigte sich auf einen Kompromiß: Washakie sandte die Frauen und Kinder des Stammes wieder zum Lager zurück, während die Krieger, von Soldaten begleitet, nach Fort Laramie ritten. Hauptmann Ketchum, verzweifelt um die Erhaltung des Friedens bemüht, sandte Strunk und Mercy zu den Cheyenne, um diesen das feierliche Versprechen abzunehmen, die Shoshone nicht weiter zu belästigen, und Weiße Antilope und Krummdaumen waren damit einverstanden. »Kein Krieg von uns«, sagte Krummdaumen ein paarmal hintereinander, und zum Beweis dafür, daß es ihm ernst war, sagte er zu Strunk:    »Wenn die Shoshone zur Versammlung
    kommen, werden wir ihnen ein Fest geben... und ihnen Geschenke geben, die sie erfreuen.« Mercy schüttelte dem Cheyenne-Häuptling die Hand und berichtete Ketchum: »Mit den Cheyenne wird es schon klappen. Krummdaumen hat es gesagt, und er hält, was er verspricht.«
    »Reiten Sie zu den Shoshone und beruhigen Sie sie«, forderte Ketchum ihn auf, und Mercy ritt ihnen mit Strunk entgegen. Auf einem Paß im Westen fanden sie die ängstlichen und mißtrauischen Krieger. »Diese Versammlung wird Frieden halten«, versicherte Mercy Bridger, und als Bridger Washakie das übersetzt hatte, sagte der Häuptling widerwillig: »Wir bemühen uns.« Also ritten die Shoshone, geführt von Washakie

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