Colorado Saga
haben uns gesagt, daß wir die Pistolen nicht verwenden dürfen!«
Poteets Gesicht lief rot an. Offensichtlich dürstete es ihn geradezu nach einer Rauferei, und Coker kam ihm wie gewünscht. Aber Mr. Skimmerhorn trat dazwischen und sagte: »Wir haben noch Glück gehabt, daß wir nicht mehr Tiere verloren haben«, und Poteet ging hinüber zur Remuda und machte Buck runter, weil dieser sich nicht besser um die Pferde gekümmert hatte.
»Er regt sich auf wegen der Kansas-Rowdies«, sagte Lasater. »Ich mich übrigens auch.«
Poteet kam bald zurück und breitete Canbys Schlafsack auseinander. Er hatte dessen Sachen für den Fall aufgehoben, daß ihre Wege sich wieder kreuzten, aber jetzt verteilte er Canbys Schießeisen. Jim Lloyd bekam einen zweiten Revolver, einer ging an Coker, die anderen an die Swinger. Eine Winchester ging an Nate Person, die andere an Mr. Skimmerhorn. Die Zweiundzwanziger behielt er sich selber.
»Manche Leute haben gedacht, sie könnten die Pettis-Brüder bestechen, und haben ihnen einen Teil ihres Viehs abgegeben«, sagte Poteet. »Wir werden das nicht machen.«
In dieser Nacht ritten vier Mann Wache, und am nächsten Tag befahl Poteet die Remuda und den Küchenwagen an die linke Flanke. An der rechten Flanke stellte er eine zusätzliche Wache auf. Dieser Tag verging ohne Zwischenfall. Aber am zweiten Tag nach der Überquerung des Arkansas brach kurz nach der Dämmerung die Hölle los.
Hinter einem niedrigen Hügel tauchte plötzlich eine Bande von sechzehn Kansas-Gangstern unter der Führung der beiden Pettis-Brüder auf und griff die Cowboys an. Die Kansas-Leute hatten gute Pferde, und sie setzten sie richtig ein. Sie ritten direkt auf die Herde los und versuchten, sie in zwei Hälften zu trennen. Wenn sie mit dieser Taktik Erfolg hatten, dann mußte es ihnen gelingen, die Cowboys, die den hinteren Teil beaufsichtigten, abzuknallen und eine Menge Rinder und Pferde mitgehen zu lassen. Aber Bufe Coker empfing sie mit einem derartigen Kugelregen aus seinem LeMat, daß sie weit nach
Süden ausweichen mußten und auf diese Weise an die linke Flanke herankamen, wo Nacho Gomez und die Remuda standen.
Als Mr. Poteet und Skimmerhorn sahen, was da geschah, ritten sie in halsbrecherischem Tempo herbei, aber ihre Hilfe war nicht vonnöten, denn Nacho hatte seinen Third Dragoon herausgeholt und stand breitbeinig vor dem Wagen, die fürchterliche Waffe im Anschlag. Er zielte nicht sehr gut: eine Salve pfiff über die Köpfe der Angreifer hinweg, die zweite bohrte sich in den Staub zu ihren Füßen. Aber sein Feuer machte ein solches Getöse, und er schwang seinen Karabiner mit solcher Wut, daß die Gangster lieber einen Bogen um ihn machten. Bevor sie noch an die Remuda herankommen konnten, tauchten Poteet und Skimmerhorn sie in einen Regen von Blei. Darauf jagten sie in einem weiten Bogen an die Spitze des Zuges, wo Lasater bereits mit Ingrimm auf sie wartete.
Etwa vierzig Minuten ging der Kampf in dieser Art weiter, ohne daß auf einer der beiden Seiten jemand getötet wurde. Zweimal gelang es Jim, einen Blick auf die Pettis-Brüder zu werfen, schäbige Gestalten mit Schnurrbärten, Hosenträgern und steifen Filzhüten, die im Vorüberjagen ihre Pistolen schwenkten.
Schon sah es so aus, als hätten die Texaner gesiegt, denn die Gangster zogen sich nach Osten zurück, da riß der jüngere der beiden Pettis-Brüder plötzlich sein Pferd herum, stieß einen lauten Schrei aus und setzte zum letzten Angriff an, direkt auf Jim Lloyd zu, schoß dessen Pferd nieder und verwundete ihn am linken Arm.
Coker erkannte, daß Jim sich nicht mehr wehren konnte, und bevor ein neuerlicher Angriff dem Jungen gefährlich werden konnte, trieb er sein Pferd den heranreitenden Gangstern entgegen und ließ seinen LeMat mitten in ihre Gesichter hinein explodieren. Blut spritzte empor, ein Kopf flog in einzelnen Stücken durch die Luft, ein Pferd mit einem im Sattel schwankenden Reiter galoppierte wild durch die Gegend, endlich fiel unweit des Küchenwagens ein Körper zu Boden.
Jetzt hatten die Angreifer endgültig genug und machten sich davon.
Erschöpft saßen die Cowboys auf der Erde und luden ihre Gewehre nach. Mr. Skimmerhorn stürzte zu Jim Lloyd, der bereits wieder seine beiden Revolver lud, während das Blut an seinem linken Arm herabsickerte. Am Lagerfeuer unterhielt man sich über seine Tapferkeit: »Old Jim stand einfach da und ließ den Angriff über sich ergehen. Warum zum Teufel hast du nicht
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