Colorado Saga
Ranch von Otto Kraenzel. Jede der beiden Ranches besaß ein beträchtliches Stück des Flußufers. Es brauchte nur einer der beiden einem übelwollenden Rinderbaron in die Hände zu fallen, und schon war eine Bresche in das offene Weideland geschlagen Daher war es unerläßlich, daß die beiden Ranches in Vennefordschen Besitz übergingen.
Oliver Seccombe vermutete, daß Hans Brumbauch, schon wegen seines erfolgreichen
Bewässerungsprojekts, schwerer zu überreden sein würde, daher wandte er sich zuerst an Kraenzel. Der dachte nicht daran zu verkaufen. Ihm gefiel es am Platte, und er rechnete mit einer großartigen Zukunft. Seccombe erklärte ihm, daß er mit dem Geld, das er von ihm bekäme, sich überall in Colorado neu ankaufen könne, er würde behilflich sein, einen günstig gelegenen Grund zu finden.
Aber die Kraenzels wollten nichts davon hören, sagten ihm, es hätte keinen Zweck, weiter darüber zu reden, gleich, welchen Preis man ihnen auch böte. Also verabschiedete er sich freundlich von ihnen, ritt nach Cheyenne und bestieg dort den Zug nach Chicago. Während seiner Abwesenheit traf ein Mr. Farwell in Cheyenne ein. Zuerst ritt er zu den Kraenzels, bot ihnen einen wirklich hervorragenden Preis für die Farm an, dann ritt er auf Brumbauchs Ranch, wo Hans und seine Frau ihm versicherten, daß sie unter keinen wie immer gearteten Bedingungen daran dachten zu verkaufen.
Darauf kam Mr. Farwell mit zwei Begleitern zurück, die er Gus und Harry nannte, und das Trio tat sein Bestes, um sowohl Kraenzel als auch Brumbauch zum Verkauf zu überreden, aber keiner war interessiert. Während des letzten Gesprächs sagte Mr. Farwell, ein dunkelhaariger Mann in den Vierzigern, mit einer leisen, angenehmen Stimme: »Ich bedauere, daß die Verhandlungen zusammengebrochen sind.«
»Es hat überhaupt keine Verhandlungen gegeben«, sagte Brumbauch.
Mr. Farwell überhörte diese Bemerkung und meinte: »Ich werde zwei Tage bei Zendt warten. Sollten Sie es sich doch noch anders überlegen, dann kommen Sie zu mir, und wir einigen uns im Handumdrehen.«
»Da gibt es nichts zu überlegen«, sagte Brumbauch, und Kraenzel sagte das gleiche.
»Dann sind wir wohl miteinander fertig«, sagte Mr. Farwell ruhig, deutete Gus und Harry, sie sollten vorausreiten, und schüttelte den halsstarrigen Ranchern die Hände. Zwei Tage lang wartete er noch bei Zendt, und als nichts geschah, ritt er in Richtung Cheyenne davon, Gus und Harry auf den Fersen.
Zwei Nächte später wurde Otto Kraenzel erschossen, sein Ranchhaus in Brand gesteckt. Mrs. Kraenzel und die beiden Kinder konnten entkommen, aber sie waren derart verschreckt und derart begierig darauf, die unselige Farm loszuwerden, daß sie in Denver sofort einen Rechtsanwalt damit beauftragten, alles zu verkaufen, das Vieh mit eingeschlossen, wenn ein Käufer gefunden werden konnte. Sie verließen den Westen und wurden nicht mehr gesehen. Oliver Seccombe, den seine Geschäfte noch anderswo festhielten, sandte ein Telegramm nach Denver und beauftragte einen ihm bekannten Rechtsanwalt, die Kraenzel-Farm zu erwerben. Der Kauf war in kürzester Zeit abgeschlossen, und damit erfuhr der Vennefordsche Besitz am Fluß eine willkommene Abrundung.
Als die Ermordung Kraenzels in der Gegend bekannt wurde, erwarteten alle, und vor allem die Killer, daß Brumbauch mit eingezogenem Schwanz Reißaus nehmen würde. Da unterschätzten sie aber den Russen. Er war schon mit den Kosaken fertiggeworden und hatte auch jetzt nicht die Absicht, aus Angst vor
Mr. Farwell davonzulaufen, wo immer der auch sein mochte. Statt dessen sandte er seine Tochter mit einer Botschaft zu Levi Zendt: »Wenn sie mich erschießen, bist du der nächste.« Levi hielt das für durchaus möglich, dennoch befand er sich in einer merkwürdigen Situation. Brumbauch beschuldigte die Venneford-Leute, ihn und seine Familie umbringen zu wollen, aber Levi hatte selber einen Anteil an der Venneford-Ranch, so daß die Beschuldigung auch auf ihn zurückfiel.
Er schickte das Brumbauch-Mädchen nach Hause und suchte Skimmerhorn auf. »John, hast du irgendwelche Leute von auswärts gedungen, damit sie Kraenzel und Brumbauch umbringen?«
»Guter Gott! Nein!«
Skimmerhorn war derart empört, daß Levi ihm Glauben schenken mußte.
»Aber vielleicht Oliver Seccombe?«
»Levi, ich bitte dich! Zugegeben, er möchte den Besitz abrunden, aber doch nicht mit Pulver und Blei.« »Dann ist klar, was wir zu tun haben. Irgend jemand
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