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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Cheyenne zu sein«; und in der Nacht, als sie ihre Schlafsäcke ausbreiteten, sah Jim in der Ferne die Lichter dieser lockenden Stadt am Endpunkt der Eisenbahn.
    Sie nahmen von den Piniennußbäumen Abschied und ritten in Richtung Rattlesnake Buttes; im Westen der Hügel sollte Line Camp Drei angelegt werden.
    Aber erst im Osten, wo sie nach geeigneten Stellen für die Camps suchten, von denen aus die endlose Prärie überblickt werden konnte, geschah es, daß Jim abermals von der noch schlummernden Größe Colorados überwältigt wurde. Dieses Gefühl war an jenem Tag erstmals in ihm hochgestiegen, als sie mit den Gangstern aus Kansas gekämpft hatten. Damals war diese weite Leere für ihn völlig neu; jetzt fühlte er sich darin bereits zu Hause. Und als sie hier, in den östlichen Gebieten der Ranch, wieder diesen unendlichen Horizont vor sich hatten, ohne einen einzigen Baum, ohne einen einzigen Pfad, da wußte Jim, daß das seine Welt war, und er sagte: »Mr. Skimmerhorn, wenn Sie die Posten verteilen, dann teilen Sie mich bitte für dieses Lager ein, ich möchte hier arbeiten.« Skimmerhorn lachte: »Das hier gefällt dir?« Jim antwortete: »Das ist ein gutes Land.«
    Line Camp Zwei wurde etwa auf halbem Weg zur Grenze von Nebraska eingerichtet, Line Camp Eins am Ausgang eines Canyons, in einer derart öden, abweisenden Gegend, daß nur ein Mann wie Jim sie zu schätzen wußte. »Hierher treiben wir unsere kräftigsten Rinder, die werden damit schon fertig«, schlug er vor, aber Skimmerhorn, der niedergekniet war, um das grobe Gras, das hier wuchs, zu untersuchen, sagte: »Im Gegenteil. Dieses Gras ist so nahrhaft, daß wir damit gerade die schwächsten Tiere aufpäppeln können. Jim, ich möchte, daß du nach Denver reitest und um Homestead-Genehmigung für diesen Flecken ansuchst. Stecke jetzt gleich den Grund ab.«
    Jim häufte an den vier Ecken seiner hundertundsechzig Morgen Steinhaufen auf. Wenn es ihm gelänge, die Beamten über sein wahres Alter zu täuschen, würde er Anspruch auf diesen Flecken Land gewinnen. »Das ist mein Land!« rief er, aber Skimmerhorn dämpfte seine Begeisterung: »Nicht ganz. Du bewirbst dich um die Homestead-Bewilligung, aber wenn dir das Land zugesprochen wird, verkaufst du es an die Ranch.«
    »Ich pfeife auf das Geld!« rief Jim. »Ich möchte diesen Canyon!«
    »Abgemacht ist«, erklärte Skimmerhorn mit einigem Hüsteln, »daß unsere Cowboys sich um die wichtigsten Plätze bewerben und sie dann an die Ranch weitergeben.«
    »Ich habe immer mein eigenes Land haben wollen«, sagte Jim dickköpfig.
    »Ich auch«, bekannte Skimmerhorn. »In den Jahren, als mein Vater von einem Ort zum anderen zog...«
    »Sie haben Ihr Land.«
    »Einen halben Morgen«, sagte Skimmerhorn verächtlich. »Solches Land hier möchte ich«, und er deutete mit einer weit ausholenden Bewegung über den Horizont. Dann ließ er den Arm sinken. »Leute wie du und ich, Jim, verwalten statt eigenen Landbesitzes das Land der anderen.«
    Den Platte entlang ritten sie nach Hause.
    Eines Morgens stand Jim früh auf und blickte nach Westen auf die Berge. Der Tag war so klar, daß sie, nach Skimmerhorns Schätzung in einer Entfernung von zweihundertundfünfzig Kilometer, die Rockies sehen konnten. »Das ist das Schöne an diesem Land hier«, sagte Skimmerhorn. »In St. Louis ist die Luft bei weitem nicht so klar.«
    Jim kehrte also nach Zendt's Farm zurück und bewarb sich um den Flecken am Eingang des Canyons, wo
    Camp Eins gebaut werden sollte. Als er ins Landamt kam, standen dort schon drei weitere VennefordCowboys, die eben die Papiere ausfüllten, um sich um Homestead-Gebiete zu bewerben, und er fragte sie: »Bewerbt ihr euch auch um Land für die Ranch?« Und die Männer flüsterten erschrocken: »Schschsch! Paß auf, daß dich niemand hört. Das ist ja ungesetzlich.« Jim wußte, daß der ganze Handel ungesetzlich war, aber er brauchte den Job, wie die anderen auch.
    Seit seiner Ankunft in Colorado hatte Oliver Seccombe täglich fünfzehn bis achtzehn Stunden gearbeitet und eine Ranch zusammengestellt, deren Crown-Vee-Rinder bald im ganzen Westen berühmt waren. Während der sechsmonatigen Abwesenheit Skimmerhorns hatte Seccombe sich in den Besitz aller strategisch wichtigen Punkte gesetzt und mit einer verhältnismäßig geringen Investition von britischem Kapital ein Rinderreich von ungeheuren Ausmaßen erworben.
    Allerdings hatte er weit mehr wichtige Punkte besetzt als nur siebzehn, wie er am Anfang

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