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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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dem Sonderzug verstaut war und die neue schwarze Lokomotive die siebzehn Waggons gen Westen entführte. Ein herrliches Dinner erwartete die Herrschaften - mit Austern als erstem Gang und Gefrorenem zum Schluß. Huldvoll nahmen die beiden Hoheiten die Hurrarufe der Menge entgegen, die den Weg säumte, oft ließen sie den Zug auch anhalten und zerrten diesen oder jenen Helden des Bürgerkriegs zu sich hinauf auf die hintere Plattform, während hier und dort die Landschaft von Fackeln erhellt wurde.
    Charlotte flirtete vergnügt mit Leutnant Mercy, einem sympathischen jungen Mann, der ihr von Kämpfen mit Indianern erzählte, als sie plötzlich bemerkte, daß ein Fremder neben ihr stand und darauf wartete, mit ihr sprechen zu können. Sie gefiel sich aber darin, so zu tun, als sähe sie ihn nicht; sie fuhr noch eine Weile fort, sich mit Mercy besonders lebhaft zu unterhalten, hielt dann auf einmal inne, sah zu dem Fremden auf und sagte: »Bitte verzeihen Sie. Sie möchten wohl mit Leutnant Mercy sprechen?«
    »Ich möchte mit Ihnen sprechen, Miß Buckland«, sagte der Herr. »Mein Name ist Oliver Seccombe, ich bin der Manager der Venneford Ranch. Ich bin gekommen, um Sie zum Platte zu führen.«
    Charlotte hatte den Namen noch nie gehört. »Ist das der Ort, wo die Ranch ist?«
    »Der Platte ist ein Fluß«, sagte er.
    »Was für ein häßlicher Name für einen Fluß, Platte! Das klingt, als hätte jemand einen Teller in eine Spülschüssel fallen lassen.«
    Seccombe lächelte. »Der Name ist passend gewählt, der Fluß ist auch nicht gerade der schönste, nicht wahr, Leutnant Mercy?«
    »Bei Fort Laramie oben schon«, sagte Mercy.
    »Das Gebiet der Ranch reicht nicht bis zum Fort«, erklärte Oliver Seccombe.
    Charlotte, der Seccombe nicht besonders zusagte, forderte ihn nicht auf, sich zu ihnen zu gesellen. »Mein Vater ist dort drüben, beim Großfürsten«, sagte sie. »Ich habe mich mit Ihrem Vater bereits unterhalten«, sagte Seccombe gelassen. Er war in diesem Sommer fünfundfünfzig, ein schlanker, tüchtiger Engländer, der in den Stürmen des amerikanischen Westens gewachsen und biegsam geworden war. Es brauchte mehr als die unerzogene Tochter eines Seidenhändlers aus Bristol, um ihn außer Fassung zu bringen. »Wenn
    Sie mich brauchen«, sagte er ruhig, »stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung. Im Augenblick sehe ich Sie in guten Händen, ich werde daher zu Bett gehen. Morgen wird ein anstrengender Tag.«
    Zwei Tage lang fuhren sie durch Nebraska, hielten oft an, um irgendwelche Sehenswürdigkeiten zu besuchen; einmal wurden auch die Pferde ausgeladen, und die beiden Hoheiten galoppierten über die Prärie, geführt von Pawnee-Scouts, die dabei ein Geheul ausstießen wie indianische Krieger.
    Am dritten Tag, nachdem der Zug Julesburg passiert hatte und unter Umgehung der Venneford Ranch, die im Süden der Bahn lag, tief nach Wyoming gefahren war, geschah etwas völlig Unerwartetes. Planen hätte sich so etwas nie lassen; auch die sieben Generäle hatten damit nicht im geringsten gerechnet, wollten sie doch ursprünglich in Cheyenne aussteigen, nordwärts bis Fort Laramie reiten und sich von dort aus auf die Büffeljagd begeben.
    Als der Zug friedlich nach Westen dampfte, stolperte ein Überrest der letzten Herde, die zwischen den beiden Armen des Platte noch überlebt hatte, den Bahnkörper entlang, und der Lokomotivführer pfiff lange und laut und brachte den Zug, der sich einen Weg durch die Herde bahnte, fast zum Stehen. In den sechs Jahren, seit es diese Eisenbahnlinie gab, hatten sich die Büffel noch nicht an sie gewöhnt. Der Zug verwirrte sie, sie drängten sich aneinander und kamen schließlich so nahe an den Zug heran, daß man sie von den Fenstern aus hätte streicheln können.
    Eine derartige Gelegenheit durfte man sich einfach nicht entgehen lassen! Die Hoheiten ließen sich ihre Büchsen reichen, die Generäle holten ihre Winchesters hervor. Sogar Charlotte Buckland bot man eine schwere Büchse aus dem Bürgerkrieg an; doch sie lehnte ab.
    Es schien beinahe unmöglich, einen Büffel zu verfehlen. Manchmal mußte man sogar darauf warten, daß das Tier etwas weiter wegtrat, damit man auf ein lebenswichtiges Organ zielen konnte. Sonst riskierte man, daß der Gewehrlauf sich im Fell verfing und man zwar ein Loch in den Bauch des Tieres riß, es aber nicht tötete.
    Fast eine halbe Stunde lang wurde geschossen; die Tiere stürzten links und rechts des Zuges zu Boden, je nachdem, an welchem Fenster

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