Colorado Saga
Wir brauchen unser eigenes Weideland... wir müssen es tatsächlich selber besitzen!«
Seccombes Methoden, mittels derer er sich die Gebiete mit Wasser gesichert hatte, billigte er rückhaltlos; dennoch war die Gesamtfläche, die sie wirklich besaßen, vergleichsweise lächerlich. Dann lächelte den Engländern plötzlich das Glück. Die Union-Pacific-Eisenbahn bot sich an, ihnen aus der Patsche zu helfen.
Im Jahr 1862, als die Regierung der Vereinigten Staaten den Bau einer Eisenbahn beschloß, um die Nation zu einen, hatte der Kongreß sich für die Finanzierung dieses Unternehmens etwas sehr Schlaues einfallen lassen. Die Vereinigten Staaten waren zu arm, um das alles aus Steuergeldern zu bezahlen, daher wurde ein anderer und genialer Weg gefunden. Die Regierung gab der Eisenbahngesellschaft einen breiten Streifen Landes ab, zehn Meilen nach beiden Seiten von der Mitte des Bahnkörpers aus. In seinem ursprünglichen verwilderten Zustand war dieses Land nicht mehr wert als zwanzig Cent pro Morgen; wenn aber einmal die Eisenbahnlinie dort verlief, konnte der Preis leicht auf vier Dollar steigen. Die Eisenbahn brauchte dieses Land nur an Siedler zu verkaufen, um mehr als die Kosten ihres Baues wieder einzubringen. Außerdem wurde damit der Westen aufgeschlossen, die Nation besaß eine Verbindung zum Pazifischen Ozean, Städte würden entlang der Bahnlinie aus dem Boden schießen
- und das alles würde den Steuerzahler keinen roten Heller kosten.
Aber das war noch nicht alles. Der Kongreß beschloß, der Eisenbahngesellschaft nicht die gesamte Fläche entlang der Trasse zu überlassen, sondern die Strecke in gleich lange Abschnitte einzuteilen, von denen nur jeder zweite an die Bahn fallen würde, die Hälfte jedoch im Besitz des Staates verbleiben sollte, damit auch dieser von den steigenden Grundpreisen einen Nutzen hätte. Diese an sich schon glückliche Lösung wurde noch weiter verbessert, und zwar durch die Auflage, daß in jedem Stadtgebiet zwei Abschnitte für die Errichtung von Schulen freigestellt wurden.
Im Jahre 1873 ging die Eisenbahn nun daran, einen Teil ihrer Abschnitte zu verkaufen, und zwar an der Strecke von Omaha bis Utah, und Henry Buckland hatte während seiner Besuche in New York und Chicago vorgefühlt, wie es denn mit den Ankaufsmöglichkeiten stand. Bis Ende August mußte er sich darüber im klaren sein, ob seine Partner in Bristol dem Ankauf von sechzig Meilen an der Südseite der Eisenbahn zustimmen würden. Diese Strecke reichte vom Line Camp Zwei bis Cheyenne und war zehn Meilen breit, so daß die Gesamtfläche sechshundert Quadratmeilen betrug. Durch den Erwerb der ungeraden Abschnitte, 192.000 Morgen im ganzen, würde die Venneford Ranch auch die geraden
Abschnitte kontrollieren, das machte im ganzen eine Fläche von beinahe vierhunderttausend Morgen aus. Wenn die Firma in Bristol bereit war, genügend Geld flüssigzumachen, wäre der Fortbestand der Rinderzucht auf Jahrzehnte hinaus gesichert.
Buckland hielt daher mit Seccombe und Skimmerhorn einige grundlegende Beratungen ab. »Wir brauchen nur die Hand auszustrecken, und ein Reich ist unser«, sagte er. »Wollen sehen, ob wir es uns leisten können.«
Die drei Männer gingen gemeinsam die Zahlen und Karten durch, bis sie alles genau im Kopf hatten, und Skimmerhorn kam immer wieder mit dem unwiderlegbaren Argument: »Wenn wir unser Wasser am Platte sicher haben, und das haben wir, und dazu dieses Gebiet im Norden erwerben, beherrschen wir alles, was dazwischen liegt. Wir müssen es kaufen, gleichgültig zu welchem Preis.«
Es störte Buckland sehr, daß das zum Kauf angebotene Land nicht bis zu Line Camp Eins im Osten reichte. »An diesem Ende sind wir völlig ungeschützt«, ärgerte er sich, aber Skimmerhorn klärte ihn über die Sachlage auf.
»Ungeschützt sind wir ohnehin. Dort drüben bei den Bergen genauso. Schon bald werden Homesteader dieses Land für sich beanspruchen. Die Prärie wird nur mehr ein paar Jahre lang offen sein.«
»Aber das ist doch unser Land!« protestierte Buckland.
»Nur, weil wir es behaupten«, antwortete Skimmerhorn.
»Wir haben unsere Rinder darauf stehen, wir betreuen dieses Land.«
»Aber die Zeit wird kommen, Mr. Buckland, wo es kein offenes Land mehr gibt. Als ich die letzten Bullen aus Indiana abholte, hat mir ein Mann namens Jacob Haish etwas gezeigt, was er erfunden hat. Einen Zaun.« »Die Rinder rennen doch jeden Zaun nieder«, sagte Buckland.
»Diesen nicht«, sagte Skimmerhorn
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