Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
Amerika hervorgebracht hatte, auf einmal mit seinem Ursprungsland unzufrieden? Auf diese Frage gibt es keine Antwort. Wir wissen nur, daß das Pferd, das die Landbrücke anscheinend mühelos und in großer Zahl überschritten hatte, am anderen Ende der Welt die Möglichkeit für jene mannigfaltige Entwicklung fand, die eines der großartigsten Kapitel der Tiergeschichte darstellt. Es wanderte nach Frankreich, nach Arabien, nach Afrika, nach Schottland. Außerdem wanderte es nach Spanien, wo allein sein Name zur Bezeichnung für den Gentleman wurde: Caballero, der Mann des Pferdes. Dort, auf der Iberischen Halbinsel, gedieh es prächtig, diente in der Armee, die einen großen Teil der bekannten Welt erobern sollte, und verließ Spanien im Jahre 1519 in kleinen Erobererschiffen, um anschließend in Mexiko zu landen, wo es bestimmte Charakteristika entwickelte, die es dem Leben auf der Hochebene anpaßten. Im Jahre 1543 begleitete es Coronado auf der Suche nach den goldenen Städten von Quivira, während aus den später von anderen Spaniern mitgebrachten Pferden einige von Indianern gestohlen wurden, andere aber auch entkommen konnten und zu Wildpferden wurden: Ein Tier, zuvor gezähmt und zum Haustier gemacht, nun aber in die freie Natur zurückgekehrt. Von all diesen Varianten aber stammen jene Pferde ab, die sehr viel später in der Geschichte, im Jahre 1768, nach Colorado, in das Land ihrer Herkunft, zurückkehrten und es für wenige kurze Jahre zum Königreich der Pferde machen sollten.
    Nun wäre es dramatisch sehr effektvoll, könnten wir behaupten, das Pferd sei, als es Amerika verließ, auf der Brücke nach Asien einem plumpen, zottigen Tier begegnet, das den asiatischen Erdteil verließ, um eine neue Heimat in Amerika zu suchen. Aber so hat es sich wahrscheinlich nicht abgespielt. Die Hauptmasse der Pferde verließ Amerika vor ungefähr einer Million Jahre, während die schwerfälligen Neuankömmlinge nicht die Brücke überquerten, die von den Pferden benutzt worden war - denn diese war kurz nach ihrem Hinüberwechseln wieder überflutet worden -, sondern eine spätere Brücke, die achthunderttausend Jahre danach, aber an derselben Stelle und auch aus denselben Gründen, entstand.
    Das Tier, das von Asien her nach Osten kam, hatte sich erst vor weniger als zwei Millionen Jahren entwickelt. Es war ein riesiges, zottiges Geschöpf von enormer Schulterhöhe und mit gefährlichen Hörnern, die sich von der kräftigen Stirn, die wie aus Stein gemeißelt schien, nach außen und dann nach vorne bogen. Wenn dieses Tier den Kopf senkte und entschlossen einen Baum anging, mußte der gewöhnlich dran glauben. Der schwere Kopf, wegen des besonders starken Halses fast ständig gesenkt, war mit einer dicken, verfilzten Haarkappe bedeckt, die einen großen Teil des Stoßes abfing, wenn das Tier seinen Kopf als Rammbock benutzte. Die männlichen Tiere hatten dazu noch einen langen, steifen Bart, so daß ihre Vorderansicht einer Teufelsfratze glich. Ein weiteres Hauptmerkmal des Tieres bestand darin, daß sein Gewicht sich auf den massigen Vorderkörper konzentrierte, der außerdem noch von einem kräftigen Buckel gekrönt war, während der Hinterkörper für ein so großes Tier unverhältnismäßig schlank wirkte. Das Tier, das sich in Asien entwickelt hatte, war so stark, daß es keine Feinde hatte. Zwar machten die Wölfe immer wieder den Versuch, neugeborene Kälber oder überalterte Nachzügler zu reißen, den erwachsenen Tieren einer Herde gingen sie jedoch zumeist aus dem Weg.
    Dieses Tier war der Urbison, von dessen Rasse die relativ wenigen Exemplare, die die gefährliche Wanderung von Asien her überlebt hatten, in der neuen Heimat prächtig gediehen. Eine etwas kleinere Herde schlug sich bis zu den Zwillingssäulen durch, wo sie saftiges, grünes Futtergras fand. Die Herde vermehrte sich, ihre Mitglieder lebten zufrieden bis zu einem Alter von dreißig Jahren, aber sie waren so gigantisch und ihre dicken Hörner so schwer, daß ihre Rasse nach nur vierzigtausend Jahren Aufenthalt in Amerika ausstarb, nachdem sie ihre Knochen und Hörner an zahlreichen Plätzen deponiert hatte, so daß wir heutzutage genau wissen, wie diese Tierart ausgesehen hat.
    Dies hätte das Ende des Bisons in Amerika sein können, wäre nicht ungefähr zu der Zeit, als der ursprüngliche Bison verschwand, in Asien eine viel kleinere und besser angepaßte Variante entstanden und über eine neue Landbrücke nach Amerika gezogen. Das dürfte um

Weitere Kostenlose Bücher