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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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ausblieb und die Rinder auf den entfernten Ranchgründen zu verhungern drohten, schlug Perkin vor: »Schickt Güterwagen mit dem Heu Brumbauchs nach Julesburg. Nehmt Männer auf, die es dort verteilen.« Doch als die Eisenbahngesellschaft erkannte, wie sehr die Rancher jetzt auf sie angewiesen waren, erhöhte sie drastisch die Frachttarife. Wieder war es Perkin, der energisch protestierte und drohte, die »London Times« über dieses Vorgehen zu informieren. Jim Lloyd erschien das als leere Geste, doch in Omaha reagierte man prompt. Die Eisenbahn war in hohem Maße abhängig von Londoner Kapital, ein abträglicher Brief in der »Times« konnte die Ausgabe von Obligationen nachteilig beeinflussen.
    Die Hauptlast an der Versorgung der Rinder hatte jedoch nach wie vor Jim Lloyd zu tragen. Er schickte Cowboytrupps in die entferntesten Ecken der Ranch, um den Tieren Hilfe zu bringen, wo immer sie zu finden waren. Tausende waren von Wyoming heruntergekommen, und Jim ließ auch sie füttern, als er sie am Platte entdeckte. Er schätzte, daß vielleicht zehntausend Stück Langhorn-Zuchtvieh nach Nebraska gewandert waren.
    »Wir werden sie vor dem Frühling nicht wiedersehen«, sagte er zu Perkin, als er zum Hauptgebäude zurückkam.
    »Werden wir sie überhaupt finden?« fragte Perkin.
    »Tausend, wenn wir Glück haben«, antwortete Jim.
    Die Zuchttiere, die auf der Ranch geblieben waren, überlebten dank Jims heroischen Anstrengungen und dem von ihm vorsorglich gestapelten Heufutter. Als
    Perkin Anfang Januar Seccombe in den Cheyenne-Club begleitete und dort von dem totalen Zusammenbruch einiger englischer Rancher in Wyoming hörte, empfand er zum ersten Mal so etwas wie Achtung vor dem guten Management von Venneford.
    »So einen Sturm haben wir noch nicht erlebt«, sagte Claude Barker. »Über eine Länge von fünfzig Meilen ist vom Horse Creek nichts zu sehen, fest gefroren und schneebedeckt von Ufer zu Ufer. Wenn es nicht bald taut, sind wir erledigt.«
    »Noch nicht«, versicherte ihm Perkin, »unser Vormann Jim Lloyd hat mir berichtet, daß er drei- bis viertausend Ihrer Rinder auf unseren Weiden hat.«
    »Gott sei Dank!« rief Barker. »Haben sie auch zu fressen?«
    »Jim füttert sie mit Heu.«
    Gegen Mitte Januar sah es aus, als ob der unberechenbare Sturm sich ausgetobt hätte. Während der folgenden warmen Tage begann der Schnee zu schmelzen. Am Rückweg zur Ranch sagte Seccombe: »Noch zwei Tage wie diese, und der Schnee gibt das Gras frei. Dann wird sich das Vieh wieder erholen.«
    »Oliver«, sagte der kleine Schotte, »ich bin tief beeindruckt von Ihren Männern. Sie verstehen was von Rindern. Mehr noch, sie lieben sie. Ihre Zuchttiere kamen besser davon als die der anderen Rancher. Ich werde in meinem Bericht darauf hinweisen.«
    Die zwei Männer fanden im Hauptgebäude eine gelöste Stimmung vor. Charlotte hatte ein ausgezeichnetes Dinner vorbereitet. »Ihr Gatte entpuppt sich als fähiger Rancher«, sagte Perkin zu ihr. Charlotte blieb reserviert. »Es freut uns, daß Sie jetzt eine Vorstellung davon haben, mit welchen Schwierigkeiten die Führung einer Ranch fertig werden muß.«
    Perkin übersah ihre kühle Haltung und sagte höflich: »Ich werde Freitag abreisen und meinen Aufenthalt hier in freundlicher Erinnerung behalten.«
    Doch es kam auch diesmal nicht zur Abreise. Ein Sturm ohne Beispiel in der Geschichte des Westens brauste von der Arktis herunter und drückte das Thermometer von wohltuenden zwölf Grad Wärme auf eisige dreißig Grad unter Null. Das Wasser, das sich durch die Schneeschmelze angesammelt hatte, gefror zu einer undurchdringlichen Eisschicht.
    »Außerordentlich ernst«, beurteilte Seccombe die Lage, als er die glitzernde Eisdecke sah.
    »Warum?« fragte Perkin nervös. Er erfaßte nicht gleich, welcher neue Schlag die Ranch getroffen hatte.
    »Das Gras ist unterm Eis. Keine Kuh kann auch nur einen Halm erwischen. Wenn das innerhalb von zwei Tagen nicht wegschmilzt... «
    Doch das Eis wurde noch dicker; die Temperatur fiel auf minus dreiunddreißig Grad.
    Dann, in der Nacht zum 15. Januar, kam der große Blizzard von 1887. Er schichtete vierundzwanzig Zentimeter Schnee auf die Eisdecke und türmte haushohe    Schneewehen auf,    die    Scheunen    und
    Fahrwege    überdeckten.    Die Temperatur sank    auf
    historische    vierzig Grad    unter    Null.    Alles Weideland
    war unter einer Eis- und Schneedecke begraben, die kein Tier durchdringen

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