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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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zwanzig Zentimeter Schnee zurück, zu hohen Wehen aufgetürmt.
    »Im November taut es rasch«, versicherte Seccombe seinem Gast. Er hatte ganz sicher nicht den Wunsch, den lästigen kleinen Mann auch nur einen Tag länger als notwendig im Hause zu haben. Aber an diesem Nachmittag tobte der Sturm noch heftiger als in der Nacht. Abermals fielen fünfzehn Zentimeter Schnee. Und in der dritten Nacht sogar vierzig. Von der Nordgrenze Montanas bis zum Platte lag Schnee - und so sollte es einen endlosen, verheerenden Winter lang bleiben.
    An den Folgen des Blizzards hatte vor allem Jim Lloyd zu tragen, denn er war verantwortlich für das Leben der Rinder; und er machte die größten Anstrengungen, seine Pflicht zu erfüllen. Schon in den ersten Stunden nach dem furchtbaren Schneefall ritt er zur Farm Potato Brumbauchs und sagte zu dem Russen: »Ich kaufe Ihr ganzes Heu.«
    »Schlauer Bursche«, sagte Potato. »Wir müssen uns auf einen langen und harten Winter gefaßt machen.« Doch er überließ Jim keineswegs seine ganzen Vorräte, denn er hatte selbst ein paar Rinder und spürte es in den Knochen, daß dieser Schnee nicht so bald schmelzen würde. Immerhin verkaufte er ihm eine beträchtliche Menge. Die braunen Ballen, jetzt von über einem halben Meter Schnee bedeckt, sollten von Jims Männern abgeholt werden.
    Als Jim am Nachmittag des ersten Tages die Rechnung vorlegte, war Finlay Perkin wütend. »Ein kleiner Sturm, und ihr geratet in Panik!« rief er aufgebracht. Zu seinem Erstaunen schlug Jim zurück, kurz und selbstsicher: »Es ist mein Job, für das Futter zu sorgen, und genau das werde ich tun.«
    Am zweiten Tag, als die Schneewehen die Fahrwege sperrten und die Windseiten der Ranchhäuser zudeckten, sattelte Jim sein stärkstes Pferd und versuchte, zu den Langhornrindern auf den nahen Weideplätzen vorzudringen; aber es gelang ihm nicht, die hohen Schneemassen zu überwinden. Welche Richtung auch immer er einschlug, er kam nicht weit. Während des ganzen Tages sah er kein einziges Rind. Am dritten Tag hatte er schon Schwierigkeiten, sein Pferd aus dem Stall zu bekommen. Ein heulender Wind peitschte den Schnee über das flache Land, bis er irgendwo festen Halt fand; dann stauten sich die Schneemassen zu erschreckender Höhe - am Hauptgebäude bis zu vier Meter.
    Am Abend des dritten Tages sah Jim die ersten
    Rinder. Sie waren vom Norden heruntergekommen, langsam und gleichmütig, mit dem Wind im Rücken, in der Erwartung, Futter zu finden und, noch wichtiger, Wasser.
    Die ersten frierenden Tiere ballten sich an der Umzäunung zusammen, die folgenden drängten nach, der Zaun zerbrach unter dem Druck, und die Tiere strömten weiter, weiter in Richtung Osten. Jim versuchte sie aufzuhalten, er warf die geringen Heuvorräte aus den Scheunen, aber sie trotteten weiter, immer die Köpfe dem peitschenden Wind entziehend. Tagelang würden sie so dahinziehen, wenn der Sturm nicht nachließ, würden dahintaumeln, ohne zu fressen, zu trinken, zu rasten, bis sie an einen starken Zaun kämen oder sonst an ein unüberwindliches Hindernis. In diesen furchtbaren Minuten würden sie, wenn nicht vorher abgelenkt, auf-und    übereinander klettern,    und    viele    von ihnen
    würden schrecklich verenden.
    »Sie treiben mit dem Sturm ab!« rief Jim seinen Leuten zu. »Wir müssen sie aufhalten!«
    Die    Cowboys schwärmen aus in    das    verschneite,
    gefrorene Land, meilenweit    weg    von    Futter und
    Wasser, und versuchten mit Wagemut und tollkühnem Einsatz, die Richtung der dahintrottenden Rinder zu ändern. Es war eine harte, erschütternde Arbeit. Die frierenden Männer kämpften sich durch den Rinderzug, ihre Pferde tief im Schnee, und wenn sie die Spitze eines Zuges erreichten, konnten sie nichts anderes tun, als ihn in eine Richtung zu lenken, die ihnen sicherer erschien als die bisherige.
    Die    Tiere zu füttern war    ganz    unmöglich. »Wir
    müssen warten, bis der Sturm nachläßt«, ließ Jim Skimmerhorn wissen, und er berichtete Perkin und Seccombe über die augenblickliche Lage.
    »Werden wir viele Rinder verlieren?« fragte Perkin. »Wir können alle verlieren«, sagte Skimmerhorn ernst.
    »Guter Gott!« rief Perkin und verschob seine Rückkehr nach Bristol bis auf weiteres. Wenn der Blizzard eine so ungeheure Gefahr darstellte, dann war es seine Pflicht, hierzubleiben und zu helfen, so gut er konnte.
    Und er zeigte sich überraschend nützlich. Als das Tauwetter

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