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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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nichts, wo sich dieser schlaue Zwerg nicht auskannte. Auf dem Rückweg vom Friedhof sagte sie zu ihm: »Eben habe ich einen reichlich merkwürdigen Brief aus Colorado bekommen. Die schreiben da über Katzenschinken und fragen, was man tun muß, damit man keinen bekommt.«
    Sie zeigte ihm Lloyds Brief, und Perkin erkannte darin sofort ein willkommenes Mittel, um sie von ihrer Trauer abzulenken.
    »Was wir tun müssen, und zwar sofort, Miß Charlotte, ist, das ganze Land nach einem guten Bullen abzusuchen.« Also schleppte er sie von einer Farm zur anderen, sie sahen viele Bullen, aber keiner hatte die besonderen Qualitäten, die sie suchten. Eines Nachmittags, als sie wieder einmal enttäuscht nach Hause ritten, überraschte Perkin sie mit einem unerwarteten Vorschlag.
    »Wenn wir unseren Bullen gefunden haben, Miß
    Charlotte, sollten Sie ihn am besten selber nach Colorado bringen.«
    »Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, jemals wieder dorthin zu fahren.«
    »Ich weiß, daß Ihr Vater Ihnen diesen Rat gegeben hat. Aber ich glaube, er ist einem Irrtum erlegen.« »Wieso?«
    »Ist das denn nicht sonnenklar, Kind? Bristol ist nichts für Sie. Die Männer, mit denen Sie hier Ihre Zeit verschwenden, so einen werden Sie ja doch nicht heiraten. Gehen Sie zurück und heiraten Sie einen von den englischen Ranchern in Wyoming.«
    Sie sagte nichts zu seinen Heiratsplänen, aber die Vorstellung, den Westen wiederzusehen, nahm sie sofort völlig gefangen. Manchmal blickte sie geistesabwesend über ein kultiviertes, mit Steinen ummauertes englisches Feld und sah vor ihrem inneren Auge statt dessen die weite Prärie. Wenn der Schnee in weichen Flocken niederfiel, sah sie statt dessen einen Blizzard. Das Leben im amerikanischen Westen in seiner Majestät hatte sie wieder völlig in seinen Bann geschlagen.
    Und dann fanden sie und Perkin eines Tages ihren Bullen, und ein Blick auf ihn genügte, um ihren Entschluß zu fassen. Sie wollte ihn auf der Prärie aufwachsen sehen. Sie hatte Heimweh nach Colorado. Als sie mit dem prächtigen Tier am Bahnhof von Centennial ankam, da wurden sie nicht mit der Ehrfurcht empfangen, die King Bristol einmal erweckt hatte, denn der junge Bulle ließ sich in keiner Hinsicht mit dem alten Recken vergleichen, weder war er so schwer, noch war sein Gang von dieser königlichen Anmut, noch standen seine Hörner weit genug auseinander. Er hatte nur zwei hervorragende Merkmale ein kräftiges Hinterteil, ohne die leiseste Andeutung von Katzenschinken, und die durchschlagende Fähigkeit, seinen Nachkommen, und darunter besonders den Bullen, seine körperlichen
    Eigenschaften zu vererben. Charlotte hatte ihm den passenden Namen Confidence gegeben, Zuversicht. »Aus ist's mit dem Katzenschinken«, sagte Skimmerhorn und führte den jungen Bullen zu einem Rollwagen. Dann wandte er sich an die neue Besitzerin und sagte: »Miß Charlotte, es hat der Ranch etwas gefehlt, solange Sie nicht hier waren.«
    »Ich werde nach Wyoming reisen«, antwortete sie.
    Aber auch in Wyoming verlief ihre Suche nach einem Mann erfolglos. Die jungen Engländer, die sie früher einmal dort gekannt hatte, hatten der Blizzard und die Wirtschaftskrise aus der Gegend vertrieben. Vorbei war es mit der beschwingten Gesellschaft, mit den langen Crocket-Abenden, und manchmal hatte sie das unangenehme Gefühl, als sei es ein Fehler gewesen, in den Westen zurückzukehren.
    Auf ihrem Ritt zurück nach Venneford kam ihr auf einmal schmerzlich zu Bewußtsein, daß die Ranch nicht mehr im Besitz von Line Camp Vier war, wo sie so viele schöne Tage verbracht hatte. Es war an einen Geschäftsmann aus Cheyenne verkauft worden, der sich jedes Jahr mehrere Wochen lang dort aufhielt. Sie überlegte, ob sie es nicht zurückkaufen sollte, unternahm aber nichts in der Richtung, denn sie wußte selbst nicht, was aus ihr werden sollte.
    Als sie eines Tages ausritt, um Confidence zu besichtigen, kam ihr zufällig Jim Lloyd entgegen, und zum erstenmal fiel ihr auf, wie gerade er ging, wie schlank und geschmeidig er war. Sie hatte kaum jemals ein Wort mit ihm gewechselt, aber sie erinnerte sich an jenen Morgen, als er ihr die Nachricht vom Selbstmord ihres Mannes gebracht hatte. Er war sehr mitfühlend mit ihr umgegangen, vielleicht mehr erschüttert als sie über den Verlust seines langjährigen Dienstgebers. Sonst wußte sie nichts über ihn, außer daß er als vierzehnjähriger Junge in den Norden gekommen war und irgendwie mit einem indianischen

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