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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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meinen Anteil an der Ranch. Ich möchte, daß diese herrliche, wilde Landschaft jemandem gehört, der sie zu schätzen weiß.« Er fragte sie nach ihren Plänen, und als sie ihm keine klare Auskunft geben konnte, riet er ihr: »Such dir einen tüchtigen Mann... einen, der in Indien gedient hat... oder einen Offizier, der Afrika kennengelernt hat. Wie alt bist du?«
    »Sechsunddreißig.«
    »Das beste Alter. Da sind die Frauen auf der Höhe. Haben zur Schönheit auch etwas Verstand bekommen, und eine Schönheit warst du immer, Charlotte.« Dann fragte er gerade heraus: »Das Geld, das wir da draußen verloren haben - hat Seccombe es eingesteckt?«
    »Seccombe hat nichts eingesteckt. Er hat die Ranch sehr gut geführt, und wenn der Blizzard nicht gekommen wäre... «
    »Meiner Erfahrung nach kommt der Blizzard aber immer«, sagte er.
    Als sie am Nachmittag ihrem Vater sagte, daß sie durch die Güte des alten Earl jetzt einen beachtlichen Teil der Ranch ihr Eigentum nannte, machte ihr Vater ihr die überraschende Mitteilung, daß sie eines Tages einen noch viel beachtlicheren Teil besitzen würde, weil er es nämlich gewesen war, der die Anteile des Earls aufgekauft hatte. »Wenn ich gestorben bin, wird dir fast die Hälfte der Ranch gehören«, sagte er.
    »Ist das eine gute Kapitalanlage?« fragte sie.
    »Eine ganz hervorragende. Die Rinder werfen natürlich kein Einkommen ab - zu viel Buchzählung.« »Wo kommt denn dann das Geld her?«
    »Wertvoll ist das Land. Jedes Jahr wird dieses enorme Gebiet an Wert gewinnen. Verkaufe nie, auch wenn du dir Geld leihen mußt, um die Steuern zahlen zu können. Dieses Land ist Gold wert.«
    Er riet ihr nachdrücklich davon ab, nach Colorado zurückzukehren. »Laß die beiden dort drüben in Ruhe. Die Verwaltung der Ranch ist Männersache Du sollst hierbleiben, dich auf Finlay Perkin verlassen und die Dividenden kassieren.«
    »Was ist, wenn Perkin stirbt?«
    »Perkin wird niemals sterben«, sagte Buckland. »Er wird zu einem kleinen Häuflein zusammenschrumpfen, aber eine Feder wird er immer noch halten können.« Das alte Faktotum war unverändert, lebhaft, ein Hauch von einem Mann, den nur eines im Leben interessierte die Gewinne, die die ferne Ranch abwarf. »Miß Charlotte«, sagte er und versuchte, die Bitterkeit vergessen zu lassen, die ihr letztes Zusammensein erfüllt hatte, »eines Tages werden Sie eine riesige Ranch besitzen oder jedenfalls einen beträchtlichen Teil davon Ich hoffe, ihnen ebenso treu dienen zu dürfen wie Ihren Vorgängern.«
    »Ich weiß nicht, was ich ohne Sie tun würde«, sagte sie, und nachdem sie dem kleinen Schotten ihr Vertrauen ausgesprochen hatte, wandte sie sich wieder dem Hauptproblem zu.
    Sie verbrachte ihre Zeit in der Gesellschaft Bristols, erneuerte alte Bekanntschaften und sah wieder einmal, wie angenehm das Leben hier im gemütlichen Westen von England sein konnte. Sie war jetzt anziehender als je, auf eine derbe, gesunde Art, und da sie als reiche Erbin galt, bemühten sich Junggesellen aller Alter und Klassen um sie, solche, die in Frage kamen, und solche, die nicht in Frage kamen, ein reiches Weib konnte jeder brauchen.
    Sie sahen einander fast alle recht ähnlich, man hätte sie verwechseln können wie die Teile eines dieser neuen Gewehre, wo man Lauf, Schaft und Visier austauschen konnte, ohne den Unterschied überhaupt zu bemerken. Da gab es einen Witwer von achtundvierzig Jahren, der eben aus Indien heimgekehrt war, aber sein Leben wurde von seinem Regiment bestimmt, und als er Charlotte einmal einlud, mit ihm und einigen Offizierskameraden in London zu dinieren, da war es nur allzu deutlich, daß sie ihnen zur Ansicht vorgeführt werden sollte Daß sie eine gute Reiterin war, erhöhte ihre Chancen, aber ihre Ansichten, wie zum Beispiel, daß die Indianer eine gerechte Behandlung verdienten, machten den guten Eindruck wieder zunichte, und am Ende des Abends war ihr klar, daß sie die Prüfung nicht bestanden hatte. Die Regimentsmesse in Indien würde ihr wohl für immer verschlossen bleiben.
    Dann folgten plötzlich zwei Todesfälle sehr schnell aufeinander und ließen ihre halbherzigen Affären in Bedeutungslosigkeit versinken. Der alte Earl schied eines Tages friedlich aus diesem Leben, und kaum war er begraben, da starb auch Henry Buckland, der zwar viel jünger, aber stark übergewichtig gewesen war. Charlotte mußte sich um beide Begräbnisse kümmern, und Finlay Perkin stand ihr treu mit Rat und Tat zur Seite. Es gab

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