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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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nach.«
    »Ich sag's nicht weiter«, versprach Jim.
    »Bleibt ein Geheimnis.«
    »Sag mir nur eins«, sagte Skimmerhorn. »Wenn du die Büchse in deinem Holzarm hältst, schießt du dann selber, oder? Es ist kein anderer da, der die Kugel für dich abfeuert?«
    Canby sah seinen alten Gefährten ungläubig an. »Was stellst du dir vor? Glaubst du, ich würde einen anderen für mich schießen lassen?« Er lächelte grimmig. »Wahrscheinlich traust du auch meinem linken Arm nicht, was?«
    Ein Falke flog vorbei, einer dieser herrlichen Vögel, die an den Buttes nisteten, und Canby warf die Zügel über die Sattelnase und riß mit der linken Hand seinen Revolver heraus, aber Jim ritt schnell zu ihm und drückte den Lauf herunter.
    »Nicht schießen!« Die vier Männer beobachteten den Falken, wie er vor ihnen kreiste und immer wieder herabstieß, als wollte er sie durch die Prärie führen. Das alte Band, das sie auf dem langen Ritt nach Norden miteinander verknüpft hatte, war wieder deutlich fühlbar. Canby fragte Calendar: »Wie kommt ein Cowboy dazu, sich mit Schafen abzugeben?« Und er antwortete: »Mir ist es am liebsten, wenn ich allein arbeiten kann.«
    Sie ritten das Steilstück zu den Buttes hinauf, und oben angelangt, blickten sie hinunter auf die vor ihnen in der Sommersonne grasenden einhundertfünfzig weißgesichtigen Herefords, alle gleich groß, das Rot der Leiber mischte sich mit dem wärmeren Braun des Grases, und Canby konnte sehen, daß Jim mächtig stolz auf sie war.
    »Die sehen allerdings besser aus als die Langhörner, die wir herauftrieben«, sagte er. Sie stiegen ab, und Canby gab wieder eine Probe seines Könnens, indem er Klapperschlangen mit der linken Hand erschoß. Dann ritten sie den Platte entlang nach Hause zurück. Jim zeigte Canby die sumpfigen Stellen, in denen sich Säbelschnäbler versteckten, und der Texaner bekannte, so einen Vogel noch nie gesehen zu haben. Er fragte Jim, ob er sich vielleicht einen ausstopfen wolle, und zog seine Pistole heraus. Aber Jim sagte: »Nein, laß ihn in Ruhe. Er jagt nach Würmern.«
    »Heute abend werde ich dich nicht mehr sehen«, sagte Calendar, »ich bin schon seit zwei Tagen von zu Hause fort.« Er verabschiedete sich von Canby, indem er ihm verlegen zuerst die rechte, dann die linke Hand entgegenstreckte. Man sah ihm an, daß er gern noch mehr gesagt hätte, aber nicht die richtigen Worte finden konnte. Also ritt er schweigend nach Osten, zu seinen Schafen.
    Als Calendar fort war, meinte Jim zögernd zu Canby: »Ich habe immer wieder daran denken müssen, seit dem Tag, an dem wir in den Llano eingeritten sind.« »Ich auch, ich auch«, sagte Canby.
    »Du meinst die zehn Dollar, die ich dir schulde?«
    »Für das Gewehr. Ein Gewehr vergesse ich nie.«
    »Da ist dein Geld, ich habe es immer auf gehoben.« Jim zog aus einer tiefen Tasche eine Zehn-Dollar-Note und überreichte sie Canby.
    Der Texaner betrachtete sie nachdenklich. »Es hat
    Zeiten gegeben, da habe ich nicht geglaubt, jemals eine Zehn-Dollar-Note zu besitzen«, sagte er und steckte den Schein in seine Brieftasche.
    So ging der lange Tag zu Ende. Jim und Skimmerhorn schliefen im Railway-Arms-Hotel, als sie um zwei Uhr morgens Schreie und Brüllen auf der Straße hörten und den roten Schein eines Feuers sahen. Sheriff Dumire rief: »Heraus, alle miteinander! Der Zirkus brennt!«
    Als Jim zum Zug kam, erkannte er sofort, daß weder er noch sonst jemand viel tun konnte. Der zweite Schlafwagen stand in Flammen, keiner war wach gewesen, um Alarm zu schlagen, und so hatte der Wind das Feuer bereits zu einem Inferno werden lassen.
    »Ist wer drinnen?« rief Jim.
    »Hinten sind ein paar, die versuchen herauszukommen«, schrie einer der Zirkusmänner.
    Er und Jim versuchten, sich dem brennenden Wagen zu nähern, aber das Feuer, das ihnen aus den Fenstern entgegenschlug, war zu heftig. Mit einem Heldenmut, der den Zuschauern ungemein imponierte, warf sich der Zirkusmann zwischen den brennenden Wagen und den nächsten, und es gelang ihm, den zweiten loszukuppeln. Er gab dem Lokführer ein Zeichen, die Lokomotive fuhr langsam an, und die hinteren Wagen blieben zurück und waren außer Gefahr.
    Sobald der Lokführer den Zug zum Stillstand gebracht hatte, sprangen die Zirkusleute wieder in die Flammen und kuppelten den Waggon am anderen Ende ab. Der Lokführer fuhr wieder an, und diesmal wurde auch der erste Schlafwagen in Sicherheit gebracht.
    Der brennende Waggon war isoliert, und einen

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