Colorado Saga
bewässerten den Boden, hackten und lockerten ihn auf.
Als Brumbauch ihnen mit Zeichen bedeutete, »in Amerika verwenden wir keine menschlichen Fäkalien«, erwiderte Mr. Takemoto mit pathetischer Geste: »In Japan tun wir das seit langer, langer Zeit.«
»Also hier tun Sie's eben nicht!« warnte sie Brumbauch, und sie hielten sich daran. Jeden Morgen, wenn sie zur Arbeit kamen, und jeden Abend, wenn sie heimgingen, hatten die Takemotos einen Sack bei sich, in dem sie Pferdemist sammelten oder was sonst anfiel, und ihr Garten gedieh.
Sonnabend nachmittag und am Sonntag spazierte Mrs. Takemoto, begleitet von ihrem Sohn, der schon ein wenig Englisch radebrechte, durch die Stadt, bot ihr herrliches Gemüse zum Kauf an und nahm Geld ein, das die Familie bei der städtischen Bank deponierte.
»Sie kommen jeden Sonnabendmorgen«, berichtete der Bankdirektor Brumbauch, »legen ihr Geld, ohne ein Wort zu sagen, auf den Tresen, und ich gebe ihnen eine Bestätigung. Er überprüft sie und sie überprüft sie, und dann überprüfen sie sie beide ein drittes Mal, und dann schreiben sie etwas in ihr Büchlein, verbeugen sich und gehen.«
An Sonntagen inspizierten die Takemotos zum Verkauf stehende Farmen in der Gegend. Das jagte Brumbauch einen besonderen Schrecken ein. Es war ein heißer Augusttag, als er sie zum ersten Mal dabei beobachtete. Der Vater untersuchte den Boden auf einem der Felder der alten Stacey-Farm, die Mutter besah sich den Berieselungsgraben, während die Kinder mit Steinen spielten. Im September waren sie auf der Limeholder-Farm am Ende des Englischen Kanals und untersuchten dort den Boden und das Wasser. Wieder ein paar Wochen später sah er sie auf der verlassenen Stretzel-Farm, gleich hinter Otto Emigs ausgezeichnetem Land, und im Oktober, als die Rüben bereits abgeerntet und abgeliefert waren und Brumbauch sich auf dem besten Wege befand, abermals die Meisterschaft zu erringen - im Oktober geschah es dann.
Takemoto und seine Frau und die drei Kinder erschienen vor Brumbauchs Farmhaus und verneigten sich tief. Mrs. Takemoto, offenbar der Finanzminister der Familie, legte ein Sparbuch vor Potato hin und setzte ihn mittels leichtverständlicher Gesten davon in Kenntnis, daß sie sich entschlossen hätten, die Stretzel-Farm zu kaufen. Sie baten ihn um seine Hilfe bei der Durchführung dieser Transaktion.
Brumbauch war achtundsiebzig in jenem Oktober, und er hatte Angst, er würde nicht mehr die Kraft haben, neue Arbeitskräfte anzulernen oder gar selbst die Felder zu bestellen. Er fand es schrecklich unfair, daß diese Familie nicht einmal ein ganzes Jahr bei ihm geblieben war. Er brauchte sie jetzt notwendiger als im vergangenen Herbst.
Dessen ungeachtet setzte er die Leutchen in einen Wagen und fuhr mit ihnen in die Stadt. »Diese Menschen«, sagte der Bankdirektor, dessen Frau schon seit einiger Zeit ihr Gemüse bei Mrs. Takemoto kaufte, »genießen einen ausgezeichneten Ruf. Das Risiko scheint mir bei ihnen äußerst gering zu sein. Aber sie haben noch lange nicht genügend Geld zusammen, um auch nur die Anzahlung auf die Stretzel-Farm zu leisten.«
Der sechsjährige Sohn trat vor und übernahm das Amt des Dolmetschers. Munter auf japanisch daherschnatternd, erklärte er seinem Vater, daß der Bankdirektor ihm das fehlende Geld nicht leihen könne, und hörte dann aufmerksam zu, als sein Vater beschwörend auf ihn einredete.
»Er nicht will Geld von Sie«, sagte der Junge zu dem Bankdirektor. »Er will Geld von er«, und das Kind zeigte auf Brumbauch.
»Von mir?« Das war zuviel! Die Familie ließ ihn im Stich, und jetzt verlangten sie auch noch die Finanzierung ihrer Flucht. »Nein!« brüllte er. »Ihr laßt mich allein... hilflos... und dann soll ich euch finanzieren... « Diese Worte, vom Kind verdolmetscht, übten eine tiefe Wirkung auf Mr. Takemoto aus. Ohne auf den Bankdirektor zu achten, stellte er sich vor Brumbauch hin, und seine Augen trübten sich. Er sprach Potato auf japanisch an, so als wüßte er, daß der Russe ihn trotzdem verstehen würde. Mit den Fingern ahmte er das Gehen eines Menschen nach, aber nach einer Weile fiel das Kind ihm ins Wort und sagte: »Wir nicht weggehen von Sie.« Dann machte es die gleichen Fingerbewegungen über den Schreibtisch des Bankdirektors und fügte hinzu: »Wir gehen
ausdünnen Ihre Rüben. Wir gehen ausdünnen unsere Rüben.«
Brumbauch verstand. Diese unglaubliche Familie schlug ihm vor, im kommenden Jahr für zwei Farmen zu
Weitere Kostenlose Bücher