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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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arbeiten - tagsüber auf Brumbauchs Feldern, morgens und abends auf ihren eigenen - und waren, um dies zustande zu bringen, bereit, zweimal am Tag den langen Weg zu laufen.
    Das war im Herbst 1905, als die Bitterkeit zwischen
    Russen und Japanern noch keineswegs abgeklungen war, doch hier in Centennial musterten sich die zwei Männer, ein alter Russe, der auf seinem Besitz große Erfolge erzielt hatte, und ein kleiner Japaner, der um die Chance kämpfte, es ihm gleichtun zu können, und beide wußten, daß einer dem anderen vertrauen konnte. Wenn Takemoto sagte, er würde sich um Brumbauchs Rüben kümmern, dann würde er das tun, und nach einer kleinen Weile sagte der Russe zu dem Bankdirektor: »Bitten Sie Merv Wendell, einen Sprung herzukommen.« Wenige Minuten später trat der erfolgreiche Grundstücksmakler ins Zimmer.
    »Merv«, sagte Brumbauch, »vor zwei Monaten haben Sie mir die Stretzel-Farm für viertausend Dollar angeboten. Mein Gegenangebot lautete auf dreifünf, und Sie meinten damals, mit dreisieben wäre das Geschäft zu machen. Nun, Mr. Takemoto hier bietet Ihnen jetzt dreisieben. Und eines, Merv: Ich möchte nicht, daß Sie ihn mit allen möglichen Gebühren und Steuern und Taxen in die Mangel nehmen.«
    »Mr. Brumbauch!« rief der Mann ehrlich erschrocken. »Können Sie wirklich glauben, ich...«
    »Ich weiß, was Sie bei Otto Emig versucht haben«, fiel Brumbauch ihm ins Wort. »Keine Phantasieaufschläge diesmal. Dreisieben.«
    »Natürlich, selbstverständlich!« beeilte Wendell sich zuzustimmen. »Und wenn Sie Ihre Farm verkaufen wollen... «
    »Bis dahin vergehen noch einige Jahre, Merv.«
    »Wir werden alle nicht jünger.«
    »Ich schon«, erwiderte Brumbauch, und bevor er die Bank verließ, endossierte er Takemotos Wechsel auf dreitausend Dollar. Er musterte den sechsjährigen Jungen, der in einer Sprache unterhandelt hatte, die ihm noch vor acht Monaten völlig unbekannt gewesen war, und dachte: Noch nie in meinem Leben habe ich mit einem so guten Gefühl einen Wechsel ausgestellt. Wenn der Alte nicht zahlen kann, dieser Junge da wird es tun.
    Am nächsten Morgen suchte er Kurt in der Zuckerfabrik auf. »Ich möchte, daß du Goro Takemoto einen Vertrag auf fünfundzwanzig Morgen Rüben gibst, und sieh zu, daß er guten Samen bekommt.«
    Die Zuckerindustrie war eine sinnreich verschachtelte Gruppierung, die viele ungleichartige Elemente dazu nötigte, sich eines auf das andere zu verlassen, um ein differenziertes Ganzes zu schaffen. Ohne die Sicherheit, von den Bauern mit Rüben beliefert zu werden, konnte die Fabrik nicht bestehen, und die Bauern hatten keine andere Wahl, als ihre Rüben der Fabrik zu verkaufen; es gab ganz einfach keinen anderen Markt.
    Die gegenseitige Abhängigkeit ging noch weiter. Die Erde brachte die Rüben hervor, aber die Blätter wurden wieder eingepflügt, um ebendiese Erde anzureichern. Bei der Zuckergewinnung fielen als Nebenprodukte Pulpe und Melasse an, die an das Vieh verfüttert wurden, dessen Dung dazu beitrug, die Erde fruchtbarer und ertragreicher zu machen.
    Wegen dieser gegenseitigen Abhängigkeit sah sich die Industrie veranlaßt, mit einem System verbindlicher Verträge zu operieren. Im Januar warteten die Rübenbauern nervös auf den Besuch des Außendienstmannes der Gesellschaft, der ihnen jenes kostbare Stück Papier überreichte, das ihnen den Absatz aller Rüben garantierte, die auf den vereinbarten Anbauflächen geerntet wurden. Die Anlieferung begann am ersten Oktober, die erste Zahlung erfolgte am fünfzehnten November. Mit diesem Vertrag konnte der Bauer zur Centennial-Bank gehen und sich das Geld leihen, das er im März für Samen, im April und Mai für Arbeitskräfte und für seinen eigenen Unterhalt bis Oktober benötigte. Am fünfzehnten November kam dann der erste Scheck: Fünfundzwanzig Morgen Rüben, sechzehn Tonnen pro
    Morgen, sechs Dollar die Tonne - das machte genau zweitausendvierhundert Dollar.
    Der Scheck war nie auf den Namen des Bauern ausgestellt. Er lautete etwa so: »Centennial-Bank, Merv Wendell, Otto Emig.« Dies war eine wohlüberlegte Vorsichtsmaßnahme, eine Gewähr dafür, daß die Bank ihr Darlehen wiederbekam, Merv Wendell die Zinsen auf seine Hypotheken und Otto Emig das, was noch übrigblieb.
    Es war alles bestens organisiert, abgesehen von dem einen Faktor, der ausschlaggebend war für Erfolg oder Mißerfolg: Wo fand der Farmer Leute, die die schwere Arbeit leisteten, nicht aber daran interessiert waren, selbst

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