Colorado Saga
bringen. Einhundertdreiundvierzig Stück dieser Wundermenschen würden am elften März eintreffen, um Schwung und Leben in das Platte-Tal zu bringen.
Die Rübenbauern der ganzen Gegend waren am Bahnhof, als der Zug einfuhr. Es war ein denkwürdiger Tag in der Geschichte Colorados. Ein ängstlicher, verschreckter Haufen von Männern, Frauen und Kindern kam über die eisernen Stufen aus den Waggons geklettert. Sie waren klein, mager, schüchtern und dunkelhäutig. Es waren Japaner, und keiner von ihnen sprach auch nur ein Wort Englisch, aber die wartenden Bauern sahen auf den ersten Blick, daß es robuste Menschen mit dicken, gebogenen Beinen und Händen wie Eisen waren. Wenn es ein Volk auf Gottes Erdboden gab, das Zuckerrüben ordentlich ausdünnen konnte, dann waren es diese Leute.
Ein Vertreter des japanischen Konsulats in San Francisco trat vor. Er war ein intelligenter junger Mann, bebrillt, in dunklem Anzug, der sich in perfektem Englisch an die Umstehenden wandte: »Bewohner von Centennial und der umliegenden Ortschaften! Das hier sind alles vertrauenswürdige Bauernfamilien. Sie können sich auf die Arbeit dieser Leute verlassen. Im Einvernehmen mit Mr. Kurt Brumbauch von Central Beet haben wir sie wie folgt zugeteilt.« Und er begann, eine Reihe ungewöhnlich klingender, lyrischer, viersilbiger Namen zu verlesen: Kagohara, Sabusawa, Tomoseki, Yasunori, Nobutake, Moronaga. Während er das tat, traten die genannten Familien vor, Schulter an Schulter, und verbeugten sich tief, die kleinsten Kinder nicht ausgenommen.
Potato Brumbauch bekam die Takemotos: Vater siebenundzwanzig, Mutter fünfundzwanzig und kräftig wie eine Hereford-Kuh, die Tochter sieben, ein Sohn sechs und ein Sohn drei. Sie erhoben sich vor Sonnenaufgang, aßen einen Teller Reis mit was immer sich dazu fand und gingen auf die Felder hinaus. Die
Frau hatte ein kleines Körbchen bei sich, in dem sich kalte Reiskugeln, jede mit einer Salzgurke in der Mitte, und ein Krug kalten Tees befanden. Sie arbeiteten bis zum Abend, und mit einer Ausdauer, die Brumbauch noch nie zuvor untergekommen war.
Vater und Mutter nahmen ihre Hauen und fingen an zu verhacken, jeder seine eigene Reihe. Hinter Mr. Takemoto kroch sein älterer Sohn und dünnte die Büschel aus. Hinter Mrs. Takemoto kroch das siebenjährige Mädchen und dünnte ihre Reihe aus. Der Jüngste sah den ganzen Tag über den Arbeitenden zu und zog alle noch halb verwurzelten Pflänzchen heraus, die Vater und Mutter übersehen hatten. Da die Eltern ein wenig schneller verhackten als die Kinder ausdünnen konnten, legten Mr. und Mrs. Takemoto, am Ende ihrer Reihe angelangt, die Haue nieder, ließen sich auf die Knie fallen und dünnten die Reihe zurück, bis sie ihre Kinder erreichten. Bei jedem dieser Zusammentreffen gab es eine kleine Pause, bei der die Eltern den Schmutz aus den kleinen runden Gesichtern wischten oder ein ermutigendes Wort an sie richteten. Dann ging es wieder weiter mit dem Verhacken und dem Ausdünnen.
Von März bis Oktober wurde zwischen Potato Brumbauch und dieser bemerkenswerten Familie kein Wort gewechselt. Mit Gesten zeigte er ihnen, was er wollte; dann machten sie sich an die Arbeit, und Mitte September ließ sich bereits mit ziemlicher Sicherheit voraussagen, daß er gute Chancen hatte, abermals die Meisterschaft zu erringen.
»Kurt«, sagte er zu seinem Sohn, »die Takemotos hierherzubringen, das war das Beste, was du je für Central Beet getan hast. Schon einer von ihnen ist sechs Russen wert. Kein Wunder, daß Japan den Krieg gewonnen hat.«
Und dann entdeckte er zwei erschreckende Dinge. Die Takemotos sparten offensichtlich Geld; und sie sahen sich Land an.
Wie war es ihnen möglich gewesen, zu so viel Geld zu kommen? Als Brumbauch ihnen ein kleines Grundstück am Fluß überlassen hatte, erwartete er, daß sie dort etwas Gemüse pflanzen würden, gerade nur für den eigenen Gebrauch; statt dessen bewirtschafteten sie das Land mit außergewöhnlicher Genügsamkeit, berieselten es mit den Takemoto-Abwässern und produzierten so viel schönes Gemüse, daß Mrs. Takemoto den Überschuß in der Stadt verkaufte.
Wo fanden sie nur die Zeit dafür? Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiteten sie auf Brumbauchs Feldern, aber sie standen eine Stunde früher auf und pflegten ihr Gemüse in der Morgendämmerung. Auch nach Sonnenuntergang saßen sie nicht einfach herum, um sich nach der harten Tagesarbeit auszuruhen. Alle fünf waren sie dann am Fluß,
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