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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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unten in einer Grube arbeiten und nie die Sonne zu sehen bekommen. Aber er hatte das sichere Gefühl, daß er ernste Schwierigkeiten haben würde, wenn er das vor Hauptmann Salcedo und dem Ingenieur und Vater Gravez sagte. Es ging alles zu schnell, und er wünschte, er könnte mit Serafina darüber reden, die so komplizierte Dinge besser verstand als er. Doch nun drückte man ihm ein Gewehr in die Hand und marschierte mit ihm nach Temchic hinauf, wo man schon zwei Dutzend andere, ebenso verwirrte Bauern zusammengetrieben hatte. »Also, Männer«, sagte Hauptmann Salcedo, »ihr richtet euch nach Tranquilino. Er ist euer Sergeant.«
    Und so stellten sie sich auf, an diesem hellen, heißen Oktobermorgen, und die neunzehn Aufständischen wurden herausgeführt. Es waren ganz gewöhnliche Leute, wie Tranquilino auch, und hinter ihnen kamen drei Frauen, denen man Fetzen über die Lippen gebunden hatte, denn Frauen neigen dazu, zu schreien. Und dann gab Hauptmann Salcedo den Bauern seine Anweisungen:    »Wir werden sie in
    Gruppen von sechs erschießen. Wenn ich das
    Kommando >Feuer<    gebe,    schießt ihr    auf    den
    Gefangenen, der euch gegenüber steht. Zielt auf sein Herz.«
    Bei der ersten Salve feuerten alle Bauern auf die Gefangenen, die am Ende der Reihe standen, aber zwei Männer in der    Mitte    wurden nicht    getroffen.
    Hauptmann Salcedo    mußte    über den freien    Platz
    marschieren und die Überlebenden mit seinem Revolver töten. Er stellte sich knapp vor ihnen auf und schoß ihnen ins Gesicht.
    Beim zweiten Mal passierte das gleiche, und nachdem Salcedo die zwei verschont gebliebenen Grubenarbeiter erschossen hatte, schalt er die Bauern heftig aus. Als Soldaten würden sie traurige Figuren machen, meinte er.    Dann    entschloß er    sich,    das
    Exekutionskommando in sechs Gruppen aufzuteilen, wobei jede Gruppe für die Hinrichtung eines Bergarbeiters verantwortlich sein würde. »Und wenn diesmal einer von den sechs Männern da drüben am Leben bleibt, erschieße ich persönlich den Führer der betreffenden Gruppe.« Er stolzierte die ganze Reihe entlang und stieß jedem der sechs Gruppenführer den Zeigefinger in die Brust, Tranquilino als erstem. Es konnte kein Zweifel bestehen, daß Salcedo es ernst meinte, und diesmal blieb keiner am Leben.
    »Gut!« beglückwünschte er die Bauern. »Und jetzt bringt den letzten Mann und zwei von den Frauen.« Nachdem die drei an die Mauer gestellt worden waren, stellte Tranquilino erleichtert fest, daß seine Gruppe auf den Mann zu schießen hatte. Er konnte keine Frau töten, und einige der anderen Bauern konnten es offenbar ebensowenig, denn ihre Kugeln schlugen hoch, sehr hoch, in der Mauer ein, und eine Frau blieb trotzig stehen. In ihrer Angst war ihr der Lappen heruntergerutscht, und nun fing sie an, Salcedo und die Ingenieure zu beschimpfen und zu verfluchen, und schließlich mußte Salcedo ihr ins Gesicht schießen.
    Mit grimmigem Gesicht kehrte er zu den Bauern zurück. »Die letzte ist die Frau von Frijoles. Sie war noch schlimmer als er. Wenn auch nur eine einzige Kugel in die Mauer einschlägt, hole ich Soldaten und lasse euch alle erschießen. Und jetzt macht euch bereit.«
    Die Beine gespreizt, den Rücken gegen die Wand gepreßt, stand die Frau vor ihnen. Noch bevor Hauptmann Salcedo den Befehl zum Schießen geben konnte, warf Tranquilino Marquez sein Gewehr zu Boden. »Nein«, sagte er, und gleich geschnittenen Weizenhalmen fielen auch die anderen Gewehre in den Staub.
    Wütend lief Hauptmann Salcedo über den offenen Platz und tötete Frijoles' Frau. Dann stürmte er zurück und würde Tranquilino erschossen haben, hätte Vater Gravez den schmalgesichtigen Bauern nicht gerettet. Er trat schützend vor ihn hin und sagte zu Salcedo: »Er ist ein braver Bursche. Schonen Sie ihn.«
    Nachdem die zweiundzwanzig Leichen fortgeschafft worden waren, wanderte Tranquilino Marquez wie im Traum das Tal hinunter. Das Echo der Salven klang ihm noch in den Ohren, und auch das abgehackte Feuer von Hauptmann Salcedos tödlichem Revolver. Er hörte die Frau schreien, und er hörte die rettende Stimme von Vater Gravez. Am lautesten aber hörte er die entsetzlichen Worte, die ihn zu einem Leben unter der Erde verurteilten: »Du kannst gleich nach der Exekution in der Mine anfangen.« Bald würden sie ihn holen kommen.
    Er fing an zu laufen, und als er seine Lehmhütte am anderen Ende von Santa Ines erreichte,

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