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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Ergebnisse. Diese Männer bereisten den Westen selbst und überschwemmten ihn mit einer Flut von reich bebilderten, vielversprechenden Werbebroschüren, die zeigen sollten, was ein hart arbeitender Bauer mit vierzig oder sechzig Morgen guten, bewässerten Landes erreichen konnte. Millionen dieser Flugschriften zirkulierten in Amerika und Europa.
    Die Flugschrift für Centennial war eine der besten. Auf zweiunddreißig Seiten bot diese Broschüre einen wahren Schatz von Informationen über die Stadt und das fruchtbare Land, das sie umgab. Die Broschüre war besonders gut geraten, weil die Eisenbahn zwei Leute beauftragt hatte, sie zu schreiben, die in keiner Weise den Vorstellungen entsprachen, die man sich gemeinhin von Verfassern solcher Druckschriften macht. Eine ältliche Lehrerin, Miß Keller, die das Land, über das sie schrieb, liebte und ihre Begeisterung deutlich zum Ausdruck brachte, lieferte die schmucklosen Tatsachen. Den reißerisch geschäftstüchtigen Charakter der Schrift prägte ein Mann von ganz anderer Art.
    Als der Vertreter der Eisenbahn in der Stadt eintraf, um jemanden zu suchen, der die Broschüre schreiben könnte, quartierte er sich selbstverständlich im Bahnhofshotel ein. Er setzte sich in die Bar und kam dort mit einem Mann ins Gespräch, dessen mitteilsame Begeisterung und augenscheinliche Kenntnis der Landwirtschaft ihn stark beeindruckten. Er wußte sofort, daß das der Mann war, den er suchte. Der Mann war neunundvierzig Jahre alt, großgewachsen, gut aussehend, hatte ausgezeichnete Manieren und das Auftreten eines Herrn. Sich einer gewählten Ausdrucksweise befleißigend, zeigte er lebhaftes Interesse an dem Projekt des Besuchers und ein höchst einfühlsames Verständnis für die zu ergreifenden Maßnahmen.
    »Dies hier, Sir«, sagte er in ernstem Ton, sein feingeschnittenes Gesicht dem des Agenten zugewandt, »könnte der neue Garten Eden werden. Wo immer es mir gelang, den Boden zu bewässern, ist meine Ernte üppig gediehen. Üppig, sage ich, Sir, und genau das meine ich auch.« Mit der linken Hand griff er nach dem Arm des Fremden, während er mit der rechten ein imaginäres Bild von Größe zeichnete. »Ich sehe ein Land voll von fleißigen europäischen Bauern, jeder einzelne ein König in seinem neuen Reich. Wenn er sich dem Boden so hingebungsvoll widmet, wie ich es getan habe, wird er jedes Jahr die reiche Ernte sehen... «
    »Ich glaube, ich habe Ihren Namen nicht genau verstanden«, unterbrach ihn der Fremde.
    »Mervin Wendell, Sir. Landwirt.«
    »Sie könnten genau der Mann sein, den ich suche, Mr. Wendell.«
    »Es würde mir eine Ehre sein, Ihnen dienen zu können«, entgegnete Wendell.
    »Wir erwägen eine Grundstückstransaktion...«
    »Sie haben mir jetzt etwas voraus, Sir Ihr Name?« »Norris, aus Omaha.«
    »Mr. Norris. Setzen wir uns dort hinüber. Woran genau denken Sie, wenn Sie von einer Grundstückstransaktion sprechen?«
    Aus dieser zufälligen, aber unter günstigen Auspizien begonnenen Begegnung erwuchs eines der solidesten Unternehmen in Centennial: »MERVIN WENDELL - Legen Sie Ihre Hand auf ein Stück Land.«
    Der erste Schritt sollte die Werbebroschüre sein, und Wendell erklärte sich bereit, die Sache in die Hand zu nehmen. »Im ganzen Westen weiß keiner so elegant die Feder zu führen wie Miß Keller«, versicherte er Norris. »Wir können uns darauf verlassen, daß sie uns die Fakten liefert. Was allerdings die Aufmachung betrifft... «
    Er fühlte sich verpflichtet, diesem Punkt ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken, und er begann damit, daß er einen Fotografen der Eisenbahngesellschaft nach Centennial kommen ließ, um hier eine Serie wirkungsvoller Bilder zu machen. Ähnlich wie in allen Eisenbahnbroschüren jener Zeit beschäftigten sich auch hier die Bildunterschriften mit der Geschichte der Besiedlung:
    »Das palastähnliche Heim Messmore Garretts, eines Schafzüchters im Bezirk Centennial.«
    »Das elegante Haus Mervin Wendells, eines bekannten Landwirts, der vor neun Jahren mittellos nach Centennial kam.«
    »Hans Brumbauch, russischer Immigrant. Man beachte die Größe des Kürbisses, den er auf seinen Riesenfeldern geerntet hat.«
    Die Broschüre enthielt vierundzwanzig Bilder palastartiger Häuser, blühender Unternehmen und ungewöhnlich groß geratener Gemüsesorten. Das letzte Bild zeigte Mervin Wendells elegantes Büro auf der First Avenue gegenüber dem Bahnhof.
    Das eigenartige an der Broschüre war, daß sie jegliche

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