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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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nur in Tranquilinos Gesellschaft wohl. Als es Zeit wurde, die Miete für ihr Zimmer zu bezahlen, entdeckte sie zufällig, daß er Giros Postales an seine Frau in Mexiko geschickt hatte. Statt böse zu werden, küßte sie ihn leidenschaftlich. »Darum brauche ich dich, Tranquilino«, schluchzte sie, »denn wenn ich deine Frau wäre und du hättest von mir fortgehen müssen, würdest du auch mir Geld schicken.« Manchmal bekam er Angst vor dem, was die Zukunft ihnen bringen mochte, denn nie würde er imstande sein, zu tun, was manche andere Männer taten: Sie hatten eine Frau in Sonora oder Sinaloa und heirateten in Denver seelenruhig ein zweites Mal. Sie verbrachten ein halbes Jahr in Mexiko mit der einen und ein halbes Jahr in Denver mit der anderen. Vater Zapata, der die Mission auf der Santa Fe Street leitete, kam an einem Spätnachmittag, um mit ihnen zu sprechen.
    »Es ist nicht recht, was ihr tut«, sagte er ernst. »Du bist eine schöne junge Frau, Magdalena, und hast das Recht auf ein Heim... auf Kinder. Porfirio hat mich geschickt, um dich zu fragen, ob du ihn heiraten willst. Er ist ein braver Kerl und wird dir ein guter Mann sein.«
    Zur großen Überraschung des Priesters brach das Mädchen in Tränen aus. »Ich habe Angst«, sagte sie. »Wovor?«
    »Vor der Zukunft«, antwortete sie. »Mein Vater und meine Brüder sind beide in die Berge gegangen. Sie sind jetzt Banditen und kämpfen mit Capitán Frijoles.« Vater Zapata, ein guter Priester, brachte beim nächsten Besuch Porfirio Menendez mit. Menendez war ein großgewachsener, schweigsamer Mann, der auf einem Hof nördlich von Brighton arbeitete und eine Frau brauchte. »Mein Herr«, erklärte er, »will, daß ich ständig oben lebe. Ich habe ein Haus, mit Fließwasser in der Küche.«
    »Sie ist die beste Frau, die ich in Colorado gesehen habe«, sagte Tranquilino. »Sie ist ein bißchen nervös, aber eine sehr gute Frau.«
    »Willst du mich nehmen?« fragte Porfirio, aber sie gab ihm keine Antwort.
    Auch bei seinem nächsten Besuch brachte Vater Zapata Porfirio mit, und die zwei Männer überzeugten Magdalena, daß sie heiraten und auf den Hof ziehen sollte. Das tat sie denn auch, aber schon drei Wochen später erschien Porfirio heftig erregt bei Tranquilino und bat ihn um Hilfe. »Ist sie zurückgekommen?« fragte er in kläglichem Ton.
    »Nicht zu mir«, antwortete Tranquilino, und weil er sich um das Mädchen sorgte, begleitete er Porfirio zum Priester. »Sie war vor ein paar Tagen bei mir«, gab Vater Zapata zu. »Sie war auf dem Weg in die Sierra Madre, um zu ihrem Vater und ihren Brüdern zu stoßen.«
    Zusammen wanderten Tranquilino und Porfirio die ganze Nacht durch die Straßen. Sie kamen in einen Park, von dem aus man die neue Hauptstadt überblicken konnte, und ein paar Jungen fingen an, sie zu necken, weil sie Mexikaner waren. »Ihr jetzt fortgehen«, ersuchte sie Tranquilino in seinem schlechten Englisch. »Wir sein nicht glücklich.« Das trug ihnen noch mehr Spott ein. Nach einer Weile kam ein Polizist. »Haut ab, ihr beiden«, sagte er. »Wir wollen hier keinen Stunk haben.«
    So gingen sie weiter durch die Straßen, bis Porfirio schließlich völlig die Nerven verlor und mitten auf der Santa Fe Street zu heulen begann. »Ich werde sie nie wiedersehen«, meinte er, nachdem er sich wieder ein wenig gefaßt hatte. »Sie bekommt ein Baby. Ich glaube, es ist deines.« Und die zwei Männer trennten sich.
    In den letzten Jahren des vergangenen Jahrhunderts leistete die Union-Pacific-Eisenbahn dem Land einen hervorragenden Dienst, und nirgends wirkte sich dieser Dienst segensreicher aus als in Centennial.
    In Wahrung ihrer Interessen kamen die Direktoren der Eisenbahn zu dem Schluß, daß der beste und einfachste Weg, einen Gewinn zu erzielen, darin bestand, eine große Anzahl Kunden zu werben, insbesondere Bauern, denen man nahelegen konnte, ihre Bodenprodukte mit der Bahn zu transportieren. Sie stellten zwei aus geschulten Leuten bestehende Einsatzgruppen zusammen. Die eine Gruppe reiste nach Europa, wo sie die Vorteile einer Ansiedlung in den Staaten wie Colorado oder Utah in den leuchtendsten Farben schilderten. Ihren Bemühungen war es zu danken, daß sich Tausende von Einwanderern - Deutsche, Tschechen, Polen und Iren
    - auf den Prärien niederließen; ganz besonders erfolgreich aber waren sie in der Anwerbung von Bauern aus den skandinavischen Ländern.
    Die zweite Gruppe erzielte weniger dramatische, aber auf lange Sicht wirksamere

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