Colorado Saga
zurichten?«
Nervös befeuchtete sich Wendell die Lippen. »Was wollen Sie denn unseren Besuchern sagen?« fragte er beschwichtigend. Er versuchte gar nicht, sich über seine zwei Widersacher hinwegzusetzen; aus Erfahrung wußte er, daß diese Männer, wenn es um
Land ging, sehr schwierig sein konnten. Doch er verfügte über ein schlagkräftiges Argument gegen sie, und wenn sie ihm wirklich Schwierigkeiten machen wollten, würde er nicht zögern, es zu gebrauchen.
»Wir werden den Leuten raten, wieder heimzufahren«, sagte Brumbauch. »Wir wollen nicht, daß sie sich mit diesem unfruchtbaren Land ins Unglück stürzen.«
»Mit diesem unfruchtbaren Land« - er äffte
Brumbauchs Aussprache nach - »haben Sie es doch ganz schön weit gebracht.«
Der alte Russe wurde zornig. »Ich hatte Wasser«, erwiderte er, wandte sich von Wendell ab und ging mit Jim Lloyd den Bahnsteig ein Stück hinunter.
Sie unterhielten sich, als der Zug einfuhr, und beobachteten, wie diese Familien, die Wendell aus allen Teilen des Landes hergelockt hatte, zögernd aus den Wagen kletterten. Es waren prächtige Menschen, diese Männer und Frauen, die meisten Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig, erfahrene Farmer, bereit, sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Es griff Potato Brumbauch ans Herz, wenn er diese unternehmungslustigen Leute sah, ganz besonders die Frauen, die so schwer unter den Schrecken ihres neuen Lebens würden zu leiden haben. »Mir kommen die Tränen, wenn ich sie sehe«, sagte er zu Lloyd. »Die Regierung sollte eingreifen.«
Eines der Paare hörte diese Bemerkung. Die Frau fröstelte und drückte sich an ihren Mann.
»Sie wollen sich hier ansiedeln?« fragte Brumbauch. »Ja«, antwortete der Mann.
»Wie ist Ihr Name?«
»Grebe. Earl Grebe.«
»Hören Sie auf einen alten Mann, Earl...« Aber bevor er noch seine Warnung aussprechen konnte, ertönte Mervin Wendells klare, beruhigende Stimme.
»Hierher, meine Damen und Herren. Ich bin Mervin Wendell, der Mann, der Ihnen geschrieben hat, und ich habe diese Automobile hier gemietet, um Ihnen Ihre neue Heimat zu zeigen.«
Er mischte sich geschickt unter die Neuankömmlinge und erzählte genau das, was die Leute hören wollten: »Der Leiter des Grundbuchamtes befindet sich in seinem Büro in Line Camp. Er hat die Karten von der neuen Stadt, die wir bauen werden. Und, was noch wichtiger ist, er hat auch die Feldmeßkarten, auf denen die einzelnen Verwaltungsbezirke und Sektionen eingetragen sind, aus denen Sie sich das freie Land aussuchen können.« Und während er sie noch einmal an die vielverheißende Zukunft erinnerte, die ihrer harrte, schwoll seine Stimme zu würdevoller Erhabenheit an, und gleich einer Gestalt aus dem Alten Testament, die ihr Volk in ein Land der Verheißung führt, breitete er segnend die Hände aus. Doch die Wirkung seiner Worte litt etwas darunter, daß Potato Brumbauch sich an die Spitze der Menge drängte. Er versuchte, sie davor zu warnen, einen schweren Fehler zu begehen: »Farmer, hört auf mich. Ihr könnt euch auf diesen Trockenböden nicht euren Lebensunterhalt verdienen. Das haben in den achtziger Jahren schon andere Leute vergeblich versucht.«
»Aber nicht mit Dr. Creeveys neuer Methode«, warf Wendell ein.
»Im ersten Jahr werdet ihr eine gute Ernte haben, und eure Frauen werden glauben, sie hätten ein Paradies gefunden.«
»Und das haben sie auch«, warf Wendell ein.
»Aber das ist nur die Plaggenernte, das wißt ihr doch. Denkt doch auch einmal an die trockenen Jahre.« »Wenn wir so pflanzen, wie Dr. Creevey es uns gezeigt hat«, meinte ein Farmer aus Indiana, »wird es keine trockenen Jahre geben.«
»Es wird schrecklich trockene Jahre geben«, nahm Jim das Wort. »Und Stürme, wie wir sie hier in Colorado haben, habt ihr noch nie erlebt.«
Mervin Wendell bemerkte, daß Brumbauch und Lloyd anfingen, die Neuankömmlinge nachdenklich zu stimmen, und so schien es ihm an der Zeit, ihre Argumente mit einem Gegenargument zu beantworten. »Meine Damen und Herren«, begann er in ruhigem Ton, »diese Leute hier haben allen Grund, Ihnen davon abzuraten, Anspruch auf ein Stück Land zu erheben, das Ihnen von Rechts wegen zusteht. Mr. Brumbauch ist vor Jahren ohne einen Penny nach Centennial gekommen. Er hat auf dem Land, das ihm kostenfrei überlassen wurde, Zuckerrüben gepflanzt. Jetzt ist er Millionär. Auch Jim Lloyd, der Cowboy da drüben, ist ohne einen Cent hier angekommen. Er hat Rinder auf seinem Land weiden
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