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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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schnüffelnd, erkannten sie Wolfswitterung und wanderten am nächsten Morgen zu dritt nach Osten zu den Zwillingssäulen, wo sie ein regelrechtes Schlachtfeld vorfanden: Drei Wölfe lagen tot neben ein paar Büschen, deren Zweige zerbrochen und zertrampelt waren.
    Es war ein beachtenswerter Triumph für den jungen Bullen, aber von da an lahmte er auf dem linken Hinterbein. Das störte ihn zwar weiter nicht, doch wenn er sich zum Angriff gegen seine Bullenfreunde gegen den Boden stemmte, schonte er unwillkürlich das verletzte Bein, und wenn er den Angriff ausführte, tendierte er dabei auffallend nach links. Das hinderte ihn jedoch keineswegs daran, mit jedem Bullen in der Herde Streit anzufangen. Einmal forderte er sogar die Leitkuh heraus, die sie gerade nach Norden führte, aber sie versetzte ihm nur zwei schnelle Hiebe mit dem Horn und deutete damit an, daß sie sich von jungen Bullen keinerlei Frechheiten gefallen ließ.
    Am liebsten hatte er den Herbst, wenn sich die große
    Herde nördlich der beiden Flüsse versammelte. Im westlichen Amerika hatte es von jeher zwei Bisonarten gegeben: den Waldbison, der sich in den Bergen aufhielt, und den Präriebison. Der letztere bildete zwei große Herden, eine nördliche und eine südliche, wobei die Gegend um die Zwillingssäulen die Grenze bildete, weil die südliche Herde fast ausschließlich unterhalb des South Platte, die Nordherde dagegen oberhalb des North Platte blieb. Das Niemandsland zwischen den beiden Flüssen war manchmal von ein bis zwei Millionen Bisons aus beiden Herden besetzt, die aber dort nie sehr lange blieben.
    In dieser Zeit hatte die Nordherde, wäre sie jemals an einer Stelle zusammengekommen, was nicht geschah, ungefähr fünfunddreißig Millionen Köpfe gezählt, die Südherde fünfundzwanzig. Sogar vereinzelte Kleinherden, die sich entlang des North Platte sammelten, konnten bis in die zwei bis drei Millionen gehen, so daß sie zum Überqueren des Flusses manchmal drei ganze Tage benötigten. Sie verwandelten die Prärie in ein schwarzes Meer, wenn sie weiterzogen, verdunkelten die riesigen Staubwolken den Himmel. Sie waren einzigartig und hatten in jener Zeit in der gesamten Region außer dem Wolf keinen einzigen Feind.
    Dem wilden jungen Bullen machte es Spaß, sich im Zentrum der Herde herumzutreiben und sich immer wieder mit anderen jungen Bullen anzulegen. Die Tatsache, daß er lahmte, verleitete die anderen Bullen zu dem Schluß, daß sie es hier mit einer leichten Beute zu tun hatten, deswegen wurde er in den ersten Jahren sehr oft herausgefordert, allerdings jedesmal zum Nachteil seiner Herausforderer. Denn er war nicht nur stark und klug, er war manchmal richtiggehend hinterhältig und verwendete Tricks, die anderen Bullen völlig unbekannt waren. So war es bei den Bisons üblich, daß zwei Bullen, die sich zu ihrem ersten richtigen Kampf zusammengefunden hatten, mit aneinandergepreßten Köpfen voreinander standen und die Hinterbeine in brutalem Kräftemessen in den Boden stemmten. Mit seinem schwachen Hinterbein wußte der kohlschwarze Bulle jedoch, daß er einem Kampf dieser Art nicht gewachsen war, wenn sich also sein einfältiger und phantasieloser Gegner für den traditionellen Kampf in Positur stellte, machte er eine Finte vorwärts, hielt den Kontakt mit dem Gegner so lange, bis er diesen in Position manövriert hatte, und glitt dann, dem Feind mit dem scharfen rechten Horn die Flanke ritzend, behende nach einer Seite ab. Auf diese Weise überrumpelte er zahlreiche Bullen, mußte aber auch selbst Treffer einstecken. Zwei seiner Rippen waren gebrochen, die Spitze des linken Horns gekappt.
    In diesem Jahr behauptete die Leitkuh ihre Führungsposition, und sogar widerspenstige Bullen wie der kohlschwarze fügten sich ihr und schlossen sich bereitwillig dem Marsch nach Süden zu ihrem vertrauten Territorium an. Der junge Bulle marschierte mit Rufus, und die beiden, der jüngere nunmehr ebenso schwer wie der ältere, bildeten ein herrliches Paar.
    Bisons haben jedoch ein äußerst kurzes Erinnerungsvermögen, daher erblickte der jüngere Bulle auch in dem älteren schon längst nicht mehr seinen Beschützer. Jene albernen Kindertage hatte er vergessen. Für ihn war Rufus nur noch der befehlshabende Bulle dieser Herde, der einzige, der während der Brunftzeit nicht besiegt worden war. Und damit begann auch das Problem, denn als der Kohlschwarze sechsjährig war, wollte er endlich eigene Kühe haben, andernfalls wäre er sich

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