Colorado Saga
fragte Grebe.
»Sie kommen hierher und teilen es mir mit. Sie legen Ihre Hand auf diese Bibel und beschwören Ihre Besitznahme. Damit gibt sich die Regierung zufrieden, weil wir wissen, daß Sie alle gute Christen sind.« Und in dieser formlosen Weise ließen Earl und Alice Grebe ihre Absicht, eine Heimstätte zu erwerben, zu Protokoll nehmen.
Bei den Volkemas war die Prozedur ein wenig anders, denn nachdem Magnes und Vesta auf ihre 320 Morgen
Anspruch erhoben hatten, gaben sie ihrem Sohn einen Wink vorzutreten. »Ich erhebe Anspruch auf die 320 Morgen nördlich von der Parzelle meines Vaters«, sagte der Junge, und Walter Bellamy blieb der Mund offen stehen, denn nach dem Gesetz mußte ein Heimstättensiedler über einundzwanzig sein, und dieses Milchgesicht sah nicht danach aus.
Doch bevor Bellamy noch einen Einwand erheben konnte, trat die Tochter der Volkemas vor - ein schlankes Mädchen, das unmöglich schon einundzwanzig Jahre sein konnte - und erhob Rechtsanspruch auf die 320 Morgen südlich der Parzelle ihrer Eltern.
»Seid ihr jungen Leute über einundzwanzig?« fragte Bellamy, und die beiden, die nicht vergessen hatten, was in ihren Schuhen geschrieben stand, antworteten mit Ja. Das war Bellamy zuviel. Er nahm seine Bibel und ließ sie ihre Hände darauf legen. »Schwören Sie bei Gott dem Allmächtigen«, fragte er sie mit Grabesstimme, »daß Sie über einundzwanzig sind?« »Ich schwöre«, antwortete der Junge.
»Ich schwöre«, antwortete das Mädchen.
»Also mehr kann ich wirklich nicht tun«, sagte Bellamy achselzuckend und trug ihre Ansprüche ein. Jetzt umfaßte der Besitz der Volkemas 960 Morgen, und es war ihre Absicht, noch viel mehr dazuzuerwerben.
Das 1909 abgeänderte Heimstättengesetz aus dem Jahre 1862 verpflichtete einen Siedler, ein Haus im Mindestausmaß von vier mal fünf Meter zu errichten, das man im allgemeinen Sprachgebrauch als »Vier-mal-Fünfer-Haus« bezeichnete.
Die Volkemas schnitzten sich ein paar kleine Holzhäuser, vier mal fünf Zentimeter groß, und als sie vier Wochen später wieder bei Bellamy erschienen, um ihn von der Besitznahme ihres Landes in Kenntnis zu setzen, versicherten sie ihm, daß sie ein Vier-mal-Fünfer-Haus besäßen. Das gleiche tat ihr Sohn, das gleiche tat ihre Tochter. Und Bellamy blieb nichts anderes übrig, als dies als Beweis ihrer Besitznahme zu akzeptieren.
Die Larsens machten es anders. Mervin Wendell hatte schon vor Jahren einen Bautischler angewiesen, ihm ein Haus im Ausmaß von vier mal fünf Meter schlecht und recht zusammenzuzimmern und auf einer Art Schlitten zu montieren, der sich von einer Parzelle zur anderen befördern ließ. Dieses Haus vermietete er an die neuen Siedler - um fünf Dollar für vierundzwanzig Stunden -, und sobald die Kabuse auf ihrem Grund stand, konnten sie reinen Herzens beschwören, daß sie ein vier mal fünf Meter großes Haus auf ihrer HalfSection hatten. Sobald ihre Erklärung abgegeben war, wurde der Schlitten auf die nächste Parzelle gebracht. Die Grebes waren für solche Kniffe nicht zu haben. Falsch zu schwören wäre unvorstellbar für sie gewesen, denn sie glaubten, daß Gott alles sah, wie sie taten, und daß sie das Wagnis, das sie jetzt unternahmen, nur mit Seinem Beistand erfolgreich zu Ende führen konnten. Darum weigerten sie sich, von Mervin Wendells Haus auf dem Schlitten Gebrauch zu machen, und wiesen auch Vesta Volkemas gut gemeintes Geschenk eines Spielzeughauses zurück. Sie wollten ein Haus auf ehrliche Weise bauen.
Earl kaufte zwei Holztüren, zwei Türstöcke und drei Fensterrahmen. Der Zimmermann lieferte sie auf die Parzelle, wo Grebe und zwei Jungen aus dem Dorf Rasenziegel für die Wände ausschnitten und flache Steine für die Fußböden sammelten. Als sie alles beisammen hatten, ritten Grebe und die Jungen in das niedere Hügelland nördlich von Rattlesnake Buttes, um Stangen- und Sparrenholz zu holen, und nach zwei Monaten harter Arbeit hatten die Grebes ihr Grashaus. Wegen der ungleichmäßigen Konsistenz und Tönung der Erde sah das Haus nicht sehr ansprechend aus, aber es war überraschend gemütlich, eine niedere, kompakt gebaute Heimstätte, die sicheren Schutz vor dem Wind und gelegentlichen Regenfällen bot. Als es fertig war, luden sie einen Geistlichen aus Centennial ein, um es zu segnen. Der Geistliche kam mit Walter Bellamy und zelebrierte einen feierlichen Gottesdienst. Es war ein aufregender Tag, der Beginn eines neuen Lebens, doch als er zu Ende ging,
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