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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Land kaufen und in oder nahe der Stadt wohnen. Er konnte das Land drei Jahre lang bewirtschaften, worauf ihm eine HalfSection, dreihundertzwanzig Morgen, unentgeltlich zugesprochen wurde. Oder er konnte das Land schon nach vierzehn Monaten von der Regierung kaufen, ein Dollar fünfundzwanzig der Morgen.
    Mervin Wendell tat, was er konnte, um viele zu überreden, letztere Möglichkeit zu nutzen, denn sobald sie Rechtsanspruch auf das Land besaßen, durften sie es verkaufen. Ihm wieder lag daran, möglichst viel Land von ihnen zu erwerben; er zahlte ihnen einen Dollar fünfundsiebzig pro Morgen und verkaufte dann um sieben oder acht Dollar weiter. Er war daran interessiert, daß die Neuankömmlinge ihr Land vierzehn Monate lang bewirtschafteten und dann aufgaben, denn wo sie scheiterten, erntete er goldene Früchte.
    Bei diesen ersten Trockenbodensiedlern war er doppelt sicher, daß viele von ihnen den Mut verlieren würden. Dieses großgewachsene Mädchen, das mit Brumbauch gesprochen hatte - sie würde nicht lange durchhalten. Auch nicht die Frau des Pastors und auch nicht die junge Frau mit den zwei Kindern. Er hatte von solchen gescheiterten Menschen schon oft um fünfundzwanzig Cents den Morgen zurückgekauft, und er würde es wieder tun.
    Seine Taktik bestand also darin, die Siedlerfamilien mit allen Mitteln dazu zu bringen, Anspruch auf ihr Gratisland zu erheben, und sie zu bedauern, wenn sie die Flucht ergreifen wollten. Er hängte sich mit Vorliebe an die Frauen an, stärkte zuerst deren Selbstvertrauen und versicherte sie seines Mitgefühls, wenn die schlechten Jahre kamen. So erwarb er riesige Areale. Wie ein Schakal trieb er sich um die Siedlungen herum, um im gegebenen Moment nach dem herrenlosen Gut zu schnappen.
    Laut hupend kamen die Mietautos auf dem Platz zwischen den zwei Steinhäusern zum Stehen, und Mervin Wendell kletterte auf eine Holzkiste, um zu erklären, wie es weitergehen sollte:
    »Das wird Ihre neue Stadt sein. Diese Scheune wird zu einem erstklassigen Gemischtwarenladen umgebaut, wo Sie ein fast ebenso reichhaltiges Angebot finden werden wie in Chicago. Dieses runde Ding da drüben wird noch dreißig Meter in die Höhe klettern und Ihnen als Silo zur Verfügung stehen, wo Sie Ihren Weizen lagern werden. Da oben kommt der Bahnhof hin. Und in diesem Haus finden Sie den Leiter des Grundbuchamtes, der Ihnen so viele Morgen Land geben wird, wie Sie nur haben wollen. Die freien Parzellen erstrecken sich nach allen Richtungen, aber ich sage Ihnen ganz offen: Wenn ich die Wahl hätte, ich würde eine dieser Half-Sections im nordöstlichen Sektor nehmen, jenseits von Rattlesnake Buttes.« Hier brach er in unbeschwertes Lachen aus und fügte erklärend hinzu: »Als hier noch die Indianer lebten, gab es Klapperschlangen auf den Spitzkuppen. Jetzt sind die Indianer fort und auch die Klapperschlangen. Nur noch die Baptisten sind geblieben, und die machen uns auch genügend Kummer.« Nervös belachten die Frauen seinen Scherz.
    »Die Automobile werden jetzt in verschiedene Richtungen fahren, und es steht Ihnen frei, das Land in aller Ruhe in Augenschein zu nehmen. Sobald Sie Ihre Wahl getroffen haben, kommen Sie wieder hierher zurück und sprechen mit meinem guten Freund Walter Bellamy.« Er rief den Leiter des Grundbuchamtes aus dem Haus. Es erschien ein sonderbarer junger Mann, dürr wie eine Bohnenstange, linkisch und unbeholfen wie ein Kind. Er hatte rotes Haar und trug eine grüne Augenblende, um seine blaßblauen Augen vor der Sonne zu schützen. Er war vierundzwanzig Jahre alt und hatte das Grinnell-College in Iowa absolviert. Schüchtern und von seinen Fähigkeiten alles andere als überzeugt, war er nach dem Westen gegangen, um dem Zwang seiner Familie zu entkommen. Die ruhige Stellung als Leiter des Grundbuchamtes, die er durch Zufall gefunden hatte, behagte ihm.
    »Zeigen Sie den Herrschaften die Karten«, wies Wendell den jungen Mann mit einladender Geste an, und Bellamy rollte die Vermessungspläne auf: Verwaltungsbezirk 10 Nord, Ortungsbereich 60 West, mit der Stadt Line Camp auf Section 22 und dem Schulbezirk auf den Sections 16 und 36.
    Die Bauern konnten feststellen, daß in diesem Verwaltungsbezirk die meisten der Half-Sections -jene Parzellen im Ausmaß von 320 Morgen, die den Heimstättensiedlern als Freiland zugesprochen wurden
    - bereits vergeben waren; nicht ahnen konnten sie, daß sie bereits Mervin Wendells Eigentum waren, der durchaus bereit war, sie ihnen mit Gewinn zu

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