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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Nur weil ihm ein paar lumpige Dollar Bargeld fehlten, lief ein Farmer Gefahr, einen Hof zu verlieren, der viele Tausende wert war. Es war ein verrücktes System, von Idioten erdacht, von Banken ausgeführt, aber es entsprach der amerikanischen Wirklichkeit, und kein einzelner Farmer konnte etwas dagegen ausrichten.
    Und nun löste das entsetzliche Wort »Zwangsverpfändung« Schrecken im Herzen der Grebes aus. In den guten Jahren, als Geld noch reichlich vorhanden war, hatten sie eine Half-Section von Mervin Wendell gekauft und waren sich dabei noch besonders klug vorgekommen, weil sie ihn dazu überredet hatten, einen Teil der Kaufsumme in der Höhe von tausend Dollar in Form einer Hypothek mit fünf Prozent Zinsen per Annum zu akzeptieren. »Gefundenes Geld!« hatte Earl sich begeistert. Mit goldenem Weizen auf vierhundert Morgen Land, der Scheffel zu zwei Dollar, besaßen die Grebes eine Goldgrube. Mit dem Geld hatten sie dann ihren, wie in der Broschüre zu lesen stand, »stattlichen Wohnsitz« errichtet. Sie hatten auch die Hypothek abgezahlt, doch kaum war dies geschehen, als Mervin Wendell mit der freudigen Botschaft erschien, er könne ihnen auch noch weitere dreihundertzwanzig Morgen verkaufen. Wieder zeigte er ihnen sein Entgegenkommen, indem er ihnen abermals eine Hypothek auf tausend Dollar gewährte, doch als dann die Papiere zur Unterschrift vorlagen, stellte sich heraus, daß er die Hypothek nicht auf das ihnen eben verkaufte Land, sondern auf den ganzen Besitz eingetragen hatte.
    Jetzt, in den schlechten Jahren, zu einer Zeit, wo einfach kein Geld im Umlauf war und sie ganz gewiß keines zu erwarten hatten, schuldeten sie Mervin Wendells Sohn Philip eintausend Dollar. Die Zinsen betrugen nur fünfzig Dollar im Jahr solange sie diesen Betrag zahlen konnten, hatten sie nichts Schlimmeres zu befürchten, sie brauchten die Hauptschuld nicht abzutragen. Doch die Zinsen mußten sie berappen, auch wenn sie die Schuldverschreibung eingegangen waren, als es reichlich Dollar gegeben hatte, und sie fällig wurde, als keine aufzutreiben waren.
    »Es ist so unfair«, meinte Alice Grebe, als die Familie sich zusammensetzte, um zu beratschlagen, wie sie die ihnen drohende Gefahr abwenden sollten. »Er hat die Hypothek statt auf das Land, das wir ja zurückgeben könnten, wenn es sein muß, auf das Haus eintragen lassen, auf das Haus, mit dem wir stehen und fallen. Du mußt in dieser Sache etwas unternehmen, Earl.«
    Er besuchte Philip Wendell in seinem neuen Büro in der Nähe des Bahnhofs und versuchte, den Irrtum aufzuklären. »Sicher wollte Ihr Vater die Hypothek auf das Land eintragen lassen«, sagte er, doch der neue Chef der Firma Wendell, Immobilien, zeigte sich unnachgiebig - höflich, aber unnachgiebig: »Ich bin ganz sicher, daß mein Vater nie so unbedacht gehandelt hätte. Die Zeiten sind schlecht, und da ist es ganz natürlich, daß Sie diese Transaktion jetzt in einem Licht sehen, wie es Ihren Interessen am besten entspricht. Ganz gewiß werden wir wieder Regen bekommen, und Sie brauchen nur die Hypothek abzulösen, und diese kleine Unstimmigkeit ist aus der Welt geschafft.«
    An diesem Abend sammelte Earl Grebe seine Familie um sich und sprach in ernsten, harten Worten zu ihnen. Seine Frau Alice war in diesem Herbst fünfunddreißig Jahre und schien auf alle Heimsuchungen, die ihnen bevorstehen mochten, vorbereitet zu sein. Sie lebte noch in einem Zustand der Spannung, und ihre Tatkraft war nie erlahmt. Ihr Sohn Ethan, ein intelligenter Junge, war zwölf Jahre alt und arbeitete gern. Ihre Tochter Victoria war ein großgewachsenes, stilles Mädchen, ihrer Mutter sehr ähnlich, der zweijährige Tim hingegen ein ausgelassenes kleines Kerlchen. Er saß auf seiner Mutter Schoß, als die Besprechung ihren Anfang nahm.
    »Er ist darauf aus, uns den Hof wegzunehmen«, sagte
    Grebe. »Ich konnte es in seinen Augen sehen. In allem, was er tat.«
    »War er so unerbittlich?« fragte Alice.
    »Er hat bereits in drei Fällen Zwangsvollstreckungsklagen erhoben, und wir sollen die nächsten sein.«
    »Er ist nicht bereit, die Hypothek auf das Land zu übertragen?«
    »Er hat mich angeschaut und ohne mit einer Wimper zu zucken erklärt, er sei sicher, sein Vater hätte sich nicht geirrt.«
    »Wir hätten uns einen Anwalt nehmen sollen«, sagte Alice und biß sich auf die Lippen, um die Tränen zurückzuhalten.
    »Ich habe nicht gedacht, daß man einen Anwalt braucht, wenn man es mit einem anständigen Menschen zu tun

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